Flüge in die USA werden billiger

Neues Luftfahrtabkommen in Kraft
Flüge in die USA werden billiger
Washington (RPO). Ab sofort dürften Flüge in die USA einfacher und billiger werden. Sonntag tritt ein neues Luftfahrtabkommen zwischen den USA und der Europäischen Union in Kraft. Durch "Open Skies", so der Name, soll es mehr Auswahl und günstigere Flüge geben. Ein paar Probleme gibt es dennoch.

Mehr Auswahl bei Flügen: Flugreisende haben künftig mehr Auswahl bei Reisen in die USA. Denn erstmals können europäische Airlines von allen europäischen Flughäfen aus sämtliche Ziele in den USA ansteuern. Bisher hatten Deutschland und die meisten EU-Länder nur bilaterale Abkommen mit den USA. Die Lufthansa könnte dann etwa von London aus Direktflüge nach Washington anbieten, British Airways auch Flüge von Frankfurt am Main.

Billigere Tickets: Nach Einschätzung der EU-Kommission könnten Flüge in die USA "deutlich" billiger werden. Grund ist der größere Wettbewerb zwischen den Fluggesellschaften, die sich nun gegenseitig unterbieten können. Insgesamt beziffert Brüssel den Nutzen für die Verbraucher in den nächsten fünf Jahren auf bis zu zwölf Milliarden Euro.

Klimaschutz: Für das Klima ist die massive Ausweitung des Flugverkehrs eine schlechte Nachricht. Allein bei einem Hin- und Rückflug von Frankfurt am Main nach Washington fallen pro Passagier 4300 Kilo Kohlendioxid (CO2) an. Das sind doppelt so viele Emissionen wie bei einem Jahr Autofahren. Einen Ausgleich will die EU über eine mögliche Einbindung der Luftfahrt in den Emissionshandel schaffen. In den USA stößt das auf Kritik.

Strengere Sicherheitsregeln: Noch nicht endgültig geregelt über das Abkommen sind Sicherheitsfragen. Zwischen Washington und Brüssel gibt es Streit über die US-Forderung, auf allen Flügen von der EU in die USA bewaffnete Flugbegleiter (Sky Marshals) einzusetzen. Dagegen gibt es in Brüssel Widerstand. Ein Abkommen über die Übermittlung von Fluggastdaten trat hingegen bereits 2007 in Kraft. Die US-Behörden haben Zugriff auf 19 persönliche Daten, die Reisende in die USA beim Ticketkauf angeben müssen, so etwa Name, Anschrift und Emailadresse des Flugpassagiers sowie Kreditkartennummer, Kofferzahl, und den Sitz im Flugzeug

Na denn

Wenig Chancen auf billigere USA-Flüge
Abkommen "Open Sky" soll Wettbewerb ankurbeln/Experten bleiben jedoch skeptisch
Vom 01.04.2008

FRANKFURT Seit Sonntag ist die Flugverkehr in die USA liberalisiert: Europäische Airlines können nun frei wählen, von welchem Flughafen aus sie die USA anfliegen. Dass das "Open Sky"-Abkommen in Deutschland jetzt die Ticket-Preise purzeln lässt, erwarten Experten jedoch nicht.

Von

Ralf Heidenreich

Die erste Fluggesellschaft, die "Open Sky" nutzt, ist Air France-KLM: Gestern startete die Airline ihren ersten Direktflug von London nach Los Angeles - und attackiert damit den Konkurrenten British Airways in dessen eigener Hochburg. EU-Verkehrskommissar Barrot sieht in dem neuen Luftfahrtabkommen zwischen den USA und Europa eine "echte Revolution". Er rechnet damit, dass "Open Sky" den Wettbewerb unter den Fluggesellschaften ankurbelt und so zu sinkenden Preisen für Flüge in die USA führt. Was den deutschen Markt betrifft, sind Experten jedoch skeptisch. "Das Abkommen ist nur ein Faktor von vielen bei der Preisentwicklung", meint Otmar Lell, Verkehrsreferent des Verbraucherzentrale Bundesverbandes, und verweist etwa auf den Konzentrationsprozess unter den Fluggesellschaften. "Zusammenschlüsse haben in der Regel weniger Wettbewerb zur Folge", so Lell. Was "Open Sky" den deutschen Passagieren tatsächlich bringe, sei noch offen.

Auch der Deutsche Reiseverband sieht "kurzfristig kaum Veränderungen bei den Preisen für USA-Tickets". Der Spielraum sei allein schon wegen der hohen Treibstoff-Kosten sehr eng. "Die Kerosin-Preise sind für alle gleich", so eine Sprecherin. Zudem sind laut Martin Gaebges, Generalsekretär des Airlineverbandes Barig, "die Strecken über den Atlantik bereits heiß umkämpft". Optimistischer zeigt sich der Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften: "Durch die großen Kapazitäten im Luftverkehr, die über Bestellungen bei Boeing und Airbus an den Markt kommen, kann mit einem weiterhin harten Wettbewerb und damit günstigen Tickets für die Kunden gerechnet werden."

Grundsätzlich sind Flüge in die USA ein Wachstumsmarkt - auch vor dem Hintergrund des starken Euro. 2007 stieg die Zahl der Passagiere, die von Deutschland in die USA flogen, laut Statistischem Bundesamt um 8,6 Prozent auf 4,8 Millionen, davon entfielen 3,2 Millionen auf den Frankfurter Flughafen. Der Flughafen-Betreiber Fraport rechnet jedoch nicht damit, dass künftig vom Rhein-Main-Airport deutlich mehr Flugzeuge in die USA starten. Frankfurt sei an der Kapazitätsgrenze angelangt, eine nennenswerte Aufstockung der US-Flüge daher derzeit nicht geplant, so ein Sprecher.

Auch die Lufthansa sieht keine großen Umwälzungen. "Die Struktur wird sich nicht schlagartig ändern; es wird sich eher in kleinen Schritten etwas bewegen", sagt ein Sprecher. Deutschlands größte Airline zögert noch, den von Air France-KLM geworfenen Fehdehandschuh aufzunehmen. "Wir prüfen zwar die Möglichkeiten neuer Verbindungen, doch konkrete Pläne gibt es nicht", meint ein Sprecher. Damit der Wettbewerb wirklich in Gang komme, müssten "die Rahmenbedingungen im Luftverkehr noch deutlich stärker harmonisiert werden". Am Hunsrück-Flughafen Hahn sind derzeit keine Passagier-Verbindungen in die USA geplant. Von der Infrastruktur her kann der Airport nach Angaben einer Sprecherin zwar solche Flüge abwickeln. Doch für die irische Billigfluglinie Ryanair, auf die fast alle Passagier-Flüge vom Hahn entfallen, sind Ziele in Übersee kein Thema. "Es gibt keine Pläne für Ryanair als Langstrecken-Airline", so eine Sprecherin.