Reisebericht: Montezuma Canyon

  • Montezuma Canyon


    Von Moab nach Süden. Zum Monument Valley oder auch in Richtung Farmington - man braucht die US 191. Und diese zählt südlich von Monticello nicht gerade zu den Highlights.


    Gut, da gibt es die Ghost Town Verdure mit dem Historic Marker, aber seit die alte Scheune eingestürzt ist, bleibt nicht mehr sehr viel. Weiter südlich dann der Devil Canyon, wo das abestürzte Auto wahrscheinlich seit 50 Jahren im Abhang liegt. Noch etwas weiter und das blaue Wasser des Recapture Reservoirs erfreut das Auge. Das wars dann auch schon. Südlich von Blanding in Richtung Bluff wird es nicht besser. "Öde, öde, öde" würde Garfield sagen!


    Gibts Alternativen? Auf den ersten Blick nicht. Wo auch? Westlich der Route erheben sich die Abajo Mountains (der local spricht sie im Übrigen "Ubaho" mit Betonung auf das "U" aus oder sagt gleich Blue Mountains), im Osten erstreckt sich offenbar nur eine öde, zumeist landwirschaftlich genutzte Hochfläche. Fast wie in Kansas! Oder doch etwa nicht?


    Topomaps sind dein Freund - wenn man sie lesen kann! Und was zeigen sie? Einen ewig langen Canyon, teilweise 400 Meter tief, der sich von nahezu Monticello bis zum Hatch Trading Post erstreckt. Und darin zumindestens eine Road - von welcher Qualität auch immer. Das wollen wir uns mal ansehen. Montezuma Canyon!


    Los gehts, von Moab auf der US 191 in Richtung Monticello. Schönes Wetter, nur hinter der Abajos steigt etwas Rauch auf - ein grosses Forest Fire, das eine Woche später Moab in dichten Rauch hüllen und noch zwei Wochen brennen wird.


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    Lady ist zufrieden - ein schöner Tag und sie ist mit ihrem Traumauto für den Südwesten, dem Jeep Grand Cherokee unterwegs.


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    Wie zumeist an einem Werktag ist wenig Verkehr an diesem Vormittag. Vor uns ein "Kollege" mit seinem Ford Explorer. Die Abajos zeigen sich als Blaue Berge.


    Monticello ist bald erreicht und nun heisst es, die richtige Abfahrt zu finden. Direkt am südlichen Ortsausgang quert die US 191 ein Tal mit dem Oberlauf des Montezuma Creeks. Aber hier gehts nicht ab, da ist keine Road. Die Strasse verläuft nun genau nach Süden - "Deer Suicide Area" verkündet eine blinkende Leuchtanzeige. Leider nur zu wahr - besonders in der Dämmerung und der Nacht eine ernste Gefahr!


    Von der grossen Kreuzung in Monticello fahren wir 8,3 km oder 5,2 Meilen in Richtung Süden. Nach dem über 6 km schnurgeraden Teilstück eine langgezogene Rechtskurve und 300 Meter dahinter geht es nach links ab. (UTM 12 S 0646354, 4184700). Eine sehr gute Gravelroad führt nach Südosten, aber die Landschaft ist noch nicht sonderlich vielversprechend.


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    Weites Farm- und Ranchland, aber eine gute Road.


    Die Road dreht sich immer mehr nach Osten. Abzweigungen gibt es einige, aber alles, was nach links abgeht ist falsch. Immer auf der besten Road bleiben! Nur einmal bei UTM 12 S 0647193, 4183533 geht ein Weg nach rechts ab, den wir nicht nutzen. Der Blick nach rechts zeigt den sich rasch vertiefenden Canyon des Verdure Creeks - der auch an der Ghost Town vorbeifliesst. Wir bleiben erst mal auf der Hochfläche. Erst nach ungefähr 3 Meilen beginnt die Road in den Verdure Canyon abzusteigen - erst moderat, dann doch relativ steil, aber immer auch für ein normales Auto geeignet. 300 Meter geht es runter und bald sind wir in einem wunderschönen Canyon am Zusammenfluss von Montezuma und Verdure Creek. Ein breites Band roten Sandsteins schmückt die Flanken. Aber im Gegesatz zu manch anderem Canyon Utahs ist es hier grün, sehr grün!


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    Montezuma Canyon nach Norden. Dieser Abschnitt bleibt uns verwehrt - hier liegt eine Ranch und der Weg ist gesperrt. Nach Süden gehts weiter.


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    Halbhöhlen gibt es im Canyon in grosser Zahl


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    Erosion schafft bizarre Gebilde


    Wir fahren nach Süden. Die roten Bänder begleiten uns, genauso wie der immer wasserführende Bach, der für die üppige Vegetation sorgt. Anhalten, schauen, Details entdecken! Die Route ist ideal für einen lazy day, - off pavement ohne off pavement - Abenteuer. Hier kann auch ein Camper ohne Schwierigkeiten fahren.


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    Ein Sandstein-Tempel


    Der Canyon ist im Übrigen nicht unbewohnt. Hier lebt eine kleine Community, teils landwirtschaftlich orientiert. Eine - wohl nicht so ganz erfolgreiche - Obstplantage belegt das. Aber auch weidendes Vieh. Und dann gibt es noch die versteckten Luxusanwesen. Man sieht höchstens mal eine Einfahrt davon, vermutet nicht, dass sie hier in den Fels gehauene Villen mit mehreren hundert Quadratmeter Wohnfläche verbergen. Welch ein Luxus hier wohnen zu können! Den genossen im Übrigen schon die Anasazi, deren Cliff Dwellings hin und wieder in den Felsen auftauchen. Die Bradford Canyon Ruins und das Three Kiva Pueblo sind grössere Zeugen dieser Epoche.


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    Manche leben auch heute in Anlehnung an die Gebräuche der Anasazi.


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    Die Road wird von der westliche Felswand begleitet


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    Ein paar Steine, Fenster und eine Tür - schon wird aus der Halbhöhle eine Werkstatt. Kühl im Sommer - warm im Winter!


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    Weiter im Süden ist das Gestein streckenweise heller, zeigt deutlich seinen Ursprung im windabgelagerten Sand


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    Auf der östlichen Seite wird es zeitweise flacher. Hier gab es im letzten Jahrhundert auch Bergbau.


    Gelegentlich gehen nun kleinere Wege zur Seite ab. An den Bradford Ruins kann man hinauf auf die Hochfläche und nach Blanding gelangen. Die Road ist aber deutlich schlechter - wir bleiben weiter im Montezuma Canyon! Immer wieder mal Vieh, immer wieder kleine bemerkenswerte Dinge, wie die vom Wasser skulptierten Erdsäulen neben der Road. Beinahe wären wir daran vorbeigefahren, ohne sie zu bemerken!


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    Erdsäulen


    Und auch kleine Cliff Dwellings auf schmalen Bändern, so wie man es auch z.B. von Mesa Verde kennt. Die grossen Siedlungen fehlen aber hier. Das Hovenweep N.M. ist allerdings auch nicht mehr weit!


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    Cliff Dwellings finden sich immer wieder


    Dann wechselt die Road auf die andere Talseite. Flacher werden die Flanken nun, weniger eindrucksvoll! Aber wiederum sind es Details, die kleine Wunder darstellen. Wie z.B. die durch Wasser freigelegte und erodierte Steinfläche. Anhalten, aussteigen, Staunen! Und natürlich Photographieren nicht vergessen!


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    Ein Canyon im Miniaturformat nimmt seinen Anfang


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    Wasser schafft unglaubliche Skulpturen!


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    Kleinod mit Sprung!


    Ein Platz unter alten Cottonwood Trees ist ideal fürs - zugegebenermassen etwas späte - Lunch! Schattig und lauschig. Doch etwas stört! Hat es etwa gedonnert? Und dann schieben sich tiefschwarze Wolken über den Horizont. Besser raus aus dem Canyon - man weiss ja nie!


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    Ein Gewitter ist im Anzug


    Zugegeben, nach Süden hin verliert Montezuma Canyon etwas von seiner Idylle, wird grauer. Das setzt sich fort, bis man am Hatch Trading Post schon fast wieder in einer einfarbigen Ebene landet. Also sollte man vielleicht von Süden nach Norden fahren und die landschaftliche Steigerung geniessen? Nur Vorsicht dabei, dass man auch im Süden immer schön am Creek bleibt und keine der guten San Juan County Roads nach Westen heraus erwischt. Man landet wieder auf den wenig abwechslungsreichen Hochplateau - so umansehnlich wie an der US 191.


    Aber was machen wir nun? Nach Osten zweigt der kleine Bull Canyon ab, an dessen Nordflanke der nächste Aufstieg hinauf aufs Plateau führt. Die Karte lockt mit Namen wie "Monument Canyon". Wir werden sehen!


    Schnell wird klar - für Pkw ist das nichts mehr, hier ist 4WD gefragt! Nicht wirklich schwierig, aber gelegentlich muss man schon aufpassen.


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    Ausstieg aus dem System des Montezuma Canyons


    Die Hochfläche wird von Juniper- und Pine Forest bedeckt - das Übliche halt! Nicht so abwechslungsreich. Die Wege sind teils schlecht, offenbar schon lange Zeit nicht mehr benutzt. Und "Monument Canyon" erweist sich als ein wenig beeindruckender Canyon ohne Felsen, dafür aber mit einer aufgegebenen Mine am gegenüber liegenden Talhang!


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    Trails werden hier oben selten benutzt!


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    Monument Canyon beeindruckt nicht sonderlich! Noch ein Gewitter?


    Auf der Hochfläche schlagen wir uns in Richtung US 491 (Monticello - Cortez) durch. Sobald wir das Waldland verlassen haben das gewohnte Bild. Riesige Felder, schnurgerade Strassen genau auf den Grenzen der Country Blocks. Hier ist nur noch Strecke machen angesagt. Irgendwann erreichen wir bei einigen Häusern die Fernstrasse.


    Schön wars gewesen - Montezuma Canyon ist eine Alternative für den, der die Zeit dafür aufbringen kann. Und endlich mal etwas, was kein SUV erfordert - es sei denn man klettert sozusagen über den Notausstieg aus dem Canyon heraus.


    Die Montezuma Canyon Road endet schliesslich wenig östlich des alten Hatch Trading Posts. Bei UTM 12S 0657140, 4139717 ist man zurück auf Teer. Nach Westen gehts zur US 191 bei White Mesa, nach Osten kann man nach Hovenweep gelangen.


    Nur am Rande erwähnt: Keines der Gewitter erreichte die Gegend und brachte nennenswerten Niederschlag. Vorsicht ist trotzdem die bessere Lösung.


    © RRS 2007

  • Wie gewohnt, wieder ein toller Bericht! top26


    Das ist mal wieder eine Gegend, die wohl kaum ein Deutscher je gesehen hat.
    Lustig, das Wohnmobil in der Höhle. Ist wohl nicht so heiß, als wenn es immer draußen in der prallen Sonne stehen würde.
    Fragt da eigentlich jemand nach der Wohnberechtigung, oder sind das Indianer, denen das Land sowieso gehört?


    Überhaupt hat mich gewundert, daß im Südwesten mitten in der Einöde plötzlich kleine Wohnwagensiedlungen auftauchen, bei denen man sich fragt, warum die Leute ausgerechnet dort wohnen.

  • Hi Michael,

    der Canyon ist ganz normale San Juan County - kein Reservat. Wohnen kann da wohl jeder, dem ein Stück Land gehört und der es unter den gegebenen Bedingungen aushält.


    Der Wohnwagen könnte durchaus auch eine "Sommerresidenz" oder Cowboy-Unterkunft sein. Und zwei Kilometer weiter die "Luxushöhle" mit 400 qm Wohnfläche. War letztes Jahr eine zu verkaufen.


    Stimmt, auch wir sind viele Jahre immer wieder dran vorbeigefahren, weil wir in der Gegend einfach nichts Bemerkenswertes vermutet hätten. Im gleichen Grossraum gibts noch so ein "Geheimnis" - etwas weiter östlich der mittlere Dolores River - Canyon. Auch von der US 491 aus zu erreichen.


    Gruss


    Rolf

  • Hi Rolf,


    endlich mal ein Bericht auch für die WoMos unter uns :-)
    Werde ich für die nächste Planung mit aufnehmen.
    Danke,

  • Zitat

    Original von chrissy


    endlich mal ein Bericht auch für die WoMos unter uns :-)
    Werde ich für die nächste Planung mit aufnehmen.


    Ja, der erste. Wir sind halt keine RV´ler. Die Strecke ist schon gut mit WoMo realisierbar. Man muss halt nur ein bischen mehr Vorsicht walten lassen als auf Teer.


    Gruss


    Rolf

  • Ich kann mich nur anschliessen: ein toller Bericht mit faszinierenden Foto's.
    Die Felsformationen sehen irre aus ! top26


    Ach ja: der Wohnwagen...... irgendwie unwirklich, aber auch witzig ! :)



    Danke Rolf,


    lG Ingrid

    Humor ist der Knopf der verhindert, dass mir der Kragen platzt.


  • .......persönlich fand ich die Werkstatt am schönsten! Hat doch was! top25


    Gruss und vielen Dank fürs Lob!


    Rolf

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