Südwesten 2006: California, Arizona, Utah, Nevada

  • Gut vorbereitet ist halb gereist


    Im Mai 2002 waren Conny und ich schonmal durch den Südwesten der USA gereist – San Francisco, Yosemite Valley, Highway No.1, Las Vegas, Grand Canyon, Bryce Canyon, Zion National Park. Die vielfältige Landschaft hatte uns begeistert und doch wussten wir, dass wir allenfalls an der Oberfläche gekratzt hatten und da noch viel mehr zu entdecken war. 2004 reichte es nur zu einem Kurztrip an die Ostküste, die mir seit jeher vertrauter ist als der Westen. Ende 2005, nachdem wir das zweite Jahr hintereinander eine Woche im September auf Ibiza verbracht hatten, reifte in uns der Wunsch, wieder in die Gegend zu reisen. Und wo wir schonmal dort waren, wollten wir gerne in Carmel heiraten. Ganz heimlich und ohne großes Brimborium, nur für uns. Gesagt, getan.


    Inspiriert durch Reiseberichte im Internet (vor allem die Beschreibungen auf Lal@'s Reisen, Secrets of the West und Arizona's World hatten es uns angetan - schöne Grüße mal an dieser Stelle), aber auch durch Bücher wie den grandiosen Bildband „Canyonlands“ von Stefan Nink stellten wir uns im Dezember 2005 eine Reiseroute zusammen, die immer umfangreicher wurde, so dass aus zwei schnell drei Wochen wurden. Und trotzdem mussten wir einige Orte außen vor lassen, z.B. den Grand Canyon. Den kannten wir ja schon, in Yosemite und Zion wollten wir trotzdem unbedingt längere Zeit verbringen.


    Kurz nach Neujahr ergatterten wir ein Ticket für die UA 901 nonstop nach SFO mit Rückflug von Las Vegas über Denver für etwas über 800 EUR. Das war okay. Der Pfarrer für die Trauung wurde kontaktiert, nach und nach alle Hotels gebucht – der Rest war Vorfreude. Und Stillhalten: außer unseren beiden Trauzeugen, die wir natürlich einweihen mussten, damit die ihre ohnehin geplante Amerikareise so stricken konnten, dass sie gegen Ende in Carmel rauskommen, erfuhr niemand etwas von unseren Heiratsplänen.


    Anfang Juni besorgten wir uns dann noch die begehrten Permits für die Wave, die innerhalb von drei Minuten komplett vergeben waren. Und für die geplante Wanderung zur Subway im Zion Nationalpark meldeten wir uns auch an.


    Anfang September 2006 durften wir dann endlich die Koffer packen. Brautkleid, Anzug und Ringe waren auch besorgt, es konnte losgehen!



    Tag 1 - Di 05. Sept


    Wir wohnen ja nur 20 Minuten vom Frankfurter Flughafen entfernt. An- und Abreise sind da in der Regel total stressfrei – egal ob man Stunden vor Abflug oder in letzter Minute eintrudelt. Nicht zuletzt da ich während des Studiums selbst am Check-In gearbeitet habe, kennen wir uns dazu bestens aus und verlieren nicht unmittelbar nach Betreten der Schalterhalle jegliche Orientierung. Und weil das Einsammeln der letzten Kleinigkeiten morgens sehr rasch erledigt ist, sind wir überpünktlich am Airport und innerhalb von 10 Minuten an den erfreulich leeren Schaltern von United Airlines eingecheckt. Zeit für einen Kaffee. Warum gab es den Starbucks eigentlich noch nicht, als ich noch selbst am Flughafen gearbeitet habe? Von wegen, früher war alles besser...


    Am Gate treffe ich eine ehemalige Kollegin, die zufälligerweise unseren Flug nach San Francisco abfertigt und mit der wir ins Plaudern kommen. So klappt es dann sogar noch mit einem Upgrade in die Business Class. Der Urlaub fängt gut an! Wenn man einmal Airliner war, gehört man halt immer zur Familie. Und bei einem 11,5-stündigen Flug ist das Upper Deck der 747 eine andere Welt. Schön durch die Weinkarte trinken, ein paar Filme schauen und richtig lang machen. Der nächste Passagier sitzt ungefähr zwei Meter vor uns. Aaahhh, das verspricht doch mal entspanntes Ankommen in SFO.


    Was es so zu essen gibt in der Business Class? Nur leckere Sachen: als Starter Thymianpoularde und Räucherlachs mit Couscous und Pinienkernen, als Entrée ein Filet Mignon mit Pommery Senf-Kartoffelpüree und Gemüse oder eine Hähnchenbrust mit Rosmarin oder gefüllte Pasta und zum Desert Eis. Nicht irgendein Eis, sondern Häagen-Dazs. Sogar der Kafee ist trinkbar bei United, weil von Starbucks. Und wenn man zwischendurch einen Snack will oder Früchte, gibt es die auch. Außerdem zwei Champagnersorten, vier Weiß- und vier Rotweine. Und vor der Landung dann noch ein warmes Ciabattabrötchen mit Roastbeef.


    So vergeht der Flug denn auch, nun ja, wie im Flug. Der Anflug auf SFO erfolgt von Norden genau über die Bucht inklusive spektakulärer Ausblicke auf die Golden Gate Bridge und Downtown San Francisco. Und die Salinen im Süden der Bay sind mir auch noch nie aufgefallen. Pünktlich um 16 Uhr sind wir gelandet. Strahlender Sonnenschein empfängt uns in Kalifornien.


    Bei der Einreise müssen wir erstmals Fingerabdrücke geben und fürs Foto posen. Geht aber alles ruckzuck, nach 10 Minuten sind wir durch die Immigration. Koffer holen und ab in den Train zur Mietwagenstation. Diverse Sonderangebote von Holidayautos nutzend haben wir schon vor Monaten einen Intermediate für schlappe 600 Euronen für die drei Wochen bestellt. Die Lady am Alamo-Counter gerät etwas in Wallung, weil kein Wagen da ist, der mit einem Nummernschild zum Verlassen Kaliforniens (Rückgabe erfolgt ja in Las Vegas) ausgestattet ist. Der erstbeste, der aus der Waschanlage kommt ist ein Chevrolet Impala. Eher Full-Size als Intermediate, aber umso besser. Unser Gepäck passt jedenfalls wie maßgeschneidert in den Kofferraum. Noch schnell CDs aus der Tasche geangelt und ab auf den Highway Richtung Monterey.


    Nun ist der HW 101 nach Süden am späten Nachmittag nicht ganz der ideale Ort für einen entspannten Start in den Urlaub. Rush hour galore im Silicon Valley! Die Commuter Lane verschafft zwar etwas schnelleres Fortkommen. Schließlich sind wir zu zweit im Auto und damit eine Fahrgemeinschaft. Trotzdem geht es immer wieder nur im Stop-And-Go voran. Irgendwo bei San Jose erwischen wir dann einen Abzweig Richtung Westen, Richtung Pazifik. Auf der 17 geht es auf kurvenreicher Fahrt durch dichte Nadelwälder – die Strecke macht schon mehr Spaß. Statt blauen Wassers empfängt uns dann dichter Nebel an der Küste. Nix zu sehen vom Ozean. Na toll. Und ohne Sonne sinkt die Temperatur rapide Richtung 50 Grad-Marke. So hatten wir uns Kalifornien eigentlich nicht vorgestellt, wobei es im September ja durchaus normal ist, dass sich die Wolkenbank nur tagsüber vom dann von der Sonne aufgeheizten Festland aufs Meer zurückzieht.


    Von den Stränden entlang des HW 1 sind jedenfalls nur die Hinweisschilder am Straßenrand zu erkennen. Ansonsten passieren wir abwechselnd Gemüseplantangen und Fischerstädtchen. Gegen 20 Uhr erreichen wir dann endlich Monterey, wo ein Zimmer im Del Monte Pines in der Munras Avenue reserviert ist. Das Motel finden wir ohne Probleme, sind nur zwei Blocks von der Autobahnausfahrt.


    Jetzt erstmal High Five und großes Hallo mit Anne und Dirk, die als unsere Trauzeugen ihre USA-Reise krönen. Die beiden waren die letzten Wochen in Texas und im Südwesten unterwegs gewesen, sind einige Strecken also schonmal vorgefahren. Trotz krasser Übermüdung raffen wir uns noch auf eine Pizza im Einkaufszentrum gegenüber vom Hotel auf. Die California Pizza Kitchen im Del Monte Shopping Center ist unbedingt empfehlenswert: Pizza frisch aus dem Steinofen, mehrere Microbrews on tab und eine umfangreiche Weinkarte. So stoßen wir mit einem frischen Weizenbier auf die kommenden Tage an.


    Übernachtung: Del Mont Pines (57 EUR über Expedia)
    Gefahrene Meilen : 110

  • Conny und ich sind dank Extrem-Zeitzonen-Jumpings natürlich schon in aller Frühe wach. Da bietet es sich an, direkt nach Salinas zum Monterey County Clerk zu fahren und die Bürokratie für die Hochzeit abzuwickeln. Das Amt macht um 8 Uhr auf, keine 10 Minuten später sind wir auch schon zur Stelle. Wir füllen einen Antrag auf Ausstellung einer Marriage License aus, schwören mit erhobener Hand, dass in dem Antrag nix gelogen ist, zahlen 69 Dollar Bearbeitungsgebühr und halten nach einer Viertelstunde das Dokument in der Hand. Das geht fix hier.


    Jetzt gibt es erstmal Eier, Pancakes und alles, was dazugehört in einem typisch amerikanischen Café in Downtown Salinas. Naja, Downtown... Es gibt eine ganz hübsche Main Street, die man irgendwie aus den 50er Jahren hinübergerettet hat, ohne dass die Gebäude einem Parkplatz hätten weichen müssen. Jetzt kann man die Straße fast schon als Historic District vermarkten. Ich sehe da noch Potenzial für die Innenstadt von Rüsselsheim, fällt mir da ein. Egal, das Frühstück ist großartig und auf dem Weg zurück nach Monterey kommt sogar die Sonne durch. Wird auch Zeit! An der Küste selbst ist aber nach wie vor dichter Nebel die Macht.


    Zusammen mit Anne und Dirk machen wir uns dann auf Richtung Süden. Der Julia Pfeiffer Burns State Park ist das erste Ausflugsziel. Irgendwie hatten wir uns beim letzten Urlaub in der Gegend tatsächlich den berühmten Wasserfall am Strand entgehen lassen. Diese Lücke soll nun geschlossen werden. Und kaum sind ein paar Kurven auf dem HW 1 gefahren, reißt auch schon der Nebel auf und die Sonne strahlt vom Himmel. Wir halten bei erstbester Gelegenheit an und genießen den Blick auf das türkisblaue Wasser. Großartig! Sogar einige Seehunde sehen wir.


    Das mit dem Nebel ist aber nicht ganz ausgestanden, die Fahrt geht immer abwechselnd durch dichte Suppe und strahlenden Sonnenschein. Das Wetter sorgt für spektakuläre Momente an dieser an sich schon dramatischen Küste. Ich habe noch nie gesehen, wie sich Wolken so gegen eine Steilküste schieben. Von oben betrachtet sieht das aus wie Milch in einer Schüssel. Wir brauchen über eine Stunde für die 40 Meilen bis zum State Park, weil wir immer wieder anhalten müssen für das Schauspiel.


    Auf dem Parkplatz angekommen hinterlegen wir brav acht Dollar im Kästchen. Außer uns, scheint das kaum einer zu tun. Ich finde aber, dass das Geld hier gut angelegt ist, auch wenn wir nur den kurzen Pfad zum Aussichtspunkt gehen. Schließlich sind Einrichtungen wie diese die ersten, die staatlichen Etatkürzungen zum Opfer fallen. Leider krallen sich ausgerechnet in der kleinen Bucht am Wasserfall die Wolken an den Felsen fest. Schade zum Fotografieren, aber trotzdem schön.


    Nach einer Weile stummer Bewunderung satteln wir wieder die Impalas und machen uns auf den Rückweg nach Carmel. Wir schauen beim Reverend vorbei, der uns am nächsten Tag zu Mann und Frau erklären soll. Brian ist ein cooler Typ: dürfte Mitte 50 sein mit blankpolierter Glatze, fährt einen Pick-Up Truck und erzählt uns beim Lunch, wie er Anfang der 70er durch Europa getrampt ist und dort gelernt hat, dass der (christliche) American Way of Life nicht der allein selig machende ist. Seitdem ist er für alle möglichen Lebensentwürfe offen, egal welchen Glaubens man angehört oder auch nicht. Hauptsache Love & Peace. Passt jedenfalls wunderbar an diesen Ort. Wir verabreden uns zur Trauung am nächsten Tag um 13 Uhr am Strand von Carmel. Das ist doch mal ein Date!


    Anschließend schauen wir uns noch die Stelle für morgen an. Dort weht ein kräftiger Wind, der jetzt die Wolken wieder landeinwärts treibt – uns beschleicht ein etwas mulmiges Gefühl. Aber vielleicht haben wir ja Glück mit dem Wetter.


    Nach einem Stopp im lokalen Safeway Supermarkt (natürlich habe ich gleich eine Clubkarte ausgefüllt: erstens gibt das satte Rabatte und zweitens Vielfliegermeilen bei United Airlines!) und Besorgung von Getränken und allerlei Kleinigkeiten fahren wir dann endlich ins Hotel.


    Die Unterkunft haut uns ziemlich aus den Socken: die Carmel Valley Ranch ist ein Ressort etwa 10 Meilen von Carmel entfernt, wunderschön in den Hügeln gelegen. Der Golfplatz wird zwar gerade generalüberholt, aber sonst ist alles vom Feinsten. Da wir bei der Reservierung angegeben haben, dass wir zur Hochzeit anreisen, gibt es gleich mal ein Upgrade in eine Suite mit privatem Whirlpool auf der Veranda. Wobei auch die Standardsuite mit Wohnzimmer und Kamin ausgestattet ist. Sehr gemütlich. Zum Empfang begrüßt uns ein kleines Rudel Rehe vor der Zimmertür.


    Die Abendgestaltung steht damit fest: cold beer in the hot tub. Vorher fahren wir nochmal nach Monterey in die Canery Row zum Essen. Das Bubba Gump ist zwar eine echte Touristenfalle, aber fritiertes Seafood eine Leidenschaft von mir. Bis auf Conny können sich alle mit der Auswahl anfreunden, der Braut hat die Aufregung vor der Hochzeit auf den Magen geschlagen. Oh je! Kein Bier für Conny heute Abend. Und auch nix von dem Sekt, den uns das Hotel komplimentärer Weise in die Suite stellt.


    Unterkunft: Carmel Valley Ranch (267 Dollar)
    Gefahrene Meilen: 130

  • Today is the Day, Schluss mit lustig. Connys Nerven sind kurz vor dem Durchbrennen, obwohl in letzter Minute sogar der noch fehlende Blumenstrauß ins Hotel geliefert worden ist. Gut dass wir Trauzeugen dabei haben. So können sich die Mädels miteinander beschäftigen und die Jungs ein Bierchen kippen. Pünktlich um kurz vor eins taucht die Braut dann aber doch in voller Pracht am Strand auf. Puh, nochmal gut gegangen. Sogar lächeln geht wieder. Auch Brian fährt pünktlich mit dem Pick-Up vor.


    Und dann ist alles perfekt: wir stehen an einer windgeschützten Stelle in den Dünen, hinter uns der tiefblaue Ozean, über uns die strahlende Sonne, der Blick geht über einen weißen Strand bis rüber zu den grünen Golfplätzen von Pebbles Beach. Die Zeremonie ist wunderschön, niemand fällt in Ohnmacht und anschließend gibt es Schampus und Schokotorte beim Strandpicknick. Interessanterweise nimmt kaum einer der sonstigen Strandbesucher Notiz von uns. Hochzeiten scheinen hier sehr alltäglich zu sein.


    Zum Abendessen entscheiden wir uns für das „The Forge in the Forest“, ein uriges Restaurant, das in Carmel vor allem für „Best Outdoor Dining“ bekannt ist. Es ist uns aber doch zu kalt auf der Terrasse und so nehmen wir drinnen Platz. Ein ehemaliger Studienfreund von mir aus legendären Washingtoner Uni-Zeiten kommt mit seiner Frau aus San Luis Obispo hochgefahren und es wird ein sehr netter Abend. Das Essen im Forge ist super! Als Appetizer esse ich einen ganzen Eimer Muscheln in Tomaten-Weißwein-Lemon-Knoblauch-Soße, als Hauptspeise ein Calamari Steak in einer leckeren Kräuterkruste mit Angel Hair Pasta in einer Lemon-Chardonnay-Sahnesoße. Auch die Auswahl offener Weine kann sich sehen lassen. Aus Neugier bestelle ich einen Riesling aus Carmel – und bin sehr angetan. Außerdem gibt es Spatenbräu vom Fass. Prost – auf uns!


    Gefahrene Meilen: 41

  • Jetzt haben wir uns aber Urlaub verdient! Noch immer nicht ganz ohne Jetlag sind wir wieder recht früh wach und machen uns nun zu zweit auf Richtung Yosemite National Park. Vorher nochmal Großeinkauf im Safeway, denn die nächsten drei Tage ist Selbstverpflegung angesagt. Außerdem machen wir am Outlet Mall in Gilroy Halt. Wir sind zwar komischerweise überhaupt nicht in Shopping-Laune, aber ein paar Polos von Hilfiger gehen dann doch mit. Bei Panda Express gibt es leckeres Orange Flavor Chicken für alle!


    Die Fahrt nach Osten quer durch das Central Valley ist an Langeweile schwer zu toppen. Gemüsefelder wohin das Auge schaut, dazu kommt man durch so trostlose Orte wie Los Banos. Hier will ich nichtmal tot über dem Zaun hängen... Ach ja, wir halten an jedem K-Mart, Target und was sonst nach Supermarkt oder Drogerie aussieht auf der Suche nach einfachen Papierkarten, mit denen wir Fotos von unserer Hochzeit samt vorgedruckte Partyeinladungen an Freunde und Familie schicken wollen. Vergeblich. Das sollte uns noch einige Nerven kosten. Immerhin erstehen wir bei Target eine Kühlbox (unglaublich praktisch, wenn man immer eisgekühlte Getränke dabei hat!) und einen Sonnenhut für Conny – zwei der besten Investitionen des ganzen Urlaubs.


    Hinter Merced wird die Gegend dann endlich wieder hügelig und interessanter und spätestens ab Mariposa wird die 140 zur Traumstraße durch eine spektakuläre Gebirgslandschaft. Am Merced River entlang geht es immer höher Richtung Yosemite Valley. Einmal quert die Straße auf einer provisorischen Brücke den Fluss, weil ein gewaltiger Erdrutsch vor einiger Zeit die Strecke versperrt hat. Das dürfte da eine Weile gedauert haben, bis der Verkehr wieder geflossen ist.


    Gegen 17 Uhr passieren wir den Parkeingang. Unser Ziel ist die Ferienanlage Scenic Wonders in Yosemite West. Die liegt zwar außerhalb der Nationalparksgrenze, ist aber nur durch den Park über einen Abzweig an der Straße nach Wawona kurz hinter der Glacier Point Road zu erreichen. Das One-Room-Loft ist rustikal eingerichtet, verfügt über eine komplette Küche mit zwei Kühlschränken, einen Balkon mit Gasgrill und einen Kamin. Nur das Bett finden wir nicht auf Anhieb, das klappt man nämlich aus dem Schrank. Naja, nicht sehr bequem, aber für drei Nächte wird’s gehen.


    Jetzt sind wir genau pünktlich, um den Sonnenuntergang am Glacier Point mitzunehmen. Das Panorama dort ist einfach atemberaubend. Der Half Dome leuchtet in der Abendsonne, der Blick geht Richtung Toulumne Meadows, wo die Bergspitzen bis weit nachdem die Sonne weg ist rosa glühen. Fantastisch!


    Unterkunft: Scenic Wonders (137 Dollar)
    Gefahrene Meilen: 235

  • Heute beginnt das Wanderprogramm. Bevor wir die Stiefel schnüren, entscheiden wir uns aber für einen Abstecher ins Tal. Das sind ca. 20 Minuten Fahrt von Yosemite West aus, dafür wird man jedesmal mit dem Tunnel View belohnt. Die Morgenstimmung dort ist einmalig und weit und breit kein Reisebus mit fotografierenden Japanern in Sicht.


    Im Yosemite Valley hat es 46 Grad. Bibber! Das hält mich aber nicht davon ab, an einigen schönen Stellen entlang des Merced River ein paar Fotostopps einzulegen. Über uns kreisen einige Drachenflieger, die vom Glacier Point losgesegelt sind und auf den Wiesen im Tal landen. Die Aussicht bei dem kurzen Flug muss unglaublich sein. Aber auch hier unten ist der frühe Morgen ein Erlebnis. Ein Granitriese nach dem anderen wird von der Sonne angestrahlt und spiegelt sich im Wasser der ruhigen Seitenarme des Flusses.


    Wir besuchen kurz den Shop im Yosemite Village. Hier fragen wir uns, warum wir eigentlich Lebensmittel quer durch Kalifornien gefahren haben – es gibt ALLES in dem Market!


    Bei der Weiterfahrt muss ich abrupt bremsen: zwei Kojoten kommen seelenruhig die Straße entlanggetrabt. Wildnis, wir sind da!


    Um 11 Uhr beginnen wir unsere Wanderung zum Ostrander Lake. Der Trailhead ist an der Glacier Point Road und wem der Besucherrummel im Tal too much ist und wer Yosemite in seiner ganzen Einsamkeit erleben will, ohne sich tagelang durchs Unterholz schlagen zu müssen, für den ist diese Wanderung genau richtig.


    Der Weg geht zunächst entlang des Bridalveil Creek, dem verzweigten Zulauf der gleichnamigen Wasserfälle, die allerdings jetzt im September eher ein Rinnsaal abgeben (aber immerhin mehr Wasser führen, als die Yosemite Falls, die bei unserem Besuch komplett trocken sind). So kriegt man kaum mit, dass man eigentlich einem Bachlauf folgt, nur ein paar Tümpel sind zu sehen. Der Weg ist etwas sandig, aber sehr angenehm zu laufen. An sich spenden die Lodgepole Pines Schatten, man kommt aber durch einige Gebiete mit Waldbrandschäden, bizarr verkohlten Baumstämmen, aber auch jungem Grün. Wer verschiedene Entwicklungsstufen sehen will, wie sich so ein Wald wieder regeneriert, wird den Weg sehr interessant finden. Wir stöhnen eher über die gnadenlos brennende Sonne an diesen Stellen.


    Nach gut drei Meilen steigt der Weg dann immer mehr an und es geht jetzt öfter über freies Gelände. Für den erhöhten Schweißfluss wird man mit schönen Aussichten z.B. auf den Half Dome belohnt. Und wenn man sich fragt, wann denn jetzt endlich dieser blöde See kommt, schimmert es auf einmal blau zwischen den Bäumen: der Ostrander Lake ist erreicht, ein Bergsee wie aus dem Heidiland.


    Wir suchen uns ein sonniges Plätzchen am Ufer (sobald man aufhört zu laufen, kühlt einen der Wind sofort ab), futtern Kekse und ich halte meine Füße in das eiskalte und unglaubliche klare Wasser. Im Winter wird die kleine Hütte an dem See als Skistation genutzt, das Badger Pass Skigebiet ist nicht weit.


    Nachdem wir lang genug gerastet haben, geht es auf dem gleichen Weg zurück. Nach 6 Stunden haben wir dann immerhin 21 Kilometer absolviert. Nicht schlecht für den ersten Tag. Die 500 Höhenmeter sind gut zu bewältigen, da die Anstiege nie steil sind. Und wir sind genau 10 anderen Menschen begegnet. Wie gesagt: es ist einsam dort.


    Unterschätzt haben wir aber die Auswirkung der Höhe auf den Kreislauf: wir sind hier immerhin auf 2000 Metern - und das einen Tag, nachdem wir vom Pazifik losgefahren sind. Das Herz pumpt da ganz ordentlich, um in der dünnen Luft die Muskeln mit Sauerstoff zu versorgen. Der Gedanke, am nächsten Tag die Tour zum Half Dome zu bewältigen, erscheint uns an diesem Abend doch einigermaßen gewagt...


    Gefahrene Meilen: 90

  • Noch vor Sonnenaufgang sind wir auf dem Weg zum Parkplatz am Happy Isles Nature Center, dem Trailhead für die Wanderung zu den Vernal und den Nevada Falls – und zum Half Dome. Wir wollen wenigstens sehen, wie weit wir kommen.


    Um 8 Uhr marschieren wir los und sind schon eine Stunde später über den Mist Trail an die Klippe der Vernal Falls geklettert. Hier waren wir vor vier Jahren schonmal. Damals im Mai wurden wir auf diesem Weg bis auf die Unterwäsche vom Wasserfall durchweicht. Jetzt sind wir eher schweißgebadet. Hinter den Wasserfällen bildet der Merced einige flache Becken, die „Emerald Pools“, in denen man im Sommer baden kann. Jetzt ist es dafür zu kalt, außerdem scheint noch nichtmal die Sonne auf diese Seite der Canyonwand.


    Wir steigen weiter auf zu den 178 Meter hohen Nevada Falls. Oben angekommen, kann man sich direkt an die Felskante stellen, über die das Wasser in die Tiefe stürzt. Hui... Bei dem Wasserstand kann man gut den Pool am Fuß der Fälle sehen, im Frühjahr ist das ein einziger Gischtnebel. Jetzt ist erstmal Zeit fürs Frühstück. Nach 2 Stunden haben wir schon 600 der knapp 1500 Höhenmeter zum Half Dome bewältigt, Muskeln und Gelenke beschweren sich nicht. Also beschließen wir, den Weg fortzusetzen.


    Nach den Wasserfällen wandern wir endlich auf ebenem Pfad durch ein Hochtal Richtung Little Yosemite Valley. Wir sind jetzt genau auf der Rückseite des Half Dome und können das Ziel erstmals sehen. Weit weg ist es hier noch! Ein Murmeltier sitzt auf einem Felsen und pfeift vor sich hin. Wahrscheinlich lacht es uns aus. Der Trail zweigt dann nach links ab und ab jetzt geht es nur noch bergauf. Acht Kilometer lang!


    Dieser Weg ist wirklich Quälerei pur und wir legen immer wieder kleine Pausen ein. Irgendwann ist es dann geschafft und wir erreichen ein Felsplateau an der Ostseite des Half Dome. Hier sieht man nun den Rest des Weges zur Spitze einschließlich der Kabel, an denen man sich das letzte Stücke hochhangeln muss. Wir legen eine längere Pause ein und staunen über die Eichhörnchen, die sich über ein paar in der Nähe gelagerte Rucksäcke hermachen. Die Squirrels können Reißverschlüsse öffnen! Plastiktüten sind eh kein Problem und so knabbern sie fleißig aus der erbeuteten Tüte mit Sonnenblumenkernen. Conny verdirbt den Hörnchen das Mittagessen und stopft die Tüte tiefer in den fremden Rucksack. Dabei lockt sie die Viecher sonst immer extra an...


    Das nächste Stück des Weges hat es in sich, denn man muss nun eine steile Felswand hinaufkraxeln. Teilweise sind Stufen in den Stein geschlagen, teilweise geht man über blanke Granitflächen. Die Steigung hier beträgt an die 45 Grad – und das ist noch nicht der Half Dome! Jedenfalls sieht man hier einige Leute auf allen Vieren kriechen. Die Aussicht von oben ist dafür grandios, die Luft an dem Tag völlig klar: einmal das komplette Yosemite Panorama bitte. Dankeschön. Dafür hat es sich schon gelohnt, hier hoch zu kommen.


    Über einen Sattel erreichen wir schließlich die berühmt-berüchtigten Kabel. Die sind zwischen Metallpfosten gespannt, die in den Fels gebohrt sind. An ihnen hangelt man sich über eine 47 Grad-Steigung auf den Dome hoch. Alle paar Meter liegen Holzbohlen quer, an denen man verschnaufen kann. An diesem Samstag sind ein paar Hundert Leute wie wir unterwegs, entsprechend geht es an den Kabeln zu, wie auf einer Ameisenstraße.


    Für mich ist hier Schluss: rechts geht es mindestens 1000 Meter steil runter, links sind es vielleicht 800 Meter. Zwischen dem Abgrund und den Kabeln ist, genau, nichts. Das macht meine Höhenangst nicht mit. Bevor ich mitten in den Kabeln eine Panikattacke bekomme (wie übrigens bei einigen anderen Leuten gesehen), setze ich mich hier lieber in die Sonne und schaue Conny zu, wie sie zur Spitze klettert. Sie schafft das problemlos, schießt oben ein paar Fotos und steht nach einer Dreiviertelstunde wieder neben mir, so dass wir uns bald an den Abstieg machen.


    Der Weg nach unten ist dann ein Fest für die Knie. Jetzt bereue ich, dass ich das Fitness-Studio in den letzten Monaten gemieden habe und es um meine Beinmuskulatur nicht zum besten bestellt ist. Dazu ist es mittlerweile ziemlich heiß geworden und der Weg durch den Wald zieht sich genauso endlos wie beim Aufstieg. Noch immer kommen uns Leute auf dem Trail entgegen. Wenn die bis aufs Plateau wollen, sind sie erst bei Dunkelheit wieder am Parkplatz. Einige sind mit erschreckend wenig Wasser und absurdem Schuhwerk unterwegs. Naja, muss ja jeder selbst wissen, wie er seinen Körper an die Belastungsgrenze bringt. Immerhin ist hier so viel Betrieb, dass keiner Angst haben muss, in der Wildnis verloren zu gehen. In dem Hochtal angekommen halte ich dann an einem kleinen Strand die Füße in den Merced River. Ahhh, tut das gut!


    Weiter geht es zu den Nevada Falls, wo wir uns entschließen, nicht über den Mist Trail sondern über den John Muir Trail auf der anderen Seite des Canyons weiterzuwandern. Dieser Weg lohnt sich allein schon wegen des Panoramas auf die Nevada Falls, die jetzt im weichen Licht der Nachmittagssonne liegen, genauso wie Half Dome, Liberty Cap und Mount Broderick. Dazu kommt man an hängenden Gärten vorbei, an denen Wasser aus dem Fels sickert.


    Allerdings ist dieser Trail um einiges länger als der Abstiegt direkt an den Fällen. In unzähligen Serpentinen, die unverständlicherweise teilweise asphaltiert und deshalb sehr rutschig sind, geht es nach unten Richtung Vernal Falls Bridge. Dort angekommen sind wir mit den Kräften am Ende. Mindestens so fremd wie Aliens kommen uns jetzt die Normal-Touristen vor, die hier in FlipFlops und billigen Turnschuhen unterwegs sind. Knapp 30 Kilometer stecken uns in den Knochen, wir sind komplett eingestaubt und verschwitzt, aber wir haben es geschafft! Nach 10,5 Stunden sind wir wieder am Auto.


    Gefahrene Meilen: 35

  • Heute überlassen wir mal dem Chevy die Arbeit der Fortbewegung – es geht über den Tioga Pass. Die Strecke sind wir noch nicht gefahren – beim letzten Besuch war der Pass gesperrt. Aber erstmal bekommt Conny ein „I Made It to the Top of Half Dome“ T-Shirt im Souvenir-Shop gekauft. Das hat sie sich verdient...


    Auf der Tioga Road ist sehr wenig Verkehr, nur am Olmstead Point ist der Parkplatz fast voll. Der Blick geht von hier ins Yosemite Valley mit dem Half Dome und auf der anderen Seite zum malerischen Tenaya Lake, an dem wir auch einen kurzen Fotostopp einlegen. Dann geht’s weiter zu den Tuolumne Meadows, wo wir an einem kleinen Imbiss, dem Meadow Grill, ein Sandwich essen.


    Und dann überkommt es uns doch nochmal: eine KLEINE Wanderung kann man ja machen, wo wir schon hier sind. Unser Ziel ist der Elizabeth Lake, knapp vier Kilometer vom Tuolumne Meadows Campground entfernt. Dass der Weg am Anfang schon wieder steil bergauf geht, kommt uns zwar nicht unbedingt entgegen, aber wir kämpfen uns durch und nach 250 Metern Höhendifferenz flacht das Terrain endlich ab und der Pfad führt bald an einem Bach entlang. Sehr idyllisch hier oben.


    Der Elizabeth Lake ist dann sogar noch schöner als der Ostrander Lake, an dem wir vorgestern waren. Unglaublich auch, wie ruhig es hier ist. Das einzige Geräusch machen die umhersurrenden Libellen. Das hat sich doch mal wieder gelohnt! Der Rückweg ist denn auch ein Kinderspiel. Wir begegnen noch einem Reh, das sich durch uns überhaupt nicht beim Futtern stören lässt, und sind nach 2,5 Stunden wieder am Parkplatz.


    Der obere Teil der Tioga Road ist wunderschön. Immer wieder kommt man an kleinen Seen und Bächen vorbei und ruckzuck ist auch schon der östliche Eingang des Parks erreicht, der Tioga Pass Entrance, schlappe 3031 Meter hoch. Jetzt kommt eine spektakuläre Abfahrt nach Lee Vining. Unschön: nach einigen Kurven fängt das ganze Auto beim Tritt auf die Bremsen wie wild an zu ruckeln. Anscheinend ein Defekt, der sich bemerkbar macht, wenn die Bremsen heiß werden. Das ist allerdings der denkbar ungünstigste Zeitpunkt dafür! Hoffentlich halten die Bremsen noch bis wir an Las Vegas vorbeikommen, dann wird die Karre getauscht. Und bis dahin muss ich wohl öfter mal runterschalten, was halt bei einem Automatik-Auto immer etwas nervig ist.


    In Lee Vining haben wir das Yosemite Gateway gebucht, das sich als bezauberndes kleines Motel entpuppt. Wir werden sehr herzlich von der Besitzerin empfangen und im schönsten Zimmer ganz hinten mit Aussicht auf den Mono Lake untergebracht. Oder das, was von ihm übrig ist. Das schreit doch nach einem kalten Sam Adam’s auf der Veranda. Danke Kühlbox!


    Zum Abendessen müssen wir nur über die (einzige) Straße gehen. Bei Bodie Mike’s kann man schön auf der Terrasse sitzen, ein Nevada Ale trinken und Ribs und Burger verschlingen. Nach drei Tagen Hot Dogs aus der Mikrowelle das erste gescheite Essen für uns. Auf keinen Fall nochmal probieren: das sogenannte „Garlic Bread“, ein anscheinend über mehrere Stunden in einer Alufolie aufbewahrtes und daher halb durchweichtes, halb vertrocknetes Baguette, aus dem Fett trieft. Iiihhh... Aber die Ribs sind okay.


    Unterkunft: Yosemite Gateway Motel (144 Dollar)
    Gefahrene Meilen: 93

  • Okay, heute wird definitiv nicht gewandert. Gar nicht! Zum Frühstück müssen wir auch wieder nur über die Straße gehen. Neben Bodie Mike’s gibt es Nicely’s, einen typischen Diner. Damit kann man mich immer aus dem Bett locken. Der Kaffee in dem Laden ist allerdings ein Tiefpunkt der Reise. Pfui!


    Auf zum Mono Lake Visitor Center! Der See hat ja schon eine interessante Geschichte. Über eine Million Jahre alt, mit vulkanischen Inseln aber ohne Abfluss und daher zweieinhalb Mal so salzhaltig wie Meerwasser. Und acht Mal so alkalisch. Bis in die 1940er Jahre war der See ein beliebtes Ferienziel. Dann zapfte die durstige Stadt Los Angeles den See an – und ließ den Wasserspiegel um 12 Meter sinken! Über die freigelegte Fläche blies der Wind ekligen Staub durch das Tal – weg waren die Touristen. Dafür marschierten Kojoten trockener Pfoten in die Brutgebiete der zu Millionen hier nistenden Vögel, die einst sicher auf den Inseln hockten. Nach 16 Jahren harten Kampfes vor den Gerichten erreichten Umweltschützer schließlich 1994 einen Stopp der Wasserentnahme. Die Zuflüsse aus der Sierra Nevada und aus unterirdischen Quellen sollen nun dafür sorgen, dass der See wieder um über 5 Meter steigt. Dann wird auch ein Teil der Kalziumkarbonat-Türme, der Tufas, wieder versinken, die man jetzt an den Ufern bewundern kann. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg.


    Nach dem Visitor Center, das etwa 3 Meilen nördlich von Lee Vining am HW 395 liegt, fahren wir ans Nordufer des Sees, wo man auf einem Holzsteg durch den trocken gefallenen Uferbereich und einige Tufas gehen kann. Unzählige Vögel machen hier ein Riesentrara und der bakterienhaltige Uferschlamm stinkt nach faulen Eiern.


    Vom Mono Lake fahren wir schließlich auf der 395 Richtung Süden, Richtung Death Valley, unserem heutigen Ziel. Aber schon kurz hinter Lee Vining können wir einem verlockenden Hinweis-Schild zum June Lake Loop nicht widerstehen. Der HW 158 führt durch malerische Ferienorte an vier Seen vorbei, ein beliebtes Skigebiet. Unglaublich wie schnell man hier wieder in einer alpinen Landschaft ist, wo sich ein paar Kilometer weiter öde Wüste ausbreitet. Der Loop führt wieder auf die 395, die kurz vor Bishop auf einer steilen Rampe in ein breites Tal abfällt.


    In Bishop halten wir an einem Supermarkt: es ist höchste Zeit, mal die Bilder von der Digicam auf CD brennen zu lassen, sonst ist der Speicher bald voll. Zum Glück gibt es ja jetzt überall die tollen Kodak-Automaten, an denen man das erledigen kann. Pech aber, wenn dem Supermarkt die Rohlinge ausgehen. Andere CDs als die von Kodak nimmt der Automat nämlich nicht. Immerhin, ich ergattere die allerletzte CD, 120 Bilder lassen sich runterladen. Und: wir finden hier sogar brauchbare Karten zum Versenden unserer Einladungen und Hochzeitsbilder. Sind designtechnisch nicht ganz vorne, aber besser als nix. Heute Abend ist Kartenschreiben angesagt.


    Nach einem Snack bei KFC fahren wir weiter Richtung Süden. Ich kann meiner Liste mit öden Orten, in denen ich nichtmal tot über dem Zaun hängen will, Flecken wie Big Pine und Independence hinzufügen. Lone Pine ist dann wieder ganz vorzeigbar: hübsches Westernstädtchen mit einigen Motels. Hier zweigt die 136 Richtung Death Valley ab. Die Landschaft wird bald wieder aufregender. Man durchquert in enger Kurvenfahrt einige in bunten Farben leuchtende Bergketten im Gebiet des Nationalparks, ehe man ins eigentliche Death Valley kommt. Auch hier treten die Probleme mit der Bremse wieder auf. Mistkarre! Das Thermometer unseres Autos meldet schließlich 113 Grad Fahrenheit. Uff!


    Wenn man bei der Hitze aus dem klimatisierten Wagen steigt, ist dass, als würde man eine Backofentür öffnen. So halten wir auch im Death Valley nur einmal, nämlich an den sehr malerischen Sanddünen, lassen dabei aber den Motor laufen, damit die Klimaanlage nicht ausgeht, und sehen zu, dass wir zum Hotel kommen, der Furnace Creek Ranch.


    Die Hotelanlage ist riesig, verfügt über ein eigenes Postamt, einen Golfplatz und auch sonst alles, nach dem der Tourist verlangen könnte. Uns ist nur nach Abkühlung – und die ist draußen nicht zu finden, Pool hin oder her. Eine kalte Dusche wäre nicht schlecht, aber kalt Duschen ist nicht: das Wasser, das aus dem entsprechenden Hahn kommt, ist mit lauwarm noch zurückhaltend beschrieben. Absurd auch, dass es im Bad einen Heater gibt. Wozu??? Deshalb reduzieren wir unsere Aktivitäten für den heutigen Tag auf das Mindeste: Karten schreiben, Briefmarken kaufen und ein paar Sandwiches zum Abendessen. Und bei Alamo rufe ich an, um schonmal den Tausch des Mietwagens für den nächsten Tag anzusagen...


    Unterkunft: Furnace Creek Ranch (88 EUR über Dertour)
    Gefahrene Meilen: 250

  • Hi Oli!


    Ihr versorgt mich ja derzeit wirklich ausgezeichnet mit Lesestoff! Hilft, die Zeit zu überbrücken! top12


    Nein, das ist nicht der wahre Grund, warum ich die Geschichten gerne lese! Sie sind einfach gut, bringen neue Bilder und alte Erinnerungen erwachen! Nicht schlecht 113°F!


    Freue mich auf die kommenden Folgen!


    Gruss


    Rolf

  • Wo wir uns am Vorabend für nichts begeistern konnten, stehen wir mitten in der Nacht auf, um den Sonnenaufgang in der Wüste zu erleben. Um 6 Uhr fahren wir die paar Meilen zum Zabriskie Point. Und das folgende Schauspiel rechtfertigt denn auch das frühe Aufstehen: die gegenüberliegenden Bergspitzen fangen langsam an zu glühen, erst rosa, dann orange. Bis die Morgensonne die gestreiften Felsen auf unserer Seite erreicht hat, vergeht fast eine Stunde. Schööön...


    Zum Frühstück schnappen wir uns nur ein paar Muffins im General Store, denn heute ist Meilenfressen angesagt: wir wollen nach Page und das ist drei Staaten weiter. Zunächst fahren wir Richtung Badwater, dem Tiefpunkt unserer Reise im geographischen Sinne. Weiter runter als 86 Meter unter den Meeresspiegel geht es in Amerika nicht. Krass, wenn man bedenkt, dass wir keine 48 Stunden zuvor noch auf 3000 Metern rumgezogen sind. Sehr anpassungsfähig wir Menschen.


    Am Rande das Salzsees halten wir nur für das obligatorische Foto, denn mit uns kommt ein Reisebus voll aufgeregter Rentner aus Holland an. Uah, schnell weg hier! Wenn ich mir eine Reiseart als apokalyptischen Alptraum vorstelle, dann ist es eine Busfahrt durch den Westen der USA. Aber Menschen, die sowas machen, haben wahrscheinlich mehr Spaß an Geselligkeit als wir, die eher die Einsamkeit in diesem weiten Land fasziniert. Unsagbar peinlich ist der Auftritt dieser Reisegruppen in jedem Fall, denn egal welchen Alters veranstalten sie einen Lärm wie eine Schulklasse beim Ausflug.


    Die Holländer haben übrigens Glück, genau wie wir, denn die Straße nach Badwater ist heute nach fast einer Woche erstmals wieder geöffnet. Letzten Donnerstag hatte es schwere Überflutungen in einigen Teilen des Tals gegeben und zahlreiche Straßen mussten gesperrt werden. So können wir weiter auf der 178 das Death Valley der Länge nach durchfahren, wobei der Highway auf einem längeren Abschnitt nur eine Schotterpiste ist. Schließlich biegt er Richtung Osten ab und kommt da raus, wo die Shoshonen wohnen, in Shoshone nämlich, einer überschaubaren Ansammlung von Hütten und Trailern.


    Eine etwas größere Menge davon gibt es ein paar Meilen weiter in Pahrump, das schon in Nevada liegt. Ansonsten kommt der Ort auf meine Liste. Immerhin: Las Vegas kündigt sich auf großen Werbetafeln am Straßenrand an und hier kommen wir auf den bestens ausgebauten Highway 160, der uns schnurstracks Richtung Glitzermetropole führt.


    Unmittelbar nach dem in tollen Farbtönen leuchtenden Red Rock Canyon erreichen wir die ersten Neubaugebiete von Las Vegas. Und die ziehen sich meilenweit bis an die Interstate 15. Unfassbar, was hier gebaut wird! Las Vegas wächst nach wie vor in wahnsinnigem Tempo. Jeden Monat ziehen über 4.500 Leute zu, nächstes Jahr wird die Marke von 2 Millionen Einwohnern erreicht sein. Und das mitten in der Wüste und bei immer knapper werdendem Wasser. Faszinierend und erschreckend zugleich.


    In der Nähe des Flughafens steuern wir die Mietwagenstation von National/Alamo an. Ach was, Mietwagenstation, das ist eine Fabrik, ein eigener Stadtteil, nach meiner Einschätzung auf jeden Fall die größte der Welt. Die Rückgabe des Wagens wird ohne Wimpernzucken akzeptiert und wir werden durchgewunken, in der Choice Line ein neues Auto auszusuchen. Nur: es ist kein einziges da! Ein Mitarbeiter stellt daher statt der Autos die Kunden in die Parkbuchten und immer, wenn wieder ein Wagen aus der gigantischen Waschanlage kommt, wird der direkt den am weitesten vorne stehenden zugeteilt. Es dauert aber keine 10 Minuten, da wird uns ein schicker kleiner Pontiac vorgefahren, an dessen Seitentür noch der Schaumgummipuffer vom Transport klebt. Nagelneu also. Wir nehmen den mit und fahren zurück zum Chevy, in dem noch unser Gepäck ist. Aber: keine Chance die Sachen in den Kofferraum zu quetschen. Also zurück mit dem Flitzer und gegen einen echten Full Size getauscht. Zum Glück steht gerade ein Pontiac Grand Prix herrenlos herum, den schnappe ich mir und fahre wieder zum Gepäck. Passt! Aber etwas fehlt: meine Umhängetasche mit allen Reiseunterlagen, Pässen, Geld und Kreditkarten. Die hatte ich auf den Rücksitz des kleineren Wagens geschmissen. Jetzt aber fix, bevor der vom Hof rollt! Gerade noch rechtzeitig: der nächste Kunde stellt sich gerade die Spiegel ein. Ja, da geht der Adrenalinspiegel denn doch nach oben...


    Nach den Tagen auf einsamen Wüstenhighways ist der Verkehr rund um Las Vegas der Horror. Die halbe Stadt ist eine Baustelle, der Interstate in einem erbärmlichen Zustand, dazu muss man aufpassen, selbst nicht zu sehr von den glitzernden Hotels abgelenkt zu werden. Aber so wie die Stadt irgendwann wie eine Fata Morgana im Rückspiegel verschwindet, so reduziert sich auch die Menge der Autos pro Meile und es geht mit Höchstgeschwindigkeit von immerhin erlaubten 75 Meilen ein kurzes Stück durch Arizona und dann über eine weitere Staatsgrenze nach Utah. Hier schlängelt sich die Autobahn durch die steilen Canyons des Virgin River, der bekanntlich auch das traumhafte Tal des Zion Nationalparks geschaffen hat.


    Zion ist uns als liebster Park von der letzten Reise durch den Westen in Erinnerung – nur so ist es zu erklären, dass wir den nun als nächstes ansteuern. Schlauer wäre es, in Hurricane die südliche Route Richtung Fredonia zu wählen, aber schlauer ist man immer erst hinterher, nämlich nachdem man im Zion Park am Tunnel im Stau gestanden hat. Der Tunnel, durch den der Highway 9 im Süden von Zion Richtung Osten führt, ist ein Nadelöhr bei der Reise durch diese Gegend. Da der in den 1920er Jahren gebaut wurde, als Autos noch klein und wenig waren, ist er dem heutigen Verkehr kaum mehr gewachsen. Vor allem nicht, wenn Busse und Wohnmobile durch wollen – und von denen gibt es reichlich hier. Die können den Tunnel nur in der Fahrbahnmitte durchfahren. Also muss eine Spur gesperrt werden. Das geht den ganzen Tag so, immer abwechselnd. Dazu ist direkt hinter dem Tunnel vor einigen Tagen ein großer Erdrutsch auf die Straße abgegangen, dessen Hinterlassenschaften bei laufendem Betrieb beseitigt werden müssen.


    Alles in allem kostet uns dieser Weg eine gute Stunde extra. Die grandiose Kulisse entlang der Straße macht die Sache allerdings ein wenig erträglicher. In Mount Carmel Junction erreichen wir schließlich die 89, den letzten Highway für heute, denn der geht direkt nach Page. Gleich nach dem Abbiegen rennt uns eine Schar wilder Truthähne vors Auto. Den ersten drei Tieren rette ich durch Vollbremsung das Leben, der Rest entschließt sich, die Straße fliegend zu überqueren. Gute Idee!


    Die 89 ist dann eine echte Traumstraße, das macht richtig Spaß hier. Zunächst geht es durch die leuchtenden Ausläufer der Coral Pink Sand Dunes, dann schieben sich hinter Kanab von links die Felsen des Vermillion Cliffs, von rechts die des Kaibab Plateaus heran. Die tief stehende Sonne taucht die Kulisse in ein sagenhaftes Licht, das durch einige dunkle Wolken variiert wird. Willkommen im Red Rock Country!


    Von weitem sieht man dann schon die rauchenden Schornsteine des Navajo Kohlekraftwerks, ein völlig unwirklicher Anblick, der an das unsagbar verschandelnde Kraftwerk in der ansonsten idyllischen Morro Bay an der Pazifikküste erinnert. Aber hey, irgendwo muss der Strom ja herkommen und mit Staudämmen allein, lässt sich Las Vegas nicht zum Leuchten bringen. Kurz vor dem Kraftwerk liegt jedenfalls Page, Arizona. Es geht über eine Brücke neben dem Glen Canyon Dam, der hier den Colorado River in den Lake Powell, den größten Stausee der USA, verwandelt. Dann ist die Fahrerei für heute beendet. Reicht aber auch.


    Gegen 18 Uhr checken wir im Holiday Inn Express ein und freuen uns über ein riesiges Zimmer mit sauberem Bad, in dem alles funktioniert und an seinem sinnvollen Platz angebracht ist. Ein großer Fortschritt gegenüber der Furnace Creek Ranch. Da wir außer einem Stückchen Kuchen und einem Muffin den ganzen Tag nichts gegessen haben, sind wir völlig ausgehungert. Diesem Zustand Abhilfe verschafft ein Besuch des Dam Grill. Das Essen ist extrem lecker hier, genauso wie das Bier. Und die Portionen sehr, sehr groß. Nachdem wir gierig das frische Brot und die Appetizer (Onion Rings & Buffalo Wings) verschlungen haben, dämmert’s uns, dass vielleicht die Augen doch größer als der Magen waren. Burger und Ribs schaffen wir nicht annähernd. Und das will bei mir was heißen...


    Unterkunft: Holiday Inn Express (70 EUR über FTI)
    Gefahrene Meilen: 452 (!)

  • Zitat

    Original von Otto
    Vielleicht hast du ja Lust, noch ein paar Bilder mehr einzustellen, als zusätzliche Postings oder in die Galerie top17


    Yeah, Fotoalbum ist in Arbeit. Ich wollte aber erstmal den Reisebericht mit ein paar Pics einstellen, damit Ihr was zu lesen habt. top12 Von Ingrid gibt es ja aktuell schon wunderbare Fotos zu bewundern. top17

  • Im Holiday Inn Express in Page ist das Frühstück inklusive. Und hier gibt es nicht nur eine Handvoll zerteilter Muffins, die an anderen Orten schonmal als „continental breakfast“ verkauft wird, hier gibt es leckere Cinnamon Rolls, Toast, Marmelade, Cereals, Obst, Joghurt, gekochte Eier und trinkbaren Kaffee. Aber wir beschränken den Aufenthalt am Büffet auf die Mindestzeit, denn heute geht es in die Coyote Buttes North, die Gegend der Paria Wilderness, in der die mittlerweile berühmte Wave zu finden ist. Das ist zumindest der Plan, dafür haben wir vor drei Monaten eine Permit ergattert.


    Aber: Pustekuchen! Der Blick gen Himmel verheißt schon nichts Gutes: über Page ist es bedeckt und, noch schlimmer, Richtung Norden schiebt sich eine dunkle Wolkenwand heran. Hätten wir mal besser den Wetterbericht verfolgt die letzten Tage. Wir fahren zwar los, als vor uns aber die ersten Blitze aus den Wolken zucken, beschließen wir, die Wave für heute Wave sein zu lassen und stattdessen auf morgen zu hoffen. So schlau waren wir ja, dass wir uns eine weitere Permit für den nächsten Tag reserviert hatten.


    Da es im Süden von Page noch einigermaßen freundlich ausschaut, fahren wir direkt zum Lower Antelope Canyon. Der stand natürlich auch ganz oben auf unserer Must-see-Liste und ist nicht das schlechteste Alternativprogramm. Beide Antelope Canyons sind bestens ausgeschildert. Wir wollen uns auf die Lower-Ausgabe beschränken. Die ist enger, verwinkelter als die Upper-Version und die dort auftretenden Beams aus einfallendem Sonnenlicht wird es heute eh nicht geben. Außerdem lassen die Navajos den Besuch dieses Naturwunders auf ihrem Reservatsgebiet einiges kosten: 15 Dollar werden allein für den Besuch des Lower Antelope Canyons fällig, dazu nochmal 6 Dollar dafür, dass man überhaupt das Indianerland betreten darf, macht schlappe 42 Taler für zwei.


    An einem kleinen Kiosk am Parkplatz schieben wir die grünen Scheine über den Tresen und dann geht es auch schon los. Es sind nur ein paar Meter zum Einstieg in den Slotcanyon, an den unsere kleine Besuchergruppe (um halb zehn sind nicht mehr als 8-10 Leute da) von einem jungen Navajo Guide geführt wird. Über eine steile Eisentreppe geht es nach unten und schon stehen wir an einem der bizarrsten Orte, die man sich überhaupt vorstellen kann – und kriegen den Mund nicht mehr zu vor Staunen. Das Licht ist bei dem Wetter natürlich nicht ideal zum Fotografieren, aber die Farben und Formen in dem engen Canyon sind trotzdem faszinierend.


    Unser Grüppchen trennt sich schon bald auf. Der Guide geht mit einigen Amerikanern voraus, die Europäer fotografieren sich derweil weiter hinten tot. Es gibt ja einige Ort, an denen man nicht aufhören kann zu knipsen, wo man hinterher denkt: Hm, sieht eigentlich alles gleich aus. Die Niagara Fälle fallen mir da immer ein oder die Freiheitsstatue. Aber Antelope zieht einen einfach so in den Bann, dass man hinter jeder Biegung meint, diesen Anblick müsste man nun unbedingt auch noch festhalten. Erfreulich, dass so früh so wenige Besucher mit uns hier sind, so kann man ganz in Ruhe genießen und Bilder machen.


    Über eine Stunde verbringen wir im Lower Antelope Canyon, wobei wir uns richtig einsauen. Zum einen weht der Wind immer wieder Sand von oben hinein, zum anderen ist der Grund teilweise sehr schlammig. Irgendwann geht es dann auch nicht mehr weiter, weil Wasser im Canyon steht und wir kehren um. Wieder nach oben gekrabbelt gehen wir den Spalt zum anderen Ende entlang. Hier ist wieder eine Eisenleiter, an der man normalerweise herauskommt, wenn nicht Wasser den Weg versperrt.


    Entlang des Canyonrands stehen überall Kisten, aus denen im Fall einer Flash Flood Seile nach unten geworfen werden, um die Leute rausziehen zu können. Schließlich kamen hier vor ein paar Jahren ein Dutzend Besucher um, als sie sich vor den rasend schnell eindringenden Wassermassen nicht mehr retten konnten. Drei Leichen blieben damals verschwunden, sie werden irgendwo im Lake Powell im Schlick stecken. An das Drama erinnert eine Gedenktafel mit den Namen der Opfer am Eingang.


    So langsam schließt sich von allen Seiten die dunkle Wolkendecke. Wir machen noch schnell einen Abstecher zur Horse Shoe Bend, wo der Colorado eine malerische Schleife dreht – dann fängt es auch schon an zu regnen. Am Ortseingang von Page gibt es einen riesigen Wal-Mart, hier sollte es möglich sein, mal wieder ein paar Bilder auf CD zu brennen. Nach der Fotografier-Orgie im Antelope ist das geboten. Die Fotoabteilung hat denn auch alles, was das Herz begehrt. Hier hätten wir auch direkt Karten mit unseren Hochzeitsbildern herstellen lassen können, auch Blankokarten gibt es in allen Größen. Wie das halt immer so ist, wenn man vorher wie bescheuert nach etwas gesucht hat. Egal, die Karten sind jetzt bestimmt schon auf dem Weg in irgendein Frachtflugzeug...


    Jetzt haben wir Hunger, also gehen wir das erste und letzte Mal in diesem Urlaub zu McDonald’s. Conny liebt McDonald’s, ich hasse McDonald’s, da kommen wir selten auf einen grünen Zweig. Aber einmal ist das ja okay. Vor uns an der Kasse vier Deutsche älteren Jahrgangs. Die werden daheim noch nie bei McDonald’s gewesen sein, in Amerika ist das Bestellen nun ein echtes Abenteuer. Uns amüsiert’s wie die Vier stolz Fotos schießen, als sie ihre Beute an den Tisch gebracht haben. A propos Deutsche: auf der ganzen Reise wimmelt es von Landsleuten. Nicht ungewöhnlich, aber in Page und später auch in Moab fällt das schon extrem auf. Vor allem, wenn man wandern geht, was der amerikanische Tourist ja eher nicht so gern tut, trifft man bei der Hälfte der einem entgegen kommenden Leute auf Deutsche oder Österreicher. Ich überlege schon, statt des üblichen „Hi“ oder „How’s it goin’“ einfach öfter mal „Grüß Gott“ zu sagen. Wäre für den einen oder anderen Lacher sicher gut.


    Um 13 Uhr sind wir zurück im Hotel und jetzt schüttet es richtig. Das sieht nach einem erzwungenen Gammeltag aus. Naja, da kann man wenigstens mal ein bisschen Wäsche waschen, im Internet schauen, was in der Champions League so geht (ich vermeide jegliches Checken von Emails im Urlaub!) und ein Mittagsschläfchen halten. Verdient ist diese Pause allemal nach dem Programm der letzten Tage. Die Frau an der Rezeption meint, dass es das ganze Jahr noch nicht so geregnet hat wie heute. Na, da sind wir ja genau rechtzeitig da.


    Aber dem Regen folgt bekanntlich Sonnenschein. An diesem Abend kommt der in Form eines dramatischen Sonnenuntergangs, für den ich zum Wahweap Marina View Point hoch über dem Lake Powell fahre. Grandiose Sicht auf den See und die Berge von da. Und den abziehenden Wolken scheinen nicht all zu viele nachzufolgen. Das sieht ganz gut aus für morgen.


    Das Abendessen besteht dann nochmal aus Fastfood. Aus reiner Faulheit drehen wir eine Runde durch den Drive-In des KFC. Fritiertes Huhn geht bei mir immer.


    Gefahrene Meilen: 70


    Pics folgen noch

  • Oh Mann... Oli !


    Da krieg ich richtig Gänsehaut.... alle vorgenannten Punkte hab ich im September auch abgeklappert... auch den Wal-Mart top12. Und wenn man das jetzt so liest...... ach ja !


    Freue mich auf die Fortsetzung :)

    Humor ist der Knopf der verhindert, dass mir der Kragen platzt.

    Einmal editiert, zuletzt von Ingrid ()

  • Heute muss es einfach mit der Wave klappen! Die Sonne scheint jedenfalls schonmal von einem strahlend blauen Himmel. Unsere einzige Sorge gilt dem Zustand der Straße zum Trailhead. Wir wissen ja, dass es da einen Wash gibt und durch den kämen wir mit dem Pontiac wohl nur bei absoluter Trockenheit. Irgendwie frage ich mich jetzt schon, warum wir in Las Vegas nicht gleich die Gelegenheit genutzt haben, auf einen 4 WD umzusteigen. Klarer Fall von hinterher schlauer.


    Um 9 Uhr (bzw. 10 Uhr Utah-Zeit) halten wir an der Ranger Station des Bureau of Land Management (BLM), direkt am Highway 89 ein paar Meilen vor der House Rock Road, die zum Wire Pass Trailhead führt und eine Verbindung zwischen der 89 und der 89a weiter im Süden darstellt. Der Ranger meint, dass ohne High Clearance und Vierrad-Antrieb da gar nichts geht heute, schließlich seien das gestern die stärksten Regenfälle des Jahres gewesen. Hört sich nicht gut an. Auf unsere Frage, ob gestern überhaupt jemand hier war, sagt er tatsächlich: „Oh yeah, we had a big lottery. 33 people!“ Wir erzählen an dieser Stelle mal lieber nichts von unserer Permit, die zwei der 33 Leute gestern sicher gerne genommen hätten. Er schlägt uns noch vor, die Road von Süden zu nehmen. Das sind aber mal ganz locker 2, 3 Stunden Umweg. Und wer weiß, wie die Straße von da aussieht. In der Zeit sind wir auch die 4 Meilen vom Wash bis zum Trailhead gelaufen. Sind ja schließlich gut zu Fuß. Und vielleicht haben wir ja Glück und es liest uns jemand auf dem Weg auf. Der Ranger meint zwar, dafür wären wir ziemlich spät dran, die meisten Besucher der Wave wären schon längst durch. Egal, wir versuchen’s einfach.


    Gesagt, getan. Ich lenke das Sportcoupé über die Schotterpiste, wobei wir von einem Geländewagen überholt werden. Den sehen wir ein paar Kurven später wieder, als er anhält, um dem Fahrer eines weiteren Geländewagens zu helfen, der bis zur Achse im Schlamm am Straßenrand steckt. Schon blöd, wenn man nicht aufpasst. Wie sich rasch herausstellt, sind hier alle deutsch. Wir fahren weiter bis zum Wash und hier ist definitiv Endstation mit unserer Schüssel. Tiefe Schlammfurchen voller Wasser und auch die Umfahrung nebendran sieht nicht besser aus. Also Auto abstellen und zu Fuß losziehen. Da hält wieder der Wagen von eben und die beiden Insassen, Wolfgang und Birgit, zwei echte Wave-Veteranen, die zum siebten Mal hier sind, sind so nett uns mitzunehmen. Das ist doch mal echte Solidarität hier. Besten Dank!


    Die Schar der Fahrzeuge am Wire Pass Trailhead ist überschaubar und komplett geländetauglich. Klar. Wolfgang gibt uns noch ein paar Tipps mit auf den Weg, dann ziehen wir schonmal los. Kann ja nicht so schwer sein, die Wave zu finden. Mit der Karte und der Wegbeschreibung vom BLM sieht das nach Schnitzeljagd aus. Leider verpassen wir dann direkt den ersten Abzweig und marschieren schön im schlammigen Flussbett Richtung Coyote Gulch. Nach einigen Minuten kommt es uns aber schon spanisch vor und wir drehen um und biegen diesmal auf den richtigen Weg ab.


    Die Wanderung ist kein Problem. Es geht über eine sandige Anhöhe, durch ein weiteres Flussbett, über eine Sandstein-Klippe und dann immer am Hang entlang zu zwei auffälligen Felsformationen, den Twin Buttes. Dahinter sieht man auch schon am Horizont eine Art Spalte in der Felswand, genau dort beginnt die Wave. Samt Umweg benötigen wir keine zwei Stunden für den Weg. Das Wetter ist ideal: sonnig, nicht zu heiß und es weht immer mal wieder ein angenehmer Wind. Überflüssig zu erwähnen, dass die Landschaft hier ein Traum ist. Bizarre geformte Felsen überall, Gesteinsschichten in allen Farben.


    Wir erreichen die Wave und sind verblüfft: die ist ja voller Wasser! Eine riesige Pfütze steht in der Formation. Naja, erlebt wahrscheinlich auch nicht jeder, der hier hinkommt. Um in die Wave hineinzukommen, müssen wir deshalb noch einen kleinen Umweg nehmen. Wolfgang begrüßt uns schon mit einem Grinsen: ob sie sich Sorgen um uns hätten machen müssen, sie hätten unsere Fußspuren in die falsche Richtung gesehen. Haha. Dann werden erstmal jede Menge Fotos geschossen.


    Insgesamt sind nur acht Leute hier, zwei gehen gerade schon wieder als wir ankommen. Kurz darauf trifft noch ein Mann mit einem Hund ein, der begeistert in der Pfütze herumtollt und Stöckchen holt.


    Ein bisschen größer hatten wir uns die Wave an sich ja schon vorgestellt. Das liegt aber wohl daran, dass wir schon so viele Fotos davon gesehen haben, dass uns fast jeder Zentimeter bekannt vorkommt. Neben der Wave sind aber auch die „Brain Rocks“ oberhalb davon sehr lustig anzuschauen, Felsen, die tatsächlich wie Gehirnmasse aussehen. Hinter denen kommt man automatisch zur sogenannten „Second Wave“. Eine blödsinnige Bezeichnung, denn wenn es eine Second Wave gibt, gibt es auch eine Third Wave, eine Fourth Wave usw. An jeder Stelle, wo die Felsen eng zusammenstehen und der Wind von den Bergen dahinter den Sand durchbläst, entstehen diese streifenförmigen Formationen im Sandstein. So gibt es unterhalb dieser „Second Wave“ eine weitere wunderschöne Stelle mit rot und weiß gestreiftem Gestein.


    Wir klettern eine ganze Weile durch die Gegend. Es gibt unglaublich viel zu entdecken. Jeder, der schon nach der Wave wieder umkehrt, verpasst hier wirklich einiges. Wir finden Felsen, in die eckige Löcher gefräßt sind und die aussehen, wie Wespennester. Und wir erleben die Kräfte, die diese Formationen schaffen, am eigenen Leib: der Wind hat gehörig zugenommen und wir werden einige Male gesandstrahlt (sagt man eigentlich gesandstrahlt oder sandgestrahlt?). Sehr unangenehm das und irgendwann haben wir deshalb dann doch die Schnauze voll und machen uns an den Rückweg. Schließlich müssen wir auch noch die Straße zurück zum Auto wandern.


    Das geht dann aber alles erstaunlich locker. An der House Rock Road steht uns der Wind genau im Rücken, das beschleunigt das Gehen ungemein. Nach einer Stunde strammen Marschierens sind wir auch schon fast am Wash angelangt. Zwei Österreicher nehmen uns dann das letzte Stück noch mit. Mittlerweile ist die Umfahrung des Washs ziemlich abgetrocknet, so dass mit einigermaßen hohem Radstand das Durchkommen gar kein Thema mehr ist. Wir bedanken uns fürs Mitnehmen, packen unser Zeug ins Auto und fahren zurück zur 89.


    16 Uhr und der Tag ist noch lange nicht rum. Wir wollen noch nach Flagstaff. Und irgendwie habe ich mich bei der Streckenplanung hier leicht verhauen. Ich hatte die Entfernung zwischen Page und Flagstaff mit 80 Meilen notiert. Tatsächlich sind es über 120, dazu kommen die knapp 40 von der Einmündung der House Rock Road bis Page. Dann mal los. Straßennamen müssen wir uns hier nicht merken, die 89 geht durch bis Flagstaff.


    Die Landschaft wird immer flacher, rechts und links des Highway gibt es kaum was zu sehen außer ein paar zum Teil sehr armseligen Hütten der hier lebenden Navajo, deren Reservat wir durchfahren. Ihre unzähligen Verkaufsstände sind nicht besetzt. Sonst kann man sich hier mit allerlei Schmuck, Decken und Keramikwaren eindecken, wenn man’s mag.


    Schon weit vor Cameron sehen wir die Gipfel der San Francisco Mountains am Horizont aufragen, der mit über 3800 Metern weit und breit höchsten Berge, an denen wie eine Fahne eine große Wolke hängt. Dahinter liegt Flagstaff. Kurz vor der Stadt führt der Highway durch dichten Wald, anschließend durch Heidelandschaft und dann steht man an der ersten Ampel seit 150 Meilen. Flagstaff ist erreicht. Wir fahren kurz auf die Interstate 40, nur um zwei Exits weiter wieder rauszufahren. Unglaublich wie viele Hotels und Restaurants es hier gibt. Alle Ketten sind vertreten. Wir haben im Fairfield Inn reserviert, das wir sofort finden. Mittlerweile ist es dunkel geworden und recht kalt. Wir frieren ganz schön, wie wir in kurzen Hosen am Hotel aussteigen.


    Bei einem ausnehmend netten Portier checken wir ein, tragen unsere Sachen auf das hübsche Zimmer und waschen uns den Sand aus der Wave hinter den Ohren weg. Dinnertime! Gleich nebenan habe ich eine Filiale der Steakhouse-Kette Sizzler gesehen. So weit schaffen es unsere Füße noch. Bei Sizzler zu essen ist dann auch ein Erlebnis. Vor der Schlange am Eingang sollte man sich nicht erschrecken, denn hier bestellt man schon beim Reingehen. Wie am Schalter eines Fastfood-Ladens. Dann sucht man sich erst einen Tisch und bekommt dann ziemlich fix seine Bestellung gebracht. Bei Bedarf kann man sich am all-you-can-eat Salatbüffet bedienen. Den Bedarf habe ich nicht, ich will nur Fleisch und Pommes. Mehr habe ich auch nicht auf dem Teller und das Steak ist gut.


    Unterkunft: Fairfield Inn by Marriott (84 EUR über Expedia)
    Gefahrene Meilen: 217


    Pics folgen noch

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