Ich habe in letzter Zeit von einigen Orten gelesen und gehört, die ich bisher noch nicht besucht hatte und hole das in diesem Urlaub nach. Da ich bestimmt sehr viele Hoodoos sehen werden, war nach “Hoodoo You Do” im Jahr 2004 der Name “Hoodoo You Two” naheliegend. Kenne ich eigentlich alles? Wenn nicht, will ich noch etwas sehen, was ich bisher noch nicht kenne? Reicht es nicht langsam mit meinen USA-Besuchen? NEIN. Ich habe mal wieder Lust sowohl dem Hoodoonismus fröhnen als auch die farbige Welt des Südwestens zu besuchen, z.B. White Sands - Blue Canyon - Yellow Rock - White Pocket - Red Cliffs. Mesa Verde passte farblich noch dazu, wo ich aber nicht hin will.....
Uli möchte im Moment lieber ruhigere Urlaube machen, nicht jeden Tag umziehen, keine langen Fahrten, weshalb ich mal wieder alleine auf Tour fliege. Spannende Frage vorher: Wohin? Zurück ab Las Vegas, das war einfach, aber hin? Tucson, El Paso, Albuquerque und Denver waren in der engeren Auswahl. Die Carlsbad Caverns und White Sands hätte ich gerne (schon zum 3. Mal, aber dann zum 1. Mal richtig) gesehen, über Albuquerque und Farmington ist man dann ruckzuck in Page, Uli’s Unlieblingsstadt. Hinflugort deshalb: El Paso, relativ nah an Carlsbad. Mit Delta über Atlanta gut fliegbar....
21.5.2008
Abflug in Düsseldorf fast pünktlich um 9:55, Flugzeit 9:14 Std. Ich sass wie immer auf Sitz 20 B am Notausgang mit angenehmer Beinfreiheit, neben einem Ami, der nach Hause flog und 96 "Kinder-Eggs" für die Geburtstagparty seiner beiden Gören bei hatte.
Erstaunlich, dass man sowas durch die Handgepäckkontrolle kriegt, das Zeug ist doch bestimmt ähnlich gefährlich wie Gel oder Shampoo. Die unfreundliche Immigration Offiziöse fragte mir noch mehr Löcher als gewöhnlich in die Socken. Nachdem sie die vielen USA-Einreisestempel in meinem Pass gesehen hatte, ging es los: Wann ich das letzte Mal im Land war, was mein Beruf ist, wieviel ich verdiene, wie viele $$$ ich mit habe, warum ich so oft in die USA komme, ob ich Verwandte im Land habe. Dann wollte sie mein Rückflugticket sehen. Papiertickets gibt es bekanntlich nicht mehr, ich gab ihr deshalb den Ausdruck meiner Reisebestätigung. Wo denn das Ticket wäre. Ich erklärte ihr, dass es sowas heutzutage nicht mehr gäbe und jeder mit E-Ticket fliegt, papierfrei. Sie sah mich nur verständnislos/gelangweilt an. Dann ging es endlich weiter. Linker Zeigefinger, rechter Zeigefinger, nicht in die Camera lächeln. Sie malte noch ein grosses A auf meine Zollerklärung und ich war im Land des unbegrenzten Blödsinns. Der Koffer war mittlerweile schon da, beim Zoll wurde ich zur Agricultural Control geschickt, wie vor mir zwei weitere Leute, die ein A auf dem Schein hatten. Die Zollmieze dachte also, ich würde gefährliche, explosive Würste oder Früchte einschmuggeln. Das hochexplosive Shampoo und die brandgefährliche Sonnencreme wurden im Koffer akzeptiert, mittlerweile achte ich ja darauf, dass diese Sachen nicht im Handgepäck sind. Mir war alles egal, ich hatte noch 4 1/2 Std. Zeit bis zum Weiterflug. Diese verbrachte ich mit einem Sam Adams und Sizzling Chicken & Cheese bei TGI Friday in Terminal E, dann ging ich zu den anderen Terminals, um mir den Flughafen mal in Ruhe anzusehen. Es gibt überall etwas zu futtern, an jeder Ecke eine Sportsbar oder ein Starbux sowie jede Menge Geldautomaten. Aus einem davon zog ich mir das erste Urlaubsgeld und bewunderte eine mir bekannte Landschaft.
Den Rest der Zeit verbrachte ich mit auf- und appigem Spazierengehen - bis die Socken qualmten, und dem Schreiben dieser Zeilen.
In einer Sportsbar wurde das Champions League Endspiel ManU:Chelsea gezeigt. Ich sah mir die 2. Verlängerung und das Elfmeterschiessen an. Das Heulsusenweichei Ronaldo hat seinen Elfer zwar verschossen, aber ManU trotzdem gewonnen. Die Amis haben bei jedem Tor gejubelt, auch wenn sie nicht wussten, worum es überhaupt ging. Abflug nach El Paso pünktlich um 6:49 - Ankunft um 7:39 Ortszeit, nach 2:50 Std. Flug, bei dem ich langsam müde wurde. Ich hatte ein kostenloses Upgrade in die 1st Class bekommen, dort aber weniger Platz als in der Exitreihe des vorherigen Fluges. Immerhin gab es Essen und Trinken umsonst.
Die Landschaft unter mir war die ganze Zeit über gut zu erkennen. Erst grün, dann gelb, dann nichts mehr. Im Gegensatz zum Landeanflug auf Las Vegas, wo es aussieht wie auf dem Mars, mit ein paar bunten Stipsern, sieht Texas einfach nur nach nichts aus, gar nichts. Völlig tot.
Das Lone Star Inn, das ich über hotels.com gebucht hatte, entpuppte sich als übelste Absteige, was aber für eine Nacht nicht schlimm war. Im nebenannigen Big K habe ich endlich mal wieder Arrowhead, mein Lieblingswasser gesehen und gleich 2 Sixpacks mitgenommen. Und eine Kühlbox. Die Temperatur war nicht so, wie ich es erwartet hatte. Keine extreme Hitze sondern angenehm, sogar mit kühlendem Wind. Die Hitzewelle der vergangenen Woche scheint weiter gezogen zu sein....
Natürlich bin ich am nächsten Morgen sehr früh wach. Das hatte ich aber auch eingeplant, ich hab ja schließlich Urlaub, da muss ich etwas schaffen und nicht meine Zeit im Bett vertrödeln. Mein Nachbar im Flieger gestern hat ziemlich dumm aus der Wäsche gekuckt als ich ihm erzählte, dass ich ein Tourist from Germany wäre und in El Paso Vacation machen würde, wenn auch nur für eine Nacht. Immerhin hatte er eine Broschüre, in der die “Attractions” der Stadt aufgeführt wurden. Ich fragte, welche Attraktionen das denn wären und bekam als Antwort: Es gibt nichts und schon gar keine Attractions.
Immerhin gibt es den Franklin Mountains State Park und den Transmountain Drive, eine nette Strecke durch die Berge.
Kurzer Blick auf meinen Arbeitsplatz. Der Hildebrandt Road Atlas und ein paar Zettel auf dem Beifahrersitz, der Beifahrergurt zwecks Entpiepung in der Fahrersitzschnalle, der iPod - mit 12.453 Liedern bestückt - in den AUX-Anschluss des Radios gestöpselt. Dieses war zwar ein Sirius-Satellite Radio, aber ich habe immer nur örtliche Sender reinbekommen - auf normalen Funkfrequenzen. Lal@ und Technik...
Auf dem Rücksitz neben diversen bunten Hemden zum Wechseln - damit ich auf Bildern und im Film nicht immer dasselbe an habe - der Rucksack und eine frisch gekaufte Kühlbox. Nicht zur Kühlung von diversen Bieren gedacht, sondern um die Videocamera nicht der Hitze auszusetzen. Ein VHS-Cassette reagiert bekanntlich sehr empfindlich darauf.
Erster Halt bei meiner Flucht aus El Paso waren die Begrüßungsschilder von Texas - diesen Staat verlasse ich glücklicherweise - und New Mexico, wo ich mich in den nächsten 5-6 Tagen aufhalten werde.
Nach einer halben Stunde Fahrt erreichte ich eine Station der Border Control, der Grenzpolizei. Was die hier mitten im Land zu suchen hat, ist mir etwas schleierhaft. Ob ich ein American Citizen wäre, fragte der Beamte. No. Passport please. Ich suchte und gab ihn ihm. Nach kurzem Blick hinein wünschte er mir einen schönen Urlaub. In den nächsten Tagen kam ich noch an mehreren dieser Stationen vorbei und hielt gleich bei der Anfahrt den Pass hinaus, das verkürzte die Wartezeit...
Woran erkennt man, daß man in New Mexico ist? An der Farbe und dem Baustil aller von Menschenhand geschaffenen Dinge, Adobe genannt. Nicht nur die indianischen Casinos....
Warum kommt jetzt eigentlich schon White Sands? Wollte ich nicht eigentlich erst in die Guadelupe Mountains und nach Carlsbad? Wollte ich, genau, hab’s mir aber anders überlegt. War mir irgendwie so viel Fahrerei, nur um die relativ uninteressanten Berge und eine weitere Höhle zu besichtigen. In den Carlsbad Caverns war ich vor vielen vielen Jahren schon, das sollte eigentlich reichen. Immerhin hat es damals zu einem Video über den Bat Flight gereicht. Bat out of Höhl.
Nach ca. 90 Meilen Fahrt erreichte ich Alamogordo, wo ich mir die International Space Hall of Fame angesehen habe, die hauptsächlich aus Bildern von Astronauten und Wissenschaftlern sowie diverser Pappraketen besteht. Die 6 $ Eintritt kann man sich sparen. Ich bin eigentlich nur reingegangen, weil das Wetter noch stark bewölkt und leicht regnerisch war.
Anschließend besuchte ich ein Outlet auf 2 Paar Turnschuhe. Aber danach war nichts mehr, Alamogordo ist nicht mit Las Vegas zu vergleichen, wo man auch bei schlechtem Wetter etwas unternehmen kann. White Sands musste also dran glauben, egal ob es regnete oder schneite. Ein kurzer Stop an der Tankstelle, der Tank war halb leer und das ist für mich ein Zeichen, wieder aufzufüllen. Benzinpreis? Um die 4 $, mir egal. Immer noch sehr viel billiger als in Deutschland und ich bin schließlich im Urlaub. Wenn ich sparen möchte, wäre ich zu Hause geblieben. Ein halbvoller Tank aufgefüllt kostet übrigens immer nur halb so viel wie ein leerer.
Fotografieren ist nicht leicht, weil man wegen der Helligkeit so gut wie nichts sieht und deshalb nicht vernünftig scharf stellen kann. Dem Autofocus geht es ähnlich, der weiß auch nicht genau, welches weiß scharf und welches unscharf sein soll. Gefilmt habe ich auch, aber auf gut Glück, dabei habe ich nämlich gar nichts gesehen. So habe ich wenigstens zu Hause eine Überraschung, ob es etwas geworden ist oder nicht. Ohne Sonnenbrille geht natürlich gar nichts, da kannst du dir anschließend eine Blindenbinde geben lassen....
Zweimal im Jahr wird das gesamte Areal geöffnet und man kann die Stelle besichtigen, wo damals Trinity, die Mutter aller Atombomben, gezündet wurde. Ich will das nicht, es geht aber auch nur im April und September.
Die Amis waren ja eigentlich ganz schön blöd, so etwas im eigenen Land zu machen, die Franzosen waren da sehr viel cleverer, die haben zwar den halben Pazifik radioaktiv verseucht, dafür aber das eigene Land strahlenfrei gelassen. Aber die Amis waren schon immer etwas neurotisch, was die Geheimhaltung betrifft und haben es deshalb lieber vor der eigenen Haustür explodieren lassen. Die schönsten Fotos entstehen angeblich morgens und abends, wenn durch veränderte Lichtbedingungen interessante Farben und Schatten entstehen. Also nicht, wie auf den bisherigen Bildern, zur Mittagszeit, da kann man so gut wie keine Einzelheiten erkennen.
Aber bis zum Sonnenuntergang hätte ich 6 Stunden bleiben müssen, ohne zu wissen, ob die Sonne abends wirklich da ist. Picknickplätze befinden sich nahe dem Ende der Straße. Alle Plätze haben Tische, Grillmöglichkeiten und Toiletten. Trinkwasser ist nur im Besucherzentrum vor dem Eingang erhältlich.
Mein Fazit zu der weißen Wüste: Nett, sehr schön, aber nach 1-2 Stunden hat man eigentlich alles gesehen, vor allen Dingen, wenn man Trails wie den Alkali Flat Trail wegen zu starken Windes nicht gehen kann. Ansonsten sehen die grünen Pflanzen im weißen Umfeld sehr fotogen aus, aber nach dem 20. Foto hat man auch davon genug. Also: Man sollte es gesehen haben, unbedingt, braucht aber keinen ganzen Tag dazu. Außer man ist Fotograf und muss den Sonnenauf- und untergang knipsen.
Sand mitnehmen ist leider verboten, damit nicht irgendwann alles leergesandet ist. Oder wg. der sehr hohen Radioaktivität. Ist mir aber egal, wo bekommt man schon so weißen Sand für die Sandsammlung sozusagen frei Tüte geliefert....
Bei einem Autoausstieg kam eine Böe und klappte die Fahrertür bis zum Anschlag auf, die danach ein paar merkwürdige Geräusche von sich gab. Ich fuhr nach insgesamt 4 weißsandigen Stunden noch 80 Meilen bis Las Cruces, wo ich im dortigen Super 8 Motel übernachtete. Essen gab’s auch, eine sehr gute Clam Chowder und eine Fried Seafood Platter, die nicht ganz so gut war, beim Red Lobster.
Beim anschließenden Besuch im Target-Supermarkt fiel mir auf, dass an der Kasse grüne Jutetaschen verkauft wurden, mit der Erklärung: Kann mehrmals genutzt werden. Und der Zusatz: Think Green. Erstaunlich, auf welche Ideen die Amis mittlerweile kommen. Aber wahrscheinlich nur, weil der Spritpreis so hoch ist. Beim Duschen fiel mir auf, dass das Duschwasser ziemlich schwarz war, obwohl ich den Tag in weißem Sand verbracht habe. Komisch.....
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