Südwesten 2006: California, Arizona, Utah, Nevada

  • Auch im Fairfield Inn gibt es ein kleines Frühstücks-Büffet. Nicht ganz so ansprechend wie im Holiday Inn in Page, aber man wird satt. Mir gefallen die Egg McMuffins in der Tüte, die man in die Mikrowelle haut. Eklig aber lustig. Und frische Waffeln kann man sich hier auch backen.


    Flagstaff ist wie wenige andere Städte in den USA bis heute vor allem durch die Eisenbahn geprägt. Das Visitor Center ist denn auch im historischen Bahnhofsgebäude untergebracht und bietet sich als Startpunkt für einen Bummel durch die liebevoll rausgeputzte Altstadt an – wenn man bei einem Ort, den es erst seit 1882 gibt, davon sprechen kann. Wobei: man kann. Page wurde ja zum Beispiel erst 1957 gegründet.


    Dann fahren wir auf er 89a durch den Oak Creek Canyon Richtung Sedona. Schön, mal wieder durch grünen Wald und blühende Blumenwiesen zu kommen nach den Tagen in der Wüste. Wir halten am Oak Creek Vista Point, wo man sich beim Blick in den Abgrund gruseln kann. Zum Gruseln ist außerdem der Indianerkitsch, der an die zahlreichen Besucher verkauft wird. Heute ist Samstag und das herrliche Wetter hat anscheinend alle nach draußen gelockt. Dabei wurde vor zwei Tagen noch davor gewarnt, sich im Oak Creek Canyon aufzuhalten: akute Erdrutsch- und Flash Flood Gefahr wegen des Regens. Ist aber nichts passiert. Der Parkplatz am West Fork Trailhead ist jedenfalls überfüllt. Schade, denn da wollten wir eigentlich ein bisschen wandern. Auch am Slide Rock State Park ist es sehr voll, also fahren wir direkt weiter nach Sedona.


    Sedona gilt als einer der schönsten Orte der USA. Seit New Age Jünger und Künstler vor Jahren die Stadt zwischen den roten Felsen wachgeküsst haben, sind die Immobilienpreise durch die Decke gegangen. Und wirklich: hier gibt es traumhafte Häuser zwischen den Bäumen (Sedona ist sehr grün) mit ebenso traumhaften Aussichten, die sich harmonisch in die Landschaft einpassen. Heute ist aber die Hölle los: in Busladungen sind die Touristen eingefallen und den Souvenirläden und Galerien, die schätzungsweise 70 Prozent der Einzelhandelsfläche in Sedona belegen, dürfte ein umsatzreicher Tag gewiss sein. Ich will mir gar nicht vorstellen, in was für Wohnungen dieser ganze Dekoschmock landet. Sedona kommt uns vor wie das Rüdesheim von Arizona.


    Wenn man aber den Blick mehr auf die Landschaft als auf die Schaufensterauslagen richtet, muss man begeistert sein von der Stadt. Nach einem Lunch und einem sehr guten Kaffee fahren wir einfach kreuz und quer durch Sedona. Auf dem Red Rock Loop erreicht man einige der schönsten Aussichtsplätze und die Red Rock Crossing, eine Furt im Oak Creek, um die herum es allerlei Bade- und Picknickplätze gibt. 7 Dollar kostet der Eintritt. Lohnt sich nicht unbedingt, wenn man nur ein Foto vom Fluss vor dem hoch aufragenden Cathedral Rock machen will, aber wo wir schonmal hier sind... Zum Sonnenuntergang fahren wir dann hoch zum kleinen Flughafen von Sedona. Von hier hat man einen tollen Blick auf die Stadt und die orange glühenden Berge drumherum.


    Auf dem Weg zurück durch den Oak Creek Canyon erschrecken wir erst vor dem Rauch und Brandgeruch. Schon wieder ein Waldbrand wie im Frühjahr? Nein, die Schwaden steigen von den zahlreichen Campingplätzen auf. Hier wird gerade das abendliche BBQ angefeuert. Appetit macht der Gestank nicht grad, aber zurück in Flagstaff fahren wir gleich zur Beaver Street Brewery zum Abendessen. Kleine Brauereien sind meistens eine sichere Bank für gutes Essen und vor allem gutes Bier in Amerika – die in der Beaver Street macht keine Ausnahme. Während wir an der Bar auf unseren Tisch warten, probiere ich schonmal das sehr süffige Red Ale. Komischerweise gibt es ja in Deutschland kaum rotes Ale. Stattdessen macht man Limettensaft oder anderen Quatsch ins Bier. Schnickschnack! Mein Steak übertrifft dann sogar noch das Bier: ein Rib Eye mit Meersalz- und Pfefferkruste, dazu Mashed Skin Potatoes – köstlich. Eines der besten Steaks, die ich je gegessen habe. Dagegen war das bei Sizzler gestern echt Fastfood. Und nur 2 Dollar billiger.


    Gefahrene Meilen: 107


    Pics folgen noch

  • In der Nacht kriegen wir leider kaum ein Auge zu. Flagstaff macht seinem Image als Eisenbahnstadt alle Ehre: ein Güterzug nach dem anderen kündigt sein Kommen durch lautes Pfeifen an. Irgendwie muss der Wind anders stehen als letzte Nacht, denn da haben wir nichts gehört und das Hotel ist ja schon zwei, drei Meilen von den Schienen entfernt.


    Mit dem Frühstück halten wir uns nicht lange auf – heute liegt mal wieder eine lange Fahrt vor uns. Kayenta in der Nähe des Monument Valley ist das Ziel und dabei wollen wir die versteinerten Bäume im Petrified Forest Nationalpark und den Canyon de Chelly mitnehmen. Das wird heftig.


    Auf der Interstate 40 geht es nach Osten durch ganz viel leeres Land. Conny bezeichnet das als „Nichts mit Büscheln“, denn kleine Sträucher sind alles, was das Auge in der Landschaft findet. Hier bekommt man ein Gefühl für die Weite des Landes und ich muss unwillkürlich daran denken, wie die ersten Siedler mit ihren Ochsenkarren hier durchgezogen sind oder die Apachen und Navajos den Büffelherden folgten. Lange ist das noch nicht her. Die Gegend ist so flach, dass man noch nach 80 Meilen die San Francisco Peaks im Rückspiegel sehen kann.


    In Holbrook fahren wir dann ab auf die 180. Die ist noch leerer als der Interstate Highway und jetzt sind wir wirklich am absoluten Nirgendwo. Nach 20 Meilen kommt man aber an den Südeingang des Petrified Forest Nationalparks, der größten Ansammlung versteinerter Bäume. Die waren vor Urzeiten umgefallen und im Schlamm luftdicht verpackt worden. So verotteten die Stämme kaum, bis Silizium das organische Material verdrängte und so die Struktur der Bäume bis ins kleinste Detail für die Ewigkeit erhalten hat. Erosion hat diese Versteinerungen dann mit der Zeit freigelegt und bevor alle Steine von Souvenirjägern und Andenkenhändlern geklaut werden konnten, hat die amerikanische Regierung das Gebiet zum Nationalpark erklärt. Die Steine, die man in den zahlreichen Läden um den Park herum kaufen kann, wurden außerhalb dessen Grenzen gefunden.


    Wir halten am Visitor Center und am Crystal Forest, wo ein kleiner Rundweg durch jede Menge bunter Steine führt. Schon interessant das. In der Blue Mesa kann man blau und lila gestreifte Sandhaufen bewundern und am Newspaper Rock durch ein Fernglas auf einem Stein indianische Zeichen entdecken. An den Rock selbst darf man nicht ran. Hirnlose Zeitgenossen haben gemeint, es wäre cool, zu den alten Zeichen die eigenen Initialen hinzuzufügen. Solche Leute gehen wahrscheinlich auch mit einem Edding in den Louvre.


    Die Straße durch den Park führt dann über den Highway hinweg in das Gebiet der Painted Desert. Die Wüste hier ist tatsächlich ganz schön rosa. Aufregender als den bunten Sand finden wir aber die Pronghorn Antilope am Straßenrand. Leider ist sie etwas schüchtern und wendet sich um, als ich meine Kamera raushole. Mehr als zwei Stunden muss man für diesen Nationalpark nicht einplanen – außer man ist ein Mineralien-Freak. Sind wir beide nicht und so biegen wir gegen 13 Uhr wieder auf die 40 ein.


    Um Richtung Norden zu kommen, muss man dann auf die 191 wechseln. Hier müssten wir eigentlich auch die Uhren umstellen, denn ab jetzt geht es wieder durch die Indian Reservation und die Navajos richten sich im Gegensatz zum Rest von Arizona nach der Sommerzeit. Hier gibt es wieder viel Nichts. Ich kenne mich wenig aus mit dem Status der Native Americans in den USA heute, aber vom Wohlstand der (weißen) Mittelklasse sind die Menschen, die hier leben, sehr weit entfernt. Diese Straße könnte auch durch Mexiko oder ein anderes Schwellenland führen, so ärmlich sind die Häuser, so heruntergekommen wirken Nester wie Klagetoh oder Many Farms. Der Spitzenplatz auf meiner Liste ist ihnen kaum zu nehmen. Immerhin: die modernsten Gebäude sind hier überall die Schulen und die Gemeindezentren.


    An einer Tankstelle in der Nähe des historischen Hubbell Trading Post – diese Trading Posts versorgten die Ureinwohner nach der Vertreibung aus ihren Stammesgebieten in die Reservate mit dem Lebensnotwendigsten, denn Jagen war ja nicht mehr – gibt es tatsächlich einen Burger King, in dem wir unseren Hunger stillen, bevor es weiter durch Nichts geht. Am Canyon de Chelly wollen wir jetzt auf keinen Fall vorbeifahren, in Chinle ist der Abzweig. Da es sich bei dem Canyon um ein National Monument handelt, ist der Eintritt frei und man entscheidet sich einfach für eine der beiden Strecken entlang des Rims. Wir wählen die südliche Variante und halten an einigen Aussichtspunkten.


    Vom Canyon sind wir sehr begeistert. Immer tiefer wird der Einschnitt, je weiter man ihn entlang fährt, bis die Wände 300 Meter steil abfallen. Am White House Overlook sieht man in der gegenüberliegenden Felswand Ruinen der Anasazi. So nennen die Navajos die vor ihnen hier lebenden Völker der Pueblo und Hopi. Der Canyon wurde nacheinander von verschiedenen Stämmen besiedelt, ehe die Navajos 1864 nach einem grausamen Gemetzel durch die Truppen von Colonel Carson vertrieben wurden. Vier Jahre später durften sie zurückkehren und nutzen bis heute den fruchtbaren Boden als Weide- und Ackerland. Deshalb darf man auch nur an einer Stelle ohne Führer in den Canyon hinabsteigen, eben am White House. Die zwei Stunden für diesen Weg haben wir aber nicht.


    Wir fahren bis zum Spider Rock Overlook, jener frei aufragenden Felsnadel, die in keinem Bildband über den Südwesten fehlen darf. Dann geht’s zurück auf die 191. Je weiter man hier nach Norden fährt, desto mehr rote Felsen tauchen aus dem Nichts auf. In der gen Horizont wandernden Sonne geben die ein tolles Bild ab. Allzusehr sollte man sich aber als Autofahrer nicht ablenken lassen, denn Kühe, Pferde, Esel und Ziegen ordnen Zäunen hier nicht unbedingt einen Zweck zu und trotten schonmal mitten auf der Straße. Das gilt auch entlang des Highway 160, dem wir nach Westen Richtung Kayenta folgen. Um 19 Uhr sind wir am Best Western Hotel. Das ist leider etwas zu spät, um noch den Sonnenuntergang im Monument Valley mitzunehmen, aber das ist uns auch völlig egal. Wir sind ziemlich erledigt von der langen Fahrt und geben uns sogar mit Chips und Brezeln als Abendessen zufrieden.


    Unterkunft: Best Western Wetherhill Inn (98 EUR über Expedia + Navajosteuern)
    Gefahrene Meilen: 389


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  • Na, jetzt dreh ich aber am Rad Oli !


    1. toll geschrieben
    2. Sedona: MEINE Stadt
    und
    3. wir waren auch am 16. in Sedona, ebenfalls auf dem Aussichtspunkt am Flughafen.

    Humor ist der Knopf der verhindert, dass mir der Kragen platzt.

  • Wenn ich deinen tollen Bericht lese bkomme ich richtiges Heimweh!
    War genau zur gleichen Zeit in der Gegend wie Ihr. Am 14.09. war ich im Monument Valley und habe dort ein heftiges Unwetter erlebt. War aber ein tolles Naturschauspiel.
    Wenn ich jetzt diesen Bericht lese könnt ich fasst heulen und es gibt mir die Gewissheit spätestens im September 2008 wieder dort zu sein.

  • Trotz einer Stunde Zeitverschiebung sind wir früh wach, um das Monument Valley im Morgenlicht zu erwischen. Nach einem kurzen Frühstück (die Qualität des inbegriffenen Continental Breakfast nimmt irgendwie immer mehr ab) sind wir schon um 9 Uhr am Eingang zum Monument Valley, das genau auf dem 37. Längengrad und damit auf der Staatsgrenze zwischen Utah und Arizona liegt. Ist aber auch egal, welcher US-Bundesstaat, denn bis zum San Juan River ist das hier alles Navajoland. So gehen denn auch die Einnahmen durch den steten Besucherstrom an die Ureinwohner. Wir zahlen 5 Dollar am Eingang und dürfen mit dem eigenen Auto auf einem 17 Meilen langen Rundkurs zwischen den steil aufragenden Felstürmen durchfahren.


    Sorgen um den Zustand des Mietwagens machen wir uns keine, denn das ist besser so. Rein versicherungstechnisch dürften wir diesen Weg gar nicht fahren, mit „unpaved“ ist der Zustand der „Straße“ nicht hinreichend beschrieben. Nach der ersten Meile den Hang hinunter hat man aber das schlimmste überstanden und so freuen wir uns über das klassische Panorama, die The Mittens und Merrick Butte vor uns abgeben. Elf Scenic Points gibt es anzusteuern, wobei die Schönheit der Aussicht variiert. Insgesamt lohnt sich die Runde aber auf jeden Fall. Mehr könnte man sicher auf einer der von den Navajos durchgeführten Touren durch das Gebiet sehen. Diese Touren sind sehr gut frequentiert, zumal sich nicht jeder Tourist mit seinem Mietwagen auf die Buckelpiste traut. Wir finden, rot steht dem Wagen ganz gut.


    Nach 75 Minuten sind wir wieder am Parkplatz vor dem Visitor Center, wo mich gleich ein Tourist anspricht, wie wir das denn geschafft hätten, da runterzufahren. Skills, man, skills! Auf dem sauber geteerten Highway 163 fahren wir dann weiter Richtung Norden, nicht ohne am Milemarker 13 das berühmte Panoramabild zu machen. Kurz hinter Mexican Hat (das Nest heißt so, weil hier ein Felsen steht, der aussieht wie der Kopf eines Sombreroträgers) biegen wir ab auf die 261 und dann gleich nochmal links auf die 316 zu den Goosenecks. Hier hat der San Juan tiefe Schleifen ins Plateau gegraben, die Kanalbauer nicht geometrischer hätten anordnen können. Wir halten uns hier aber nicht lange auf, sondern kehren zurück auf die 163 und bei Bluff auf die schon bekannte 191 Richtung Norden.


    Weit im Osten sehen wir schneebedeckte Berggipfel. Das sind aber schon die Rocky Mountains, die dürfen das. Sind ja schließlich über 4000 Meter hoch. Auf den etwas niedrigeren Blue Mountains zur Linken liegt kein Schnee und auch auf den bald vor uns auftauchenden Manti-La-Sal-Mountains nicht. Davor liegt Moab, da wollen wir hin. Vorher wollen wir aber schonmal einen Blick auf die Canyonlands werfen. Dazu biegen wir 20 Meilen hinter Monticello Richtung Needles Overlook ab. Die Straße führt durch eine Steppenlandschaft, in der sich einige Pronghorn Antilopen tummeln, und in der immer wieder schön anzuschauende Gesteinsformationen liegen.


    Zum Needles Overlook führt eine 22 Meilen lange Straße in bestem Zustand. Der Blick vom Canyonrand ist atemberaubend. So weit das Auge reicht Canyons, Canyons, Canyons, durchzogen nur von einigen Feldwegen und natürlich einigen Flüssen, allen voran der Colorado, den man leicht am grün gesäumten Ufer erkennt. Im Süden ragen die Felsspitzen der Needles auf.


    Da es noch recht früh am Nachmittag ist, fahren wir gleich noch zum Anticline Overlook weiter, zu dem nicht weit vom Needles Overlook eine 16 Meilen lange Schotterpiste abzweigt. Entfernungen sind das hier... 50 Kilometer Schotterpiste - das bedeutet eine neue Farbe für unseren Pontiac: weiß. Von der Road könnten sich die Navajos im Monument Valley eine Scheibe abschneiden, sie ist völlig ohne Rillen und Schlaglöcher. Trotzdem zieht sich der Weg ganz schön. Der Anticline Overlook ist nur wenige hundert Meter vom Dead Horse Point Overlook entfernt – aber halt auf der anderen Seite des Canyons! Wir haben direkten Blick auf die violett und blau schimmernden Pottasche-Felder am anderen Flussufer. Das erinnert uns daran, dass hier lange vor den Touristen und nur kurz nach den Viehzüchtern erst die Mienengesellschaften die Landschaft einigermaßen erschlossen haben. Der Uran-Boom in Moab ist ja zum Glück schon ein paar Jahrzehnte her, aber Pottasche ist ein wichtiger Zusatz für Schmierseife, Dünger, Farben und andere Dinge, ohne die wir nicht mehr auszukommen glauben. Und die wird hier gewonnen.


    Dank der riesigen Entfernungen sind wir dann erst um 17 Uhr endlich in Moab. Hier haben wir uns für ein Bed & Breakfast entschieden – eine sehr gute Wahl. Das „Cali Cochita“ (zu deutsch „Haus der Träume“) ist ein bezauberndes B&B, bestehend aus einem viktorianischen Haupthaus und einigen kleineren Lodges im Garten, in einer davon wohnen die Besitzer Kim und David. Kim empfängt uns sehr herzlich und führt uns herum. Unser Zimmer ist mit einem sehr kuscheligen Bett ausgestattet, das so hoch ist, dass man eine kleine Leiter benötigt, um reinzusteigen. Die Einrichtung des ganzen Hauses ist bis zum letzten Detail liebevoll arrangiert – hier fühlen wir uns sofort wohl.


    Außerdem ist das Haus grad die Straße runter zu Eddie McStiff’s. Da nisten wir uns zum Essen auf der Terrasse ein, die (noch) in den wärmenden Strahlen der Abendsonne liegt. Das Ale ist vorzüglich und auch das Steak kann was. Nicht ganz so viel wie das in Flagstaff, aber die Latte liegt halt auch ziemlich hoch. Immerhin: im Bauch ist noch Platz für einen Mud Pie, den schaufeln wir uns zu zweit rein. Nach einem Verdauungsspaziergang entlang der Main Street fallen wir zufrieden ins Bett.


    Unterkunft: Bed & Breakfast Cali Cochita (140 Dollar)
    Gefahrene Meilen: 275

  • Unsere Frühstückskurve zeigt jetzt wieder steil bergauf. Nix mehr „Continental Breakfast“. Was David vom Cali Cochita jeden Morgen zaubert, ist vom Feinsten. Um 8 Uhr werden alle an den großen Esstisch gebeten und es ist schön, in Gemeinschaft zu frühstücken. Mit uns ist ein weiteres deutsches Paar im B&B, dazu sitzen drei amerikanische Couples aus Colorado, Wisconsin und Tennessee am Tisch. Wir unterhalten uns prächtig und quatschen uns auch etwas fest - es ist nach 9 Uhr, als wir aufbrechen. Heute stehen wir vor der Wahl: Arches oder Needles. Wir entscheiden uns für die Needles, denn ich habe keinen Bock mehr auf das ständige Ansteuern von View Points. Ich will mal wieder zu Fuß gehen.


    Bis in den Park ist es dann aber ein ganz schöner Tampen. Etwa 40 Meilen südlich von Moab zweigt erst die 211 von der 191 Richtung Canyonlands NP ab. Diese Straße gehört dann aber sicher zu den schönsten Strecken, die wir je gefahren sind. Es geht durch das grüne Tal des Indian Creek, Rinder grasen am Ufer unter den riesigen Bäumen und rechts und links ragen steil die Tafelberge empor. Dieses Tal muss den Vergleich mit dem des Virgin River im Zion Park nicht scheuen. Dabei kommt man auch am berühmten Newspaper Rock voller Petroglyphen vorbei. Toll. Das Tal wird dann immer breiter, die Straße verlässt das Flussufer und gibt den Blick frei auf die Sixshooter und andere Felsformationen im Süden des Canyonlands National Park. Irgendwann erreicht man dann auch den eigentlichen Eingang des Parks, von da sind es immernoch fast 10 Meilen bis zum Trailhead am Elephant Hill, wobei das letzte Stück über eine enge Dirt Road führt. Ist aber kein Problem für unser Auto.


    Erst lange nach 11 Uhr erreichen wir den Parkplatz, eigentlich schon fast zu spät für die Tour zum Chesler Park. Aber wir haben schon festgestellt, dass wir schneller laufen, als in den Zeitangaben der einschlägigen Wanderführer steht. Also los. Es geht mit einem steilen Anstieg los – da ist der Körper doch gleich auf Touren. Nicht dass man sich heute warm machen müsste – es ist der heißeste Tag seit langem.


    Der Trail ist äußerst abwechslungsreich. Es geht über Plateaus, durch Felsspalten und Canyons. Man muss nur aufpassen, keines der Steinmännchen zu verpassen, zumal hier abseits des Trails die sogenannte „kryptobiotische Kruste“ den Boden bedeckt. Das sind kleine Organismen, die Wasser und Nährstoffe speichern und an die dann wurzelnden Pflanzen abgeben. Ohne diese Organismen, die eine schwarze Schicht bilden und als kleinen Türmchen aufragen, wäre hier nichts als Sand, der vom Wind über die Felsen geweht würde. „Don’t Bust the Crust“ ist das Motto, also immer schön auf dem Weg bleiben. Wenn man ihn denn findet...


    Nach zwei Meilen kommt ein weiterer steiler Anstieg, jetzt geht es zwischen den Needles auf ein von Felstürmen umgebenes Hochplateau – Chesler Park. Die Aussicht ist grandios! Ein Rundweg führt in einem großen Bogen um das Plateau, wobei es durch Steppe, Sand und über Felsen geht. Ziemlich anstrengend ist die Strecke über eine Sand Road in der prallen Mittagssonne. Entschädigt werden wir aber durch die enge Felsspalte, durch die wir uns auf dem Joint Trail quetschen. Mehr als einen halben Meter ist die Spalte an manchen Stellen nicht breit und einige Seitencanyons sind noch enger. Lustig. Nach gut 10 Meilen zurück am Auto sind wir dann allerdings ziemlich erledigt. Sechs Stunden haben wir benötigt, inklusive einiger Pausen. Hat Spaß gemacht!


    Der Rückweg in der Nachmittagssonne ist Fahrvergnügen pur, die Landschaft lässt einen einfach nur staunen. Wenn da nicht das ganze Viehzeug wäre, das uns auf der Straße entgegen kommt. Die „Open Ranch“-Schilder sollte man wörtlich nehmen und gleich Hirsche und Truthähne mit einschließen.


    Großartigerweise verfügt das Cali Cochita über einen Whirlpool im Garten. Der kommt nach einer langen Wanderung natürlich gerade recht. Zum Abendessen lasse ich mich von Conny zu einem Besuch beim Italiener überreden. Pasta Jay’s auf der Main Street von Moab ist denn auch eine gute Wahl. Auch hier kann man schön draußen sitzen, das Garlic Bread ist wie in der Pizzeria daheim, die Pasta frisch gemacht und der Rotwein lecker. Außerdem amüsieren wir uns über die beiden Österreicher am Nebentisch, die es gar nicht lustig finden, von der Bedienung in Verbindung mit der DEUTSCHEN Reisegruppe drinnen gebracht zu werden...


    Gefahrene Meilen: 162

  • Morgens ist es noch so schön, dass das Frühstück im Garten stattfindet. Absoluter Knaller sind Davids „sticky buns“, in einem Pecan-Zimt-Honig gewälzte Teigbälle. Hmm...


    Leider versaut uns das Wetter dann den Besuch des Arches National Park. Kaum aus Moab raus, zieht es sich zu. Schöne Fotos gibt das schonmal nicht. Wir fahren direkt in den hintersten Teil des Parks, Devils Garden, weil wir die kleine Wanderung dort wenigstens noch im Trockenen absolvieren wollen. Im Vergleich zu den Needles gestern ist Arches total überlaufen. Aber es ist halt auch einfach: viele bekannte Bögen und Formationen liegen direkt an der Straße. Ein Drive-Thru-National Park sozusagen.


    Im Devils Garden machen sich dann aber doch auch viele (deutsche) Besucher zu Fuß auf den Weg, denn der lohnt sich. Nach nichtmal einer Meile ist man schon am Landscape Arch, dem längsten Bogen im Park. Weniger Leute gehen dann weiter Richtung Double O Arch, denn der Weg schließt einiges an Kletterei über die Felsen ein und das geht in Stöckelschuhen und Flip Flops natürlich nicht. Wir hatten am Frühstückstisch Wunder was für Gruselgeschichten über den Grat gehört, den es auf dem Weg zu überwinden gilt. Aber, hey, Kindergeburtstag. Der Felsrücken ist bestimmt drei Meter breit, links geht es vielleicht vier Meter nach unten, rechts dafür zwar gut und gerne 100, aber wenn man sich etwas gegen den Wind stemmt, ist das kein Hindernis. Nach gut zwei Meilen sind wir am Doppelbogen. Auf dem Rückweg gehen wir noch am Partition Arch vorbei, einem weiteren doppelten Bogen. Dann fängt es auch schon an zu nieseln. Also zurück ins Auto und den „Rest“ des Parks auf später verschieben.


    Die Pause kommt uns nicht ganz ungelegen: Conny schleppt schon seit ein paar Tagen eine leichte Erkältung mit rum und kann sich nun etwas aufs Ohr legen. Ich lasse im City Market mal wieder ein paar Bilder auf CD ziehen und checke noch das Weinangebot im örtlichen State Liquor Store. Im Supermarkt gibt es ja in Utah nur Dünnbier, ansonsten kriegt man Alkohol nur in staatlichen Läden. Ich finde ja, dass das was von Doppelmoral hat, aber naja. Man bekommt hier jedenfalls Weine von allen drei Winzern in Moab, den einzigen in ganz Utah. Da nehme ich doch ein paar Fläschchen mit.


    Zum Glück ist es im Cali Cochita so gemütlich, denn das Wetter wird nicht mehr besser. Arches können wir knicken für heute. So gehen wir ziemlich früh zum Abendessen in die Moab Brewery. Hier ist der Teufel los: das schlechte Wetter hat alle in die Kneipen getrieben. Wir wollen keine 20 Minuten auf einen Tisch warten und nehmen daher im Barbereich Platz, wo es 15 Minuten dauert, bis sich ein Kellner uns erbarmt und die Bestellung aufnimmt. Nicht wirklich was gewonnen. Ein gediegener Abend sieht zwar anders aus, aber übers Essen kann man nicht meckern und übers Bier schon gar nicht. Am End nehme ich noch zwei T-Shirts mit, wir haben eh noch nichts eingekauft.


    Gefahrene Meilen: 54

  • Heute beeilen wir uns mal mit dem Frühstück und verabschieden uns von Kim und David. Ins Gästebuch schreiben wir noch, dass wir auf jeden Fall wiederkommen werden. Das Cali Cochita hat uns sehr gut gefallen. Und in Moab gibt es noch so viel, was wir gerne noch machen wollen: Rafting auf dem Colorado, eine Fahrt durch die La Sal Mountains und natürlich unzählige Touren in den Canyonlands...


    Weil die Sonne morgens lacht, für später aber schon wieder Regen angesagt ist, machen wir uns zeitig auf in den Arches NP. Den Delicate Arch wollen wir auf jeden Fall im Sonnenlicht sehen. Die Wanderung dahin ist reiner Fun. An einem uralten Farmhaus vorbei geht es über glatte Felsen und am Ende einen schmalen Sims. Dann biegt man um eine Ecke – und der Arch steht vor einem. Für diesen Anblick wurde das Adjektiv „majestätisch“ wohl erfunden. Der Arch ist auch viel größer als wir ihn uns vorgestellt haben und von dem tiefen Loch direkt davor ist auch auf keinem Foto was zu sehen. Der Delicate Arch ist auf jeden Fall eines der Highlights der Reise.


    Auf dem Rückweg schauen wir noch nach den Petroglyphen kurz vor dem Parkplatz, dann ziehen sich auch schon wieder Wolken zusammen. Wir fahren noch zum Double Arch. Dann wird es so grau am Himmel und der Park auch so voll, dass wir beschließen weiterzufahren. Immerhin steht heute noch ein bisschen Programm an.


    Näxt Stop: Goblin Valley! In das Tal voller knubbeliger Felsen führt ein Abzweig vom HW 24, den wir nach zwei Mal Linksabbiegen erreicht haben. Das erste Mal nach 30 Meilen hinter dem Arches Nationalpark von der 191 auf die Interstate 70, das zweite Mal nach weiteren 34 Meilen eben auf die 24. Die führt entlang der San Raffael Swell nach Südwesten weitgehend durch Nichts. Aber die Berge sind hier nett anzusehen weil bunt gestreift. Nach 23 Meilen erreicht man die bestens ausgeschilderte Straße zum State Park. Auf der fährt man nochmal 20 Meilen (das ist hier ein Katzensprung) bis zur Ranger Station. Der Eintritt kostet 5 Dollar und wir erkundigen uns gleich, ob der Little Wild Horse Canyon in der Nähe sicher zu betreten ist. Den wollen wir auf jeden Fall noch besuchen. Jetzt aber erstmal zu den Goblins.


    Goblin Valley ist wirklich ziemlich drollig. Vor allem, im hinteren Bereich gibt es unzählige, dicht beieinander stehende Felsen, die tatsächlich an Gnome erinnern. Oder an die Häuser der Schlümpfe. Die Formationen sind nur hier zu finden und auf unterschiedlich feste Sandsteinschichten zurückzuführen. Wie Pilzköpfe sind die härteren Felsen auf den weicheren Unterlagen liegen geblieben. Wir spazieren eine ganze Weile zwischen den Goblins umher, aber der Blick zum Himmel verspricht schon wieder nichts Gutes. Nach einem kurzen Snack am Picknickplatz fahren wir daher weiter auf einer Dirt Road zum LWHC. Die ist mal in einem Topzustand! Kurz vor Ende der Straße wissen wir warum, denn vor uns fährt eine Maschine, die die Strecke begradigt. Wir sind zur richtigen Zeit am richtigen Ort.


    Der Little Wild Horse Canyon ist zwar einer der bekannteren Slot Canyons im Südwesten. Am Trailhead stehen aber nur drei weitere Autos und in den nächsten Stunden sehen wir gerade mal zwei Menschen. Der Canyon ist einfach spektakulär mit engen Stellen, die geformt sind wie in Antelope, Rillen wie in der Wave und steil aufragenden Wänden wie in den Zion-Narrows. Wir haben uns eigentlich nicht viel vorgenommen, weil die Rangerin vorhin meinte, an einigen Stellen stünde das Wasser knöcheltief im Canyon, der Boden ist aber fast völlig trocken.


    Vom Parkplatz aus geht man zunächst ein Flussbett entlang mit einigen knorrigen Bäumen am Ufer. Dann teilt sich das Tal in den Bell und den Little Wild Horse Canyon. Beide Schluchten kann man auf einem Rundweg verbinden. Das schaffen wir aber schon zeitlich heute nicht, deshalb wollen wir nur so weit wie es geht in den LWHC reingehen. Dazu muss man über einen Felsabbruch klettern, der aber kein größeres Hindernis darstellt. An einigen Engstellen im Canyon selbst muss man später noch weit unüberwindlicher scheinende Felsen erklettern. Uns macht das hier aber richtig Spaß! Wir entdecken auch die ausgespülten Löcher in den Felswänden, die, wenn man das Foto davon auf den Kopf stellt, aussehen wie Erhebungen aus dem Stein. Sehr lustig das.


    Nach einer Stunde wird der Canyon dann weiter. Hier machen wir kehrt, denn den aufregendsten Teil haben wir jetzt passiert und mehr Zeit ist auch nicht. Wir wollen aber auf jeden Fall irgendwann mal zurückkommen und dann den Rundweg gehen. Um 17 Uhr sind wir zurück am Auto und fahren zurück auf die 24. Übrigens bei schönstem Wetter. Die Wolken von vorhin sind weitergezogen.


    Vor uns ragen die Henry Mountains auf, eines der letzten Stücke unberührter Wildnis der USA, wo angeblich noch wilde Bisons grasen. Bei Hanksville (Liste bitte!) biegt der Scenic Highway dann nach Westen ab und geht entlang des Fremont River. Damit wechselt auch die Landschaft komplett, denn statt Steppe und bunter Felsen fährt man jetzt durch grünes Farmland. Wie so ein Wasser führender Fluss alles verändert!


    Dann muss ich wiedermal scharf bremsen: vor uns steht ein Wasser triefender dreibeiniger Hund auf der Straße. Kein Witz! Ich bitte Conny, doch mal aufzuführen, was uns hier schon alles vor den Kühler gelaufen ist. Mit dem Leben davongekommen sind: zwei Kojoten, Truthähne, Kühe, ein Esel, diverse Pronghorn Antilopen, zwei Hirsche, eine Pferdeherde und jetzt dieser erbärmliche Köter. Von den Streifenhörnchen ganz zu schweigen. Erwischt haben dürfte ich ein kleines Vögelchen. Gibt dafür aber weder Spuren noch Zeugen.


    Die Straße führt dann mitten durch den Capitol Reef National Park, der vor allem durch jenen Fremont River geprägt ist. Hier wachsen sogar Obstbäume, an denen sich die Besucher kostenlos bedienen können. Sehr idyllisch und früher sicher ein Paradies für die mormonischen Siedler. Immerhin ist ringsherum nichts als Wüste, dazu die steil aufragende Verwerfung der Waterpocket Fold.


    Gleich hinter dem Westeingang des Parks liegt das Städtchen Torrey, Zentrum des Tourismus in dieser Gegend. Die Hotels stehen ziemlich verstreut entlang der 24, die im Ort die Main Street darstellt. Das Best Western ist gleich die erste Unterkunft nach dem Park und bietet einen wunderschönen Blick auf das steile Capitol Reef. Hier checken wir ein, fahren dann aber doch nochmal nach Torrey und besorgen uns Burger und Pommes bei Brink’s, einem ziemlich trostlosen Diner mit Plastikstühlen und gekachelten Wänden. Das Essen hat alles die gleiche Farbe, schmeckt aber okay. Und heute Abend muss es unbedingt Fast Food sein, denn in der Glotze kommt die erste Folge der neuen „Emergency Room“-Staffel und nach dem Ende der letzten Folge waren wir mehr als gespannt, wie das wohl weitergeht...


    Ich fahre später nochmal raus aus der „Stadt“, denn ich will den Sternenhimmel in völliger Dunkelheit sehen. Eine Meile außerhalb der City Limits ist es stockfinster. Nicht so dunkel wie bei uns in der Nacht, sondern wirklich finster. Man sieht nichts, man hört nichts. Der einzige Sinnesreiz sind die glitzernden Diamanten, die über einem ausgeschüttet sind. Sagenhaft!


    Unterkunft: Best Western Capitol Reef (80 EUR Über DERTour)
    Gefahrene Meilen: 237

  • Der morgendliche Blick aus dem Hotelfenster verblüfft: es hat geschneit! Die Berge ringsum sind wie mit Puderzucker überzogen. Als wir vor die Tür gehen, erstarren wir fast vor Kälte. Dazu weht eine heftiger, eisiger Wind durch Torrey. Brrr... Zum Frühstück fahren wir ins Capitol Reef Inn, ein nettes kleines Motel und Restaurant. Wer sich an wackeligen Esstischen und schiefen Fußböden stört, ist hier zwar falsch, aber uns gefällt der alternative Charme des Inn. Außerdem ist das Frühstück super: die Küche legt Wert darauf, nur frische, regionale Zutaten zu verwenden und das schmeckt man.


    Trotz der Kälte wollen wir uns den Capitol Reef Nationalpark nochmal etwas näher anschauen. Rund um das Besucherzentrum sind einige alte Farmgebäude und die Schule der Siedlung Fruita erhalten. Von hier geht ein 10 Meilen langer Scenic Drive nach Süden entlang der Waterpocket Fold. In diese Erdfalte haben sich mehrere Canyons eingegraben. Wir entscheiden uns für die Erkundung des Grand Wash. Hier gibt es Narrows, in denen die Seitenwände 200 Meter hoch aufragen. Und hier sind wir auch vor dem Wind geschützt. Der Weg ist das leicht schlammige Flussbett, das vom Scenic Drive bis zum HW 24 führt. Wir drehen aber nach einer guten Stunde um, denn über uns rotten sich schon wieder dunkle Wolken zusammen und zum Nasswerden ist es heute einfach zu kalt. Schade eigentlich, in diesem Park gibt es noch einiges zu entdecken.


    Alle Amerikaner, die uns auf dem Rückweg entgegen kommen, fragen nur, ob wir oben beim Cassidy Arch waren, benannt nach dem alten Gauner Butch Cassidy, der in dieser Gegend wohl vor dem Gesetz Zuflucht nahm. Nö, waren wir nicht, der Weg durch den Canyon ist viel toller. Aber typisch: man gebe einem Steinbogen einen Namen, den die Leute aus Hollywood-Filmen kennen, schon muss da jeder hin. Wenn man das Goblin Valley in „Valley of the Ewoks“ umbenennen würde, könnte man Eintritt verlangen wie in Disneyland...


    Eigentlich haben wir uns für diesen Tag wenigstens noch eine kleine Wanderung zu den Lower Calf Creek Falls im Gebiet des Grand Starcase-Escalante National Monument vorgenommen, aber bei den Temperaturen streichen wir das mit dem Wandern. Die Wasserfälle müssen bis zum nächsten Urlaub auf uns warten.


    In Torrey fahren wir auf dem HW 12 nun Richtung Süden weiter – und die 12 gilt zurecht als eine der schönsten Straßen der USA. Es geht rauf auf über 2.800 Meter über den Boulder Mountain, eben die Berge, auf denen wir heute früh schon Schnee gesehen haben. Die Sonne hat den zwar schon wieder etwas abgeschmolzen, zwischen den Bäumen liegt aber noch etwas. Die Temperatur pendelt knapp über dem Gefrierpunkt. Hier oben hat auch die Herbstfärbung schon Einzug gehalten und vor allem die Birken leuchten golden im Sonnenschein. Von einigen Overlooks entlang der Straße hat man außerdem unglaubliche Ausblicke über Canyons, Seen und Berge, eine der unberührtesten Landschaften der USA. Hier würde man nachts keine einzige künstliche Lichtquelle sehen.


    Der Wald hier oben ist allerdings auch Weidefläche für unzählige Rinder, die uns immer mal wieder vors Auto laufen. Kennen wir aber mittlerweile und sind entsprechend wachsam. Ein Sekundenschlaf würde auch hinter Boulder jeden Autofahrer das Leben kosten, denn Richtung Escalante führt die Straße über einen Bergrücken, der nicht viel breiter ist als eben diese Straße. Rechts und links gähnt der Abgrund wie in einer Achterbahn. Wahnsinn!


    Weil wir ja alle Wanderungen für heute geknickt haben, beschließen wir, dem Bryce Canyon einen Besuch abzustatten. Den kennen wir zwar schon von der letzten Reise und haben ihn jetzt nicht unbedingt im Pflichtprogramm, aber dran vorbei kommen tun wir ja eh. Ein bisschen haben wir darauf spekuliert, dass dort Schnee liegen würde, aber so weit in den Süden haben es die Niederschläge nicht geschafft. Es sieht zwar kurz mal nach Regen aus, aber das Amphitheater mit der Armee orange-roter Steinkrieger liegt im schönsten Sonnenschein. Der Anblick ist auch beim zweiten Mal noch überwältigend! Nur: der Wind ist auch hier arschkalt, weshalb wir Bryce den kürzesten Besuch eines Nationalparks aller Zeiten verpassen. Lustig auch, dass sich einige Besucher in Skimasken und Handschuhen einmummeln, andere aber die für diese Jahreszeit gewohnten Shorts und T-Shirts anhaben.


    Durch den wunderschönen Red Canyon kommen wir wieder auf die 89. In Mount Carmel Junction schließt sich damit der Rundkurs, den wir vor 9 Tagen begonnen haben. Vorher geht die Fahrt noch durch ein Tal, das ein bisschen ans Allgäu erinnert: saftig grüne Wiesen, auf denen Kühe grasen. Wiedermal augenfällig, wie ein Fluss (hier der Sevier River und der East Fork des Virgin River) eine Landschaft prägt.


    Diesmal kommen wir von der anderen Seite ohne Stau durch den Tunnel im Zion Park und erreichen gegen 17.30 Uhr die Cliffrose Gardens Lodge in Springdale, unser Hotel für die nächsten beiden Nächte. Die Lodge liegt direkt am Virgin River, hat einen wunderschön angelegten Garten und einen großen Pool mit Blick auf den majestätischen Watzmann, nein, Watchman. Nur das Design der Möbel ist irgendwie Anfang der 80er Jahre stehen geblieben, aber was soll’s. Bei einem Glas Rotwein aus Moab genieße ich das Panorama.


    Zum Abendessen gehen wir in den Switchback Grille, ein relativ nobles Restaurant am Best Western in Springdale. Die Forelle in der Cashewkruste haut mich zwar nicht um, aber einmal Utah Forelle muss schon sein.


    Unterkunft: Cliff Rose Garden (106 EUR über DERTour)
    Gefahrene Meilen: 245

  • Springdale ist komplett ausgebucht. Klar. Wochenende und traumhaftes Wetter, da machen sich die Las Veganer auf ins Rot-Grüne. Wir sind aber ganz guter Hoffnung, den Massen im Tal aus dem Weg zu gehen, denn wir haben uns die Wanderung zum Obervation Point vorgenommen. Zu dem sind es 650 Meter Aufstieg, 200 Meter mehr als nach Angels Landing, das ja eigentlich so etwas wie eine Pflichtwanderung im Zion ist, bei meiner immer mal wieder auftretenden Phobie vor steilen Abgründen aber eben nicht unsere erste Wahl ist.


    Im kleinen Tsunami Café neben unserem Hotel gibt es sehr leckeren Cappuccino und einen Bagel mit Rührei und Schinken. Dann nehmen wir den kostenlosen Bus zum Park. Der biegt nach 50 Metern rechts ab und hält vor dem Eingang. Huch, das ging schnell. Wir hatten nicht bedacht, dass die Shuttles zwei Rundstrecken fahren, eine im Park, eine in Springdale, und man entsprechend umsteigen muss. Macht aber auch Sinn, weil sonst würde ja niemand unseren Nationalparks-Ausweis kontrollieren. Außerdem müssen wir eh im Visitor Center vorbei und unsere Backcountry Permits für die Subway für morgen abholen. Der Park-Mitarbeiter klärt uns sehr gewissenhaft über die dort lauernden Gefahren auf, notiert alle Informationen für Notfälle (mir gefällt der Satz „Well, Sir, since you are obviously American, maybe you could provide a US phone number in case of emergency.“), was alles in allem eine geschlagene halbe Stunde dauert.


    Jetzt aber los. Mit uns sitzen zu dieser frühen Stunde noch nicht all zu viele Leute im Bus. Um 10 Uhr sind wir am Wheeping Rock, dem Trailhead für die Wanderung zum Observation Point. Der Weg geht in Serpentinen die Canyonwand hoch. Zum Glück liegt die im Schatten. Es folgt eine flache Passage durch den ziemlich spektakulären Echo Canyon, dann geht es auf der vom Tal abgewandten Seite wieder steil bergan. Dieser East Mesa Trail liegt in der knallenden Sonne und ist entsprechend anstrengend! Der Weg kommt schließlich hoch über dem Zion-Tal wieder raus. Einigermaßen schwindelfrei sollte man auch hier sein, denn neben dem vielleicht zwei Meter breiten Pfad ist nichts als Abgrund. Nach diesem sehr steilen Teil erreichen wir das Plateau. Jetzt einfach links halten durch ein anscheinend erst vor kurzer Zeit verbranntes Pinien-Wäldchen, dann sind wir nach knapp zwei Stunden auch schon am Ziel. Vor uns - oder besser: unter uns – geht der Blick durch den ganzen Zion Canyon bis nach Springdale . Angels Landing gegenüber ist geradezu lächerlich niedrig. Mit uns ist eine recht große Wandergruppe am Observation Point. Die hat es sich einfach gemacht und ist von Osten, nämlich von der Ponderosa Ranch, die am Rand der Parkgrenze liegt, hierher gelaufen. Pah, Schattenparker! Zwei Meilen auf ebenem Plateau laufen, das kann ja jeder. Dafür sind sie auch nicht durch den Echo Canyon gekommen. Ätsch...


    Der Rückweg hat den großen Vorteil, dass er nur bergab geht. Um 14 Uhr sind wir wieder am Wheeping Rock, wo jetzt Samstagnachmittag-Touristen-Rush-Hour ist. Wieder dieses seltsame Gefühl, ein völlig anderes Parkerlebnis zu haben als diese Menschen. Aber wie sagte schon der alte Fritz: jeder nach seiner Facon. Lustig aber die kleinen Kinder, die uns kurz vor der Talsohle entgegen kommen und fragen, wie weit es noch ist. Wohin??? Oder der Mexikaner, der mit einer 0,3l Flasche Vittel bis zum Observation Point will. Da wird er ganz schön an Körpergewicht verlieren heute...


    Trotz des Trubels gehen wir kurz am Wheeping Rock vorbei. Hier tritt Wasser aus dem Gestein und fällt wie Tränen von einem Felsüberhang. Sehr schön das. Dann nehmen wir den Shuttlebus und fahren zur Endhaltestelle, wo der der Riverside Walk in die Narrows führt. Hier waren wir vier Jahre zuvor Stunden lang bis zum Orderville Canyon durch den Virgin River gewatet – ein Riesenspaß!


    Wo der Weg endet bzw. im Fluss weiterführt, geht es heute zu wie in einem riesigen Kneipp-Bad. Alles krempelt sich die Hosenbeine hoch oder wechselt die Schuhe. Auch wir ziehen uns Sandalen an und steigen ins Wasser. Das ist eiskalt! So hatten wir das gar nicht in Erinnerung. Innerhalb von Sekunden sind die Zehen taub. Außerdem führt der Fluss recht viel Wasser, so dass man an vielen Stellen leicht bis zu Hüfte drinsteht. Nach wenigen Minuten sind wir uns einig, dass wir das mit dem Waten auf morgen verschieben.


    Der Trick bei der Wanderung in die Narrows ist, vorne geschlossene Schuhe zu tragen, also z.B. leichte Nylon-Turnschuhe oder Neoprenschuhe. Dann sind die empfindlichen Zehenspitzen geschützt. Das hatten wir beim letzten Mal getan, die Sandalen diesmal sind keine gute Option. Immerhin habe ich daran gedacht, einen Teleskop-Wanderstock mitzunehmen. Ohne ein drittes Standbein kommt man auf den glitschigen Steinen nicht weit. Das muss auch der naive Mensch erfahren, dessen Versuch, mit einer Hand auch noch den Puli lässig über der Schulter zu tragen, mit einem Reinfall endet.


    Fast eine Stunde braucht dann der Bus für den Rückweg. Wir sind nun doch ziemlich müde und froh, in den Narrows umgekehrt zu sein. Um 16:30 Uhr sind wir zurück im Hotel, wo ich das schöne Wetter zu einem Poolbesuch nutze. Das ist mal ein Panorama hier beim Plantschen...!


    Zum Abendessen entscheiden wir uns für das Spotted Dog Café. Hört sich erstmal recht legère an, ist aber auch wieder ein eher gehobenes Restaurant. Hier kann man immerhin draußen sitzen, was wir denn auch tun, und die Linguine mit Muscheln und Garnelen sind hervorragend. Danach erkunden wir noch ein bisschen die Souvenirläden. Weitgehend sinnentleerter Kitsch im Angebot. Weil es so bequem ist, fahren wir wieder mit dem Bus zum Hotel zurück. Wir erwischen einen, in dem ein gutes Dutzend kleiner Kinder mit ihren Mamis zu irgendeiner abendlichen Vorführung hin unterwegs sind. Der Busfahrer meint, das seien alles seine Frauen und Kinder. Ja ja, Utah, Mormonen, Vielweiberei - schon klar. Großes Gelächter jedenfalls. Uns fällt auf, dass das der erste Tag war, an dem wir das Auto komplett haben stehen lassen können. Ein Hoch auf das Shuttlebus-System!


    Gefahrene Meilen: 0

  • Heute wird’s ein potenziell einsamer Tag werden, denn es geht zur Subway und die Permits für diese Wanderung gibt es nur als Limited Edition. Das Tsunami Café neben dem Hotel macht sonntags leider erst später auf, so halten wir auf dem Weg kurz am Pioneer Lodge Café und nehmen das Frühstück ein. Auch sehr lecker.


    Wir fahren aus Springdale raus und bis zum Örtchen Virgin. Dort biegt rechts die Kolob Terrace Road ab, die am North Creek und einigen Farmen entlang in den westlichen Teil des Zion Parks führt (weiter nordwestlich gibt es mit den Kolob Canyons einen weiteren zum Park gehörenden Bereich, der weitab vom viel besuchten Tal des Virgin River liegt). Am leicht zu findenden Left Fork Trailhead stehen schon ein paar Autos. Mit uns machen sich gegen 9 Uhr aber nur zwei weitere Wanderer auf den Weg: einer geht mit Riesen-Foto-Ausrüstung voran, der andere (Deutsche) verabschiedet sich noch von seiner Frau, die ihn nachmittags wieder abholen will.


    Nach einem Sandweg erreichen wir den etwa 120 Meter hohen Canyonrand. Hier führt der Trail in rutschigen Serpentinen runter zum Fluss. Sehr steil das und wir „freuen“ uns jetzt schon auf den Aufstieg am Nachmittag. Eine halbe Stunde dauert allein dieser Abstieg und wir sind bereits eine knappe Stunde unterwegs, als wir das Ufer erreichen. Diese Stelle sollten wir uns gut merken, hatte uns der Ranger am Vortag gesagt, hier seien schon einige vorbeigelaufen. Uns ist nicht ganz klar, wie man das schafft, denn es gibt sogar zwei Wegweiser, aber Conny schreibt zur Sicherheit „T-R-A-I-L“ in den Sand. Dann machen wir uns auf den Weg flussaufwärts.


    Wobei „Weg“ ein relativer Begriff ist. Es gibt zwar rechts und links des Ufers jeweils Trampelpfade, die verlieren sich aber immer wieder zwischen Felsen, Erdrutschen und Unterholz. Wenn ich vor der Wahl stünde, nochmal ein Stativ auf den Rucksack zu schnallen oder lieber eine Machete mitzunehmen, ich würde letzteres vorziehen. Immer wieder zerren Zweige am Rucksack und man sollte auf keinen Fall mehr als ein 30-Liter-Modell für diese Wanderung aufhaben. Auch sind Wanderstöcke unerlässlich und wir sind froh, welche dabei zu haben, auch wenn wir die sonst immer müde belächelt haben. Conny rennt trotzdem mit der Stirn gegen einen dicken Ast. Das gibt eine fette Beule!


    Allerdings ist es ein Mythos, dass der Weg vor allem durch den Fluss führt. Man muss zwar einige Male das Ufer wechseln, das geht aber über Steine und Baumstämme ohne Probleme. Außerdem ist das hier ja kein flaches, sandiges Flussbett, sondern ein Wildbach mit Wasserfällen und unzähligen Felsen. Wenn man unbedingt durchs Wasser will, dann eher auf dem Rückweg. Hin kommt Conny jedenfalls sogar komplett trockenen Fußes. Ich leiste mir ein, zwei Fehltritte, wobei das Wasser bei den leichten Wanderschuhen auch nicht weiter stört und der Fuß schnell wieder trocknet.


    Höhepunkte am Weg sind die versteinerten Fußabdrücke einer Dinosaurierherde an einer Felswand am rechten Ufer und Kaskaden, die hübsch glitzern, wo die Sonne schon den Canyongrund erreicht. Ansonsten liegt das Tal noch im Schatten. Nach insgesamt fast drei Stunden erreichen wir endlich die großen Kaskaden, die den Eingang zur Subway bilden. Hier gibt es an beiden Uferseiten Halfpipe-förmige Auswaschungen. Das Wasser fließt sehr flach über die breiten Terrassen aus braunem, glattpoliertem Gestein. Hier muss man aufpassen nicht auszurutschen. Wir entdecken auch die Spalte, durch die das Wasser schießt und von der wir schon tolle Fotos gesehen haben. Diese Spalte ist gut hundert Meter lang.


    Nach einer weiteren Biegung stehen wir dann vor der eigentlichen Subway. Wir sind die Ersten hier! Der Anblick entschädigt für die Quälerei der vorherigen drei Stunden. Vorsichtig gehen wir in die Röhre hinein. Eine Wasseramsel scheint hier ihr Revier zu haben und begrüßt uns mit ihrem Gesang. Besonders gut gefallen uns die blau-grün schimmernden Pools voll kristallklaren Wassers.


    Sozusagen am Hinterausgang der Subway folgt ein Corkscrew-Canyon. Hier gab es mal ein Seil, an dem man die Felswand hinaufklettern konnte, um an den Wasserfall zu kommen, den wir rauschen hören. Das Seil ist aber nicht mehr da und so führt der einzige Weg durch das tiefe Wasser hinter der Subway. Conny versucht es, steht aber sofort bis zur Hüfte drin. Zum Wasserfall ginge es nur schwimmend, darauf haben wir keine Lust.


    Nun erreichen auch der andere Deutsche und der Fotograf die Subway, kurz darauf folgt ein fluchender Amerikaner, der erzählt, dass er fast nicht mehr dran geglaubt hätte, den Weg zu schaffen. Wir räumen die Röhre und setzen uns am Eingang zur Mittagspause in die Sonne.


    Gegen halb zwei machen wir uns auf den Rückweg, wobei wir noch eine ganze Weile auf den nun im Sonnenschein liegenden Kaskaden verbringen. Dort stoßen wir auf eine große Jugendgruppe, die begeistert auf dem Hosenboden die Wasserfälle hinabrutscht. So kann man’s auch machen. Von einem weiteren Pärchen abgesehen war’s das mit Besuchern für heute.


    Der Canyon liegt jetzt in schönstem Sonnenschein und ist plötzlich zum Leben erwacht. Überall sausen Libellen übers Wasser, Schmetterlinge flattern von Blüte zu Blüte und auch einige kleine Schlangen laufen uns über den Weg. Am coolsten sind aber die winzigen Frösche, die sich auf den Felsen in der Sonne wärmen. Die Tiere tarnen sich jeweils in der Farbe der Felsen – sitzen sie auf einem roten Stein, schimmert die Haut bronzefarben, auf grauen Felsen nehmen sie eine silberne Farbe an. Lustig.


    Wegen der ganzen Tierchen trödeln wir ziemlich herum auf dem Rückweg. Das kalte Wasser macht uns jetzt, wo die Sonne scheint, auch nichts mehr aus. Allerdings merken wir nun doch, dass unsere Kräfte nach den ganzen Touren der letzten Wochen langsam zu Ende gehen. Nachdem ich einige Mal böse abgerutscht und jeweils kurz daran vorbeigeschrammt bin, mir richtig weh zu tun, ist es dahin mit der Trittsicherheit und ich gehe übervorsichtig weiter. Spaß macht das nicht und wir werden mit einigen Schrammen und blauen Flecken für die Subway bezahlen. Diese Wanderung ist unterm Strich die Anstrengendste des ganzen Urlaubs und man muss schon einigen Outdoor-Enthusiasmus voraussetzen, um die Tour weiterzuempfehlen.


    Die Krönung ist dann der Ausstieg aus der Schlucht. Dieser bröckelige Weg kommt mir jetzt fast lebensgefährlich vor. Warum tun wir uns das eigentlich an? Und war es bis zum Parkplatz wirklich so weit? Schließlich hören wir aber Autos auf der Straße fahren, wir sind also richtig. Um 16:30 Uhr erreichen wir völlig erledigt den Parkplatz. Mit uns kommt der genauso fertige Amerikaner an, der nur meint, er sei zu alt für so was. Wir auch! Noch nie hat eine eiskalte Cola so gut getan...


    Jetzt noch zwei Stunden Autofahrt nach Las Vegas. Ja sauber! In Hurricane stärken wir uns kurz bei Burger King, dann geht es auf die Interstate 15, diesmal Richtung Süden. Zum Glück kann man hier ziemlich zügig fahren und so erhebt sich bald die berühmte Silhouette der Casinos aus der Wüste. Immer wieder geil dieser Anblick. Da ja Sonntag ist, hält sich der Verkehr einigermaßen in Grenzen und um 19:30 Uhr (Zeitverschiebung!) fahren wir auf das Parkdeck des Luxor Hotels. Hier wollen wir es uns die nächsten Tage gut gehen lassen.


    Zum Glück sind wir drauf vorbereitet, sonst würde uns das Gebimmel der Spielautomaten beim Betreten der Hotellobby sofort wahnsinnig werden lassen. Da muss man halt durch, wenn man nach Las Vegas kommt. Am Airport-mäßigen Check-In läuft alles glatt, nur den Weg zum richtigen Aufzug finden wir nicht gleich. Unser Zimmer ist erwartungsgemäß riesig. Wir haben uns für eine Suite mit Whirlpool entschieden. Das musste zum Abschluss dieser (Hochzeits-) Reise einfach sein! Dazu hat die Hütte ein eigenes Wohnzimmer mit einem zweiten Fernseher. Auch den können wir immer gebrauchen. Nur die Aussicht ist nicht ganz standesgemäß: wir sind im vierten Stock der Pyramide und schauen genau auf einen der seitlichen Türme. Na ja.


    Zurück zum Parkdeck müssen wir zum Glück nicht durch das ganze Hotel, der Aufzug setzt uns in der Nähe des hinteren Eingangs ab. Wir bringen unser Gepäck aufs Zimmer und dann nix wie ab in die Wanne...


    Unterkunft: Luxor (212 EUR über Expedia)
    Gefahrene Meilen: 284

  • In Las Vegas haben wir außer Chillen und Shoppen nichts vor. Das ganze Geklingel und Gedaddel, die Shows und Bars interessieren uns null-komma-null. Ist bestimmt alles superaufregend und so, aber nach den Erlebnissen der letzten Wochen ist einfach der Speicher voll.


    Für das Frühstück setzen wir jedenfalls schonmal keinen Fuß vor die Hoteltür: das Pharaos Pheast Buffet sollte eigentlich alle Wünsche erfüllen. Diese Las Vegas-Büffets sind ja immer wie ein Viehtrieb: man wird in einer langen Schlange an einer Kasse vorbeigetrieben (13 Dollar kostet das Frühstück im Luxor), an einen freien Tisch geführt und dann kann man die Futtertröge plündern. Die Auswahl ist zwar reichlich, aber nicht abwechslunsgreicher als an den meisten europäischen Frühstücksbüffets. Etwas Fisch und Fleisch hätte ich ja schon erwartet, das gibt es aber nur an ausgewählten Tagen. Geschmacklich ist das Gebotene eher mau, aber das Wichtigste: man wird auf jeden Fall satt!


    Derart gestärkt erwacht in uns dann auch gleich wieder die Unternehmungslust und wir machen uns direkt nach dem Frühstück auf zum Shopping. Auf halbem Wege nach Downtown gibt es einen Outlet Mall, den wir noch nicht kennen, weil relativ neu eröffnet. Connys Suche nach neuen Turnschuhen wird allerdings nicht belohnt und wir erstehen nur ein paar Kleinigkeiten. Also fahren wir noch zu dem anderen Mall südlich des Flughafens. Auch hier fällt die Ausbeute nicht besonders groß aus. Immerhin entdecken wir in einem Haushaltswarenladen Bagel-Schneider in verschiedenen Ausführungen. Als große Fans der Kringel-Brötchen können wir die gut gebrauchen.


    Den Rest des Tages ist Gammelprogramm angesagt. Wir hängen einfach nur faul auf dem Zimmer ab, besorgen uns zwischendurch was zu futtern im Luxor-eigenen Food Court und abends kommt ja immerhin Monday Night Football mit dem ersten Spiel im wieder eröffneten Superdome von New Orleans. Langweilig wird es also nicht. Außerdem muss noch eine Flasche Wein weg, sonst ist der Koffer zu schwer.


    Gefahrene Meilen: 23

  • Zitat

    Mit uns kommt der genauso fertige Amerikaner an, der nur meint, er sei zu alt für so was. Wir auch! Noch nie hat eine eiskalte Cola so gut getan...


    Egal ;-), die Subway will ich auch mal machen....

  • Jedes Hotel in Las Vegas verfügt ja mittlerweile über mindestens zwei Starbucks, so auch das Luxor. Die morgendliche Schlange davor lässt zwar vermuten, dass spätestens morgen der Weltmarkt für Kaffeebohnen erschöpft sein wird, aber der Service ist fix und die Wahl, dort zu frühstücken, eine gute.


    Anschließend erkunden wir ein paar Hotels in unserer Ecke des Strips. Die sind alle über- und unterirdisch und teilweise mit einer Monorail miteinander verbunden, da kann man also schön die Runde drehen. Sehr gut gefällt uns das Mandalay Bay und vor allem das ziemlich neue THE Hotel des Mandalay Bay. Alles etwas gediegener als im Luxor, das aber ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Supernervig sind dort allerdings die Promoter, die einem mit allerlei Lockangeboten ein Time-Sharing-Verkaufsgespräch für ihr neues Ressort südlich von Las Vegas aufschwatzen wollen. Wir sind am Tag davor auf dem Weg zum Frühstück einem von ihnen in die Falle gelaufen, hatten aber alle Angebote höflich abgelehnt und danach einen Bogen um die strategisch geschickt an allen Eingängen positionierten Nervensägen gemacht. Die stürzen sich zum Teil auf Gäste, die noch nichtmal eingecheckt haben und mit ihrem ganzen Gepäck orientierungslos durch die Lobby stolpern. Und immer gehen sie Paare an. Wenn man nicht belästigt werden will, verabredet man sich also am Aufzug und geht getrennt durchs Casino. Unangemessen für ein Hotel ist diese Aktion trotzdem.


    Nach dem albernen Excalibur schlendern wir durch das New York New York, in dem wir beim letzten Las Vegas-Besuch ein paar Nächte verbacht hatten. Dann rüber ins riesige MGM Grand, wo wir richtig kommen, um die jungen Löwen in ihrem Glaskäfig beim Spielen zu beobachten. Süß! Nach zwei Stunden Bummeln haben wir erstmal genug gesehen und legen uns im Luxor an den Pool. Der ist nicht besonders aufregend. Zum Schwimmen nicht tief genug und dazu ist das Becken, an dem sonst zwei Wasserfälle plätschern, gesperrt. Immerhin ist diese Ecke recht ruhig, wir finden einen Platz im Schatten und um sich zwischendurch mal zu erfrischen, reicht der Pool allemal. Auffällig ist, dass sehr viele Engländer hier sind. Die sind leicht an den Tatoos und den krebsroten Bierbäuchen auszumachen. Kennen wir von Ibiza.


    Abends fahren wir dann nach Downtown, dahin wo die Spielerstadt ihren Urstand feierte. Um die alten Kasinos wie Golden Nugget, Frontier oder Binion’s hat die Stadt vor einigen Jahren eine überdachte Fußgängerzone geschaffen – Fremont Street Experience. Somit wurde der Verfall der alten Stadtmitte gestoppt und eine neue Attraktion geschaffen, denn das Dach über der Straße ist gleichzeitig der größte Bildschirm der Welt, auf dem zu jede Stunde lustige Animationen laufen. Bei uns war es irgendeine Aliengeschichte – magere Story, aber gute Effekte...


    Das Publikum besteht hier hauptsächlich aus Rentnern. Auch im Tony Roma’s, wo wir zu Abend essen. Ein paar Souvenirs erstehen wir noch (unglaublich, was es hier für hässliche Sachen gibt; aber irgendjemand wird sie wohl kaufen), dann fahren wir wieder auf den Strip a.k.a. Las Vegas Boulevard.


    Am Treasure Island suchen wir uns einen Platz auf dem Parkdeck, denn wir wollen uns hier noch ein bisschen umsehen. Die ehemalige Piratenshow vor dem Hotel heißt jetzt „Sirens of Treasure Island“ und auf dem Schiff tanzen minimal bekleidete Mädels. Schön anzusehen, aber sinnentleert. Der Gaffer-Andrang am Gehsteig ist beachtlich und wir erhaschen nur das Ende der Show.


    Dann wechseln wir die Straßenseite und erkunden das Wynn. Großartig! Die Einrichtung wandelt auf einem schmalem Grad zwischen edel und kitschig, bleibt aber trotz kunterbunter Farben auf der guten Seite. Wir gönnen uns eine aberwitzig große Portion der hausgemachten Eiscreme, bewundern die Deko und beschließen, hier beim nächsten Las Vegas-Besuch abzusteigen.


    Die Zeit vergeht wie im Flug, wenn man abends durch die Casinos schlendert und irgendwie ist das Bellagio, dessen Wasserfontänen wir eigentlich gerne noch sehen wollten, so verdammt weit zu laufen. Am Venetian wechseln wir wieder die Straßenseite und schauen uns noch den „Vulkanausbruch“ vor dem Mirage an. Der beeindruckt uns jetzt aber überhaupt gar nicht, da hätten wir gerne beim nächsten Mal etwas Ausgefalleneres. Dann habe speziell ich keine Lust mehr. Gibt’s den Bellagio-Springbrunnen halt nur vom Auto aus. Cruisen ist ja auch cool. Zurück im Luxor heißt es dann tatsächlich: Koffer packen. Der Urlaub geht zu Ende.


    Gefahrene Meilen: 17

  • Man lernt ja jeden Tag dazu. Heute lerne ich, dass die Schlange am Starbucks im Food Court des Luxor nicht halb so lang ist wie unten in der Lobby. Mit diesem Wissen dauert die Jagd nach dem Frühstück keine 10 Minuten.


    Für 12 Uhr ist unser Abflug angesetzt. Drei Stunden vorher fahren wir den Pontiac bei Alamo auf den Hof. Der Sandhaufen auf dem Rücksitz wird genau so wenig beanstandet wie die fette Staubschicht am Heck. Bei 21.050 steht der Meilenzähler, bei Übernahme waren es 19.065 gewesen. Dazu kommen 1.375 Meilen, die wir mit dem alten Wagen gefahren waren, macht 3.360 Meilen, also 5.376 Kilometer in drei Wochen. So viel fahren wir daheim in drei Monaten...!


    Nach fünf Minuten sitzen wir schon im Shuttlebus zum Flughafen. Dort ist das übliche Chaos. Zufahrt und Check-In-Bereich in Las Vegas sind definitv zu klein. Las Vegas ist der Flughafen mit den meisten An- und Abreisenden in Amerika. Hier steigt kaum jemand um, die Leute fliegen entweder hin oder weg. Wir wollen nicht, müssen aber weg. Zum Einchecken darf man sich bei United nicht mehr direkt an einem Schalter anstellen. Man checkt sich selbst ein. An einem Automaten. Samt Scannen des Reisepasses. Ich bin ja ein Fan von solchen Automaten, obwohl die Dinger die Jobs vernichten, von denen ich früher selbst einen hatte. Dann muss man sich aber doch wieder anstellen, weil die Airlines den Passagieren offenbar beim Gewicht des Gepäcks nicht ganz trauen. Die Anhänger kommen also wieder am Schalter an die Koffer. Das war’s dann aber immernoch nicht, denn weil wir einen internationalen Weiterflug haben, müssen wir das Gepäck dann nochmal selbst weiter zur Röntgenmaschine schleppen. Kommt mir nicht sehr effektiv vor, das System, aber schließlich werden wir unser Zeug dann doch los.


    Das ist alles sehr zügig gegangen bisher und so macht uns auch die gewaltige Schlange vor der Security keine Bange. Flughafenmitarbeiter halten Klemmbretter hoch, auf denen durchsichtige Plastikbeutel kleben, in die man Gels und Flüssigkeiten in Probengröße sortieren soll, damit man sie im Handgepäck mitnehmen darf. Ist seit gestern so, vorher ging hier mit Liquids (außer Babymilch) gar nichts. Aber jetzt haben die FAA und das FBI und Homeland Security und überhaupt alle gemerkt, dass man mit kleinen Mengen Mineralwasser und Duschgel kein Flugzeug vom Himmel holen kann. Sagt jedenfalls der zuständige Minister. Am End’ interessiert es aber keine Sau, dass Conny eine halbe Drogerie im Handgepäck mitführt. War ja auch schon beim Hinflug egal. Nach 25 Minuten sind wir auch durch die letzte Sicherheitsschleuse.


    Jetzt haben wir noch massig Zeit, da führt uns der Zimtgeruch geradewegs in eine Cinnabon Filiale. Genial! In Cinnamon Rolls sehen Conny und ich ja eine gewaltige Marktlücke in Deutschland. Wir können da jedenfalls nie widerstehen. Das perfekte Abschlussessen!


    Der Flieger rollt dann sogar überpünktlich vom Gate weg, kurvt aber eine halbe Stunde übers Rollfeld bis sich der Stau an der Startbahn endlich aufgelöst hat. Kennt man ja von Frankfurt. Conny ist da dank der Reisetabletten schon längst eingeschlafen. Der Flug geht über den Grand Canyon und an den schneebedeckten Gipfeln der Rocky Mountains entlang nach Denver. Der Flughafen hier hat die Fläche von Manhattan. Jeder Airport braucht halt irgendein Superlativ.


    Drei Stunden haben wir Zeit bis zum Weiterflug nach Frankfurt. Mit einer U-Bahn fahren wir ins richtige Terminal, ich haue mir den Bauch mit Chicken Wings von KFC voll (Conny holt diese Übung später mit einer Portion Orange Chicken von Panda Express nach), checke im Internet die Champions League Ergebnisse von vor einer halben Stunde, kaufe noch ein paar Bücher und melde uns bei der Einreisebehörde ab. Auch das geht jetzt an einer Maschine: man hinterlässt nochmal Fingerabdrücke und ein nettes Foto, scannt den Pass und dann bekommt man eine Quittung ausgespuckt. Damit sind wir offiziell jenseits der Grenze. Den bei der Reise in den Ausweis getackerten grünen Beleg muss man aber immernoch abgeben, nämlich bei der Fluggesellschaft. Sonst: Guantanamo. Mindestens.


    Lufthansa fliegt von Denver die wahrscheinlich älteste 747 der ganzen Flotte. Von außen wie innen wirkt die Maschine doch etwas verwohnt. Liegt wahrscheinlich daran, dass sie die einzige Fluggesellschaft auf dieser Strecke ist. Wir haben aber zum Glück eine Zweierreihe recht weit hinten reserviert. So stört man wenigstens niemanden beim Aufstehen.


    Dass wir nicht mit einer US-Airline fliegen, merken wir spätestens nach dem Essen, als die Gänge plötzlich vor Leuten wimmeln, die aufs Klo gehen oder ihre Mitreisenden drei Reihen weiter hinten besuchen. Streng verboten solche Zusammenrottungen in amerikanischen Fliegern. Hier ist das ganz entspannt. Nicht ganz so entspannt ist der kurze Schlaf in so einem Economy-Sitz, aber die Nacht geht auch vorbei und um kurz nach 11 Uhr landen wir mit etwas Verspätung (wegen Nebels) in Frankfurt.


    Durch die Baustelle schlängeln wir uns Richtung Passkontrolle und Gepäckausgabe. Unsere Taschen und Koffer kommen mit als Erste raus, um 11:59 Uhr sitzen wir in der S-Bahn Richtung Mainz.


    The End

  • Hi Oli,


    schade, daß der Urlaub (naja, eigentlich eher der Bericht :-)) schon vorbei ist.
    Gern gelesen, kurzweilig geschrieben,
    aber wie kann man im Bellagio nur vorbei cruisen, da muß man mindestens 3 Runden davorgestanden sein

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