Gut vorbereitet ist halb gereist
Im Mai 2002 waren Conny und ich schonmal durch den Südwesten der USA gereist – San Francisco, Yosemite Valley, Highway No.1, Las Vegas, Grand Canyon, Bryce Canyon, Zion National Park. Die vielfältige Landschaft hatte uns begeistert und doch wussten wir, dass wir allenfalls an der Oberfläche gekratzt hatten und da noch viel mehr zu entdecken war. 2004 reichte es nur zu einem Kurztrip an die Ostküste, die mir seit jeher vertrauter ist als der Westen. Ende 2005, nachdem wir das zweite Jahr hintereinander eine Woche im September auf Ibiza verbracht hatten, reifte in uns der Wunsch, wieder in die Gegend zu reisen. Und wo wir schonmal dort waren, wollten wir gerne in Carmel heiraten. Ganz heimlich und ohne großes Brimborium, nur für uns. Gesagt, getan.
Inspiriert durch Reiseberichte im Internet (vor allem die Beschreibungen auf Lal@'s Reisen, Secrets of the West und Arizona's World hatten es uns angetan - schöne Grüße mal an dieser Stelle), aber auch durch Bücher wie den grandiosen Bildband „Canyonlands“ von Stefan Nink stellten wir uns im Dezember 2005 eine Reiseroute zusammen, die immer umfangreicher wurde, so dass aus zwei schnell drei Wochen wurden. Und trotzdem mussten wir einige Orte außen vor lassen, z.B. den Grand Canyon. Den kannten wir ja schon, in Yosemite und Zion wollten wir trotzdem unbedingt längere Zeit verbringen.
Kurz nach Neujahr ergatterten wir ein Ticket für die UA 901 nonstop nach SFO mit Rückflug von Las Vegas über Denver für etwas über 800 EUR. Das war okay. Der Pfarrer für die Trauung wurde kontaktiert, nach und nach alle Hotels gebucht – der Rest war Vorfreude. Und Stillhalten: außer unseren beiden Trauzeugen, die wir natürlich einweihen mussten, damit die ihre ohnehin geplante Amerikareise so stricken konnten, dass sie gegen Ende in Carmel rauskommen, erfuhr niemand etwas von unseren Heiratsplänen.
Anfang Juni besorgten wir uns dann noch die begehrten Permits für die Wave, die innerhalb von drei Minuten komplett vergeben waren. Und für die geplante Wanderung zur Subway im Zion Nationalpark meldeten wir uns auch an.
Anfang September 2006 durften wir dann endlich die Koffer packen. Brautkleid, Anzug und Ringe waren auch besorgt, es konnte losgehen!
Tag 1 - Di 05. Sept
Wir wohnen ja nur 20 Minuten vom Frankfurter Flughafen entfernt. An- und Abreise sind da in der Regel total stressfrei – egal ob man Stunden vor Abflug oder in letzter Minute eintrudelt. Nicht zuletzt da ich während des Studiums selbst am Check-In gearbeitet habe, kennen wir uns dazu bestens aus und verlieren nicht unmittelbar nach Betreten der Schalterhalle jegliche Orientierung. Und weil das Einsammeln der letzten Kleinigkeiten morgens sehr rasch erledigt ist, sind wir überpünktlich am Airport und innerhalb von 10 Minuten an den erfreulich leeren Schaltern von United Airlines eingecheckt. Zeit für einen Kaffee. Warum gab es den Starbucks eigentlich noch nicht, als ich noch selbst am Flughafen gearbeitet habe? Von wegen, früher war alles besser...
Am Gate treffe ich eine ehemalige Kollegin, die zufälligerweise unseren Flug nach San Francisco abfertigt und mit der wir ins Plaudern kommen. So klappt es dann sogar noch mit einem Upgrade in die Business Class. Der Urlaub fängt gut an! Wenn man einmal Airliner war, gehört man halt immer zur Familie. Und bei einem 11,5-stündigen Flug ist das Upper Deck der 747 eine andere Welt. Schön durch die Weinkarte trinken, ein paar Filme schauen und richtig lang machen. Der nächste Passagier sitzt ungefähr zwei Meter vor uns. Aaahhh, das verspricht doch mal entspanntes Ankommen in SFO.
Was es so zu essen gibt in der Business Class? Nur leckere Sachen: als Starter Thymianpoularde und Räucherlachs mit Couscous und Pinienkernen, als Entrée ein Filet Mignon mit Pommery Senf-Kartoffelpüree und Gemüse oder eine Hähnchenbrust mit Rosmarin oder gefüllte Pasta und zum Desert Eis. Nicht irgendein Eis, sondern Häagen-Dazs. Sogar der Kafee ist trinkbar bei United, weil von Starbucks. Und wenn man zwischendurch einen Snack will oder Früchte, gibt es die auch. Außerdem zwei Champagnersorten, vier Weiß- und vier Rotweine. Und vor der Landung dann noch ein warmes Ciabattabrötchen mit Roastbeef.
So vergeht der Flug denn auch, nun ja, wie im Flug. Der Anflug auf SFO erfolgt von Norden genau über die Bucht inklusive spektakulärer Ausblicke auf die Golden Gate Bridge und Downtown San Francisco. Und die Salinen im Süden der Bay sind mir auch noch nie aufgefallen. Pünktlich um 16 Uhr sind wir gelandet. Strahlender Sonnenschein empfängt uns in Kalifornien.
Bei der Einreise müssen wir erstmals Fingerabdrücke geben und fürs Foto posen. Geht aber alles ruckzuck, nach 10 Minuten sind wir durch die Immigration. Koffer holen und ab in den Train zur Mietwagenstation. Diverse Sonderangebote von Holidayautos nutzend haben wir schon vor Monaten einen Intermediate für schlappe 600 Euronen für die drei Wochen bestellt. Die Lady am Alamo-Counter gerät etwas in Wallung, weil kein Wagen da ist, der mit einem Nummernschild zum Verlassen Kaliforniens (Rückgabe erfolgt ja in Las Vegas) ausgestattet ist. Der erstbeste, der aus der Waschanlage kommt ist ein Chevrolet Impala. Eher Full-Size als Intermediate, aber umso besser. Unser Gepäck passt jedenfalls wie maßgeschneidert in den Kofferraum. Noch schnell CDs aus der Tasche geangelt und ab auf den Highway Richtung Monterey.
Nun ist der HW 101 nach Süden am späten Nachmittag nicht ganz der ideale Ort für einen entspannten Start in den Urlaub. Rush hour galore im Silicon Valley! Die Commuter Lane verschafft zwar etwas schnelleres Fortkommen. Schließlich sind wir zu zweit im Auto und damit eine Fahrgemeinschaft. Trotzdem geht es immer wieder nur im Stop-And-Go voran. Irgendwo bei San Jose erwischen wir dann einen Abzweig Richtung Westen, Richtung Pazifik. Auf der 17 geht es auf kurvenreicher Fahrt durch dichte Nadelwälder – die Strecke macht schon mehr Spaß. Statt blauen Wassers empfängt uns dann dichter Nebel an der Küste. Nix zu sehen vom Ozean. Na toll. Und ohne Sonne sinkt die Temperatur rapide Richtung 50 Grad-Marke. So hatten wir uns Kalifornien eigentlich nicht vorgestellt, wobei es im September ja durchaus normal ist, dass sich die Wolkenbank nur tagsüber vom dann von der Sonne aufgeheizten Festland aufs Meer zurückzieht.
Von den Stränden entlang des HW 1 sind jedenfalls nur die Hinweisschilder am Straßenrand zu erkennen. Ansonsten passieren wir abwechselnd Gemüseplantangen und Fischerstädtchen. Gegen 20 Uhr erreichen wir dann endlich Monterey, wo ein Zimmer im Del Monte Pines in der Munras Avenue reserviert ist. Das Motel finden wir ohne Probleme, sind nur zwei Blocks von der Autobahnausfahrt.
Jetzt erstmal High Five und großes Hallo mit Anne und Dirk, die als unsere Trauzeugen ihre USA-Reise krönen. Die beiden waren die letzten Wochen in Texas und im Südwesten unterwegs gewesen, sind einige Strecken also schonmal vorgefahren. Trotz krasser Übermüdung raffen wir uns noch auf eine Pizza im Einkaufszentrum gegenüber vom Hotel auf. Die California Pizza Kitchen im Del Monte Shopping Center ist unbedingt empfehlenswert: Pizza frisch aus dem Steinofen, mehrere Microbrews on tab und eine umfangreiche Weinkarte. So stoßen wir mit einem frischen Weizenbier auf die kommenden Tage an.
Übernachtung: Del Mont Pines (57 EUR über Expedia)
Gefahrene Meilen : 110