Das Navigationssystem feiert Geburtstag
Wetzlar/München - Das Navigationssystem feiert Geburtstag. Seit zehn Jahren sorgen die elektronischen Pfadfinder mit Satellitenpeilung und digitalen Landkarten dafür, dass Autofahrer auf dem richtigen Kurs bleiben.
Mittlerweile führen die Systeme nicht mehr nur zum Ziel, sondern seit 1997 auch am Stau vorbei und auf Wunsch zu etlichen Sonderzielen wie Restaurants und Boutiquen.
Zwar wurde das erste System nach Angaben von Pressesprecher Stefan Beckmann bereits 1981 bei Honda in Japan eingesetzt. Doch in Europa begann der schleichende Abschied von Stadtplan und Straßenkarte Ende 1994 mit dem Debüt des CARIN-Systems im damals neuen 7er von BMW.
Seit der Premiere ist der Markt für Navigationssysteme enorm gewachsen. So wurde in Deutschland nach Angaben des ADAC in München im vergangenen Jahr jeder zehnte Neuwagen mit einem elektronischen Routenplaner ausgeliefert. Und die Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) in Frankfurt schätzt, dass bereits 2,5 Millionen Deutsche auf die elektronische Wegweisung vertrauen.
Auch die Leistung der Systeme ist stetig gestiegen: «Während die Berechnung einer 400 Kilometer langen Route 1994 noch 35 Sekunden dauerte, kennen unsere neuen Systeme heute den Weg bereits nach wenigen Augenblicken», sagt Eva Appold, Pressesprecherin des Zulieferers Siemens VDO Automotive in Schwalbach. «Außerdem führen die elektronischen Pfadfinder die Autofahrer seit 1997 mit dem Traffic Message Channel (TMC) an Verkehrsbehinderungen vorbei.»
Europa gilt als komplett «digitalisiert»: «Heute können etwa 290 Millionen Europäer in 21 Ländern von Andorra bis zum Vatikan-Staat ihre Adresse mit Hilfe eines Navigationssystems finden», sagt Sigrid Bichler vom Kartenhersteller Teleatlas.
Der elektronische Beifahrer wird zusehends vom digitalen Reisebegleiter zu einem echten Lotsen durch die Risiken des Verkehrs, weil die Techniker die Navigationsdaten künftig für fortschrittliche Fahrer-Assistenzsysteme nutzen wollen. «So wird die Navigation den Fahrer künftig auf besonders kurvigen Strecken unterstützen, indem sie in einem ersten Schritt die aktive Steuerung des Kurvenlichtes übernimmt», erklärt Opel-Sprecher Manfred Daun in Rüsselsheim.
Dem Unternehmen zufolge könnten Navigationssysteme in der nächsten Entwicklungsstufe vor besonders engen Radien ein Warnsymbol im Cockpit oder im Head-Up-Display aufleuchten lassen. Und je nach Programmierung wäre dabei sogar ein geschwindigkeitsabhängiges Alarmsignal möglich, so dass der Fahrer nur dann gewarnt würde, wenn er tatsächlich zu schnell in die Kurve ginge.
Selbst vor der Motor- und Getriebesteuerung machen die Visionen nicht Halt: «Denn damit Fahrten im Gebirge ebenso viel Spaß machen wie auf dem platten Land, könnten zum Beispiel auf dem Weg in die Alpen schon bald die Schaltpunkte von Automatikgetrieben geändert oder die Kennfelder des Motors verschoben werden», erläutert Appold.
Viele dieser Denkansätze sind noch Visionen - weit weg von der Serienfertigung, so Alex Gerets, der beim Kartenhersteller Teleatlas die Datenbanken verantwortet. «Doch die digitalen Karten geben viele dieser Funktionen schon heute her.» Auch an der Darstellung der Navigationsdaten wird sich in Zukunft einiges ändern: Siemens VDO zum Beispiel hat jetzt auf einem Workshop in Paris das Konzept der «Augmented Reality» vorgestellt.
«Dabei bildet eine Kamera die Umgebung vor dem Auto ab, und mit Computerhilfe wird dann die Routeninformation in das Videobild integriert», beschreibt Unternehmenssprecher Enno Pflug das Konzept. Der Fahrer sieht auf dem Monitor oder dem Head-Up-Display die Welt aus dem selben Blickwinkel, mit dem er auch auf die Straße schaut. Das Kartenlesen entfällt.
Quelle: web.de