Wasser für LV

  • Ja in der Tat. Die Wasserkrise spitzt sich zu, aber weiter wird munter Wasser verschwendet. Da der Lake P. seine Pflichtmengen bereits abgeführt hat, könnte es in naher Zukunft eng werden.


    Was dann passiert weiss noch keiner so genau, ausser es wird bestimmt jemand verklagt.


    http://www.lasvegassun.com/ bietet immer gute Artikel zu dem Thema.


    Heute spielt Wasser übrigens keine Rolle in LV.


    Bush und Kerry kommen in die Stadt, gilt doch Nevada als einer heiss umkämpftesten Staaten. Ob sie wohl Wasser versprechen?

  • ...Oder er kriegt Tomaten auf die Augen...und dann regnet es Ketchup...
    wer weiss... :19[1]:
    Liebe Grüsse
    Rüdiger

    Einsicht ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.
    Bei Stammtischtreffen dabei

  • Hi folks,


    zum Thema vielleicht einige Grundlagen:


    Das hat folgenden rechtlichen Zusammenhang. In 1922 wurden Grundlagen für die Verteilung des Wassers gelegt - der "Colorado River Compact" auch bekannt als "Law of the River". Das regelt, wer welche Wassermengen nutzten darf. Beteiligt sind alle Staaten des "Colorado River Basin" mit der Aufteilung in Upper - und Lower Basin.


    Upper Basin sind im Prinzip die Lieferanten, Lower Basin die Verbraucher ohne wesentlichen eigenen Zuflussanteil. Die Grenze liegt bei Lee´s Ferry.


    Festgelegt ist, welche Wassermengen dem Lower Basin (Arizona, California, Nevada, später kam Mexico hinzu) vom Upper Basin (Wyoming, Utah, New Mexico, Colorado) zur Verfügung gestellt werden müssen. Um Schwankungen der Wassermenge auszugleichen, wurden im Lower Basin Lake Mead, an der Untergrenze des Upper Basin Lake Powell angelegt. Lake Powell dient als Puffer und muss jährlich 8,230,000 acre feet Wasser abgeben. (1 af ist das Wasser, das 1 acre = ca 0.4 Hektar 1 Fuss hoch mit Wasser bedeckt - entspricht grob 1.200 Kubikmeter) Dem Upper Basin stehen 5,5 Mio af zu.


    Der Gesamtverbrauch beziffert sich somit auf 13,75 Maf/Jahr (million acre feet), in den beiden Reservoirs Powell und Mead verdunsten zusätzlich ca. 1MAF/Jahr, so dass rund 14,75 MAF/Jahr verfügbar sein müssten.


    Den Abgabemengen liegen heute unhaltbaren Annahmen über die zur Verfügung stehenden Zuflussmengen zugrunde, die aber in der 2. Hälfte des 20. Jh. tatsächlich verfügbar waren. Historisch fundierte Untersuchungen mit Dendochronologie belegen , dass es sich dabei um eine untypische "Nasszeit" handelte. Das war zum Bauzeitpunkt des Glen Canyon Dams bekannt. Daraus wurden keine Konsequenzen gezogen. In den letzten 5 Jahren standen tatsächlich im Durchschnitt nur ca. 10 MAF zur Verfügung, langfristig kann aber wahrscheinlich nur mit 7MAF gerechnet werden. Die Differenz zwischen tatsächlichem Verbrauch und Zufluss seit 1999 stellt in erster Näherung das Volumen dar, um das Lake Powell und Mead abgesunken sind.


    Für jedes Reservoir im Lauf des Flusses sind Abgabemengen festgelegt, auch Lake Mead kann den Abfluss nicht stoppen. In Mexico kommen noch 8% der geregelten Wassermenge an. Da dieses vollständig verbraucht wird, mündet der Colorado River heute zumeist nicht mehr in den Golf von Mexico. Was damit weiter geschieht ist durch Regeln der einzelnen Staaten und Verbrauchern wie Industrie, Städten, Landwirtschaft abgestimmt. Bestimmte Verbraucher wie die Landwirtschaft haben bei Verknappung Vorrang . Daher hat L.V. keine Chance. Steht nicht genug Wasser zur Verfügung, wird hier zuerst abgestellt.


    Muss nun Glen Canyon Dam weiterhin die festgelegten Abgaben leisten, ist er in 3-4 Jahren leer. Heute schon besteht kurioserweise Wasserknappheit, aber nicht etwa bei den Verbrauchern im Lower Basin, sondern wegen der Abgabeverpflichtungen bei den Erzeugern, z.B. in Colorado während Las Vegas weiter verbrauchen darf wie bisher.


    Was speziell Las Vegas betrifft:
    Nevada hat Wasserrechte von 300.000 AF/Jahr. 99% dieses Wassers verbraucht die Stadt Las Vegas, die damit über 97% ihres Bedarfs deckt.


    L. V. hat von allen Städten des amerikanischen Westens den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch (und damit vermutlich den höchsten Verbrauch weltweit überhaupt!), obwohl es in einem der trockensten Gebieten der USA liegt. L.V. verbraucht 1.162 Liter Wasser pro Person/Tag (in Deutschland im Mittel unter 150 Liter/Tag - andere US-Städte im Mittel unter 500 Liter/Tag). Bemerkenswert ist, dass nach den Zahlen nicht die Casinos das Problem sind, sondern das Umfeld, das man geschaffen hat. Natürlich ist das auch ein psychologisches Problem - die Casinos gaukeln heile Welt im Überfluss vor. Dieses "unsoziale" Verhalten der Stadt stösst auf immer schärfere Kritik. Das hat im Dezember 2002 dazu geführt, dass man erste Wasser-Rechte verlor, - auch weil es juristische Bindungen an California gibt.


    Seit ca. einem Jahr gilt nun in L.V. der sog. "Drought Alert". Das hat Konsequenzen:
    - Verbot der uneingeschränkten Neuanlage von Grünflächen an Privathäusern und Businesses. Z.B. darf bei Privathäusern nur noch 50% der gestaltbaren Gartenfläche mit Rasen besät werden. Vorgartenrasen ist vollständig verboten.
    - Hausbesitzer erhalten Prämien, wenn sie bestehenden Rasen vernichten.
    - Autowaschen privat ist untersagt.
    - Businesses müssen heftige Strafen zahlen, wenn sie ihr individuelles Water Budget überschreiten. Jede Überschreitung verdoppelt den Wasserpreis für die gesamtmenge automatisch, ab einer Überschreitung um 40% verachtfacht sich der Wasserpreis.
    - Springbrunnen und Wasserspiele dürfen nur noch betrieben werden, wenn ihre Grundfläche maximal 25 square feet beträgt. Eine Ausnahme erhielten Resorts, z.B. das Bellagio zugestanden - deren Dancing Waters wurde aber ebenfalls auf 200 square feet begrenzt.
    - Luftbefeuchter dürfen nur noch sehr restriktiv dort eingesetzt werden, wo ihre Benutzung aus Gesundheitsgründen (Krankenhäuser) unumgänglich ist.
    - u.a.m.


    Im Dezember 2004/Januar 2005 muss der Status auf "Drought Emergency" gewechselt werden. Da dies gesetzlich festgelegt und an den pegel des Lake Mead gekoppelt ist gibt es dazu keine Alternative. Die dann greifenden Regelungen werden von einem Katastrophen-Kommitee im Einzelfall festgelegt.


    Interessant ist auch, wie das dem Lake Mead entnommene Wasser in L.V. eingesetzt wird:


    Irrigation: 47% Water Waste: 23% Toilet: 8% Laundry: 6%
    Other Indoor Use: 6% Faucet: 5% Shower: 5% (alle Zahlen von der South Nevada Water Authority) Da Irrigation in L.V. ja kaum Landwirtschaft bedeutet, wird klar, wieviel Wasser zur Erhaltung des Stadterscheinungsbildes verbraucht wird. Selbst wenn man der Bevölkerung zuhause einen laschen Umgang mit Wasserressourcen unterstell, wenden immer noch 70% der Wassers für mehr oder weniger nicht lebenswichtige Verbräuche aingesetzt. Das belegt, welche umweltpolitische Katastrophe die Stadt darstellt.


    Kommt es nun dazu, dass man sich den tatsächlichen gegebenheiten anpassen muss, dann wird L.V. sehr schlechte Karten haben. Ebenfalls gesetzlich festgelegt ist, dass agriculture eine Vorrangstellung geniesst und hier hat L.V. so gut wie nichts vorzuweisen.


    Die Verantwortlichen der SNWA (Southern Nevada Water Authority) suchen nach neuen Wasservorkommen in den dünn besiedelten Gebieten nördlich der Stadt. das hat schon zu ersten Konflikten mit der dort ansässigen Bevölkerung geführt - Suchtrupps wurden mit Gewalt vertrieben.


    Las Vegas kommt also in die Diskussion - als Beispiel für extreme Wasserverschwendung, Überbevölkerung und bedrohlichen Expansionsdrang. Das Innenministerium der Vereinigten Staaten hat ein Szenario ausarbeiten lassen und über das Bureau of Relamation veröffentlicht, das vor drohenden Konflikten um den knapper werdenden Rohstoff warnt - allerdings auch noch in 9 weiteren Ballungsgebieten.


    Siehe dazu:
    http://www.doi.gov/water2025/water2025-report/page1.html


    Man ist sich inzwischen mehr oder weniger darüber einig, dass die Grenzen erreicht, wenn nicht sogar überschritten sind. L.V. muss ab ca. 2006 mit halbierter Wassermenge rechnen. Damit dürfte das von manchen Stadtentwicklern immer noch geplante Wachstum auf ca. 3,5 Millionen Einwohner ad acta gelegt werden müssen, denn Wasser dafür wird kaum zu erlangen sein oder nur gegen den erbitterten Widerstand der Bevölkerung betroffener Gebiete. Klar ist, jede Gallone für L.V. muss anderen Menschen abgenommen werden.


    Fragt sich, wie lange die Bevölkerung die Ignoranz der L.V. - Enthusiasten noch hinnimmt. Von einem Rancher, dem sein Vieh wegstirbt, falls er es nicht rechtzeitig verkauft und der damit auf jeden Fall seine Existenz verliert, Toleranz zu erwarten, dürfte verfehlt sein.


    Man muss sich auch darüber im Klaren sein, dass Staaten wie Utah inzwischen über Dreiviertel ihres Bruttosozialprodukts mittels Tourismus erwirtschaften. Auch hier ist nicht davon auszugehen, dass man die eigene Lebensgrundlage freiwillig opfert.


    Der Vorwurf der nicht umweltverträglichen Besiedelung trifft natürlich auch andere Ballungsgebiete wie z.B. Phoenix. Aber nirgendwo ist das Problem derart evident wie in L.V.


    Lang, ich weiss!


    Gruss


    Rolf

  • Zitat

    Original von Peter
    Sehr lang.


    Hätt´s ein link nicht getan?


    Peter wennst es nicht schreiben mußt is ja net so schlimm - oder? 8)

  • Zitat

    Original von Peter
    Sehr lang.


    Hätt´s ein link nicht getan?


    NEIN


    Denn nicht jeder kann so gut englisch um alles zu verstehen.
    Danke Hatchcanyon :019[2]:

  • also mir ist ehrlich gesagt eine gut recherchierte/geschriebene hier gepostete Zusammenfassung (auch so eine lange) lieber als x Links (die ich nämlich meist gar nicht anklicke...)
    entweder ich krieg hier was zu lesen, oder ich lass es (Reiseberichte mal ausgenommen...).


    also thanx, Hatchcanyon!


    Worunter fällt eigentlich das Swimming Pool-Wasser, unter Waste Water?

  • Zitat

    Original von Hippo
    also mir ist ehrlich gesagt eine gut recherchierte/geschriebene hier gepostete Zusammenfassung (auch so eine lange) lieber als x Links (die ich nämlich meist gar nicht anklicke...)
    entweder ich krieg hier was zu lesen, oder ich lass es (Reiseberichte mal ausgenommen...).


    also thanx, Hatchcanyon!


    Worunter fällt eigentlich das Swimming Pool-Wasser, unter Waste Water?


    In diesem Fall ist es sicherlich in Ordnung sich auf eine gepostete Zusammenfassung zu verlassen. Aber ansonsten halte ich nichts davon, man sollte immer selber der Sache auf den Grund gehen und sich eine eigene Meinung bilden. Aus diesem Grunde sind mir Links lieber.


    Ich habe kuerzlich gelesen, dass es in Las Vegas weniger Wasser braucht einen Pool zu haben, als diese Flaeche bewaessern zu muessen. Natuerlich gaebe es auch noch andere Moeglichkeiten... ;)

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