Reisebericht: Dellenbaugh Tunnel

  • Dellenbaugh Tunnel:


    Ein Tunnel in der Wüste? Was soll denn das sein und wenn schon, was um alles in der Welt ist daran sehenswert? Gehen wir mal ohne Vorurteile an die Sache ran - lassen wir uns überraschen!


    Moab - die US 191 bringt uns an Arches N.P. un der Zufahrt zu Island in the Sky vorbei nach Norden in Richtung Autobahn. Rund 15 Meilen, nachdem wir die Town verlassen haben schwingt sich die Strasse über die Eisenbahn - aber halt, das ist zu weit, wir biegen ca. 700 Meter vor der Brücke nach links auf die Blue Hills Road ab. (UTM 12S 060966x, 428942x) Die Strecke ist eine breite Gravelroad, leicht mit jedem Auto zu befahren, solange es trocken ist und der Fahrer eines Pkw Vorsicht walten lässt.


    Nach 2 Meilen die Hochspannungsleitung, die Strasse biegt langsam in nordwestliche Richtung ab. Links folgen die grauen, nicht allzu hohen Blue Hills, rechts die graue Ebene. Einen Schönheitspreis gewinnt die Gegend nicht! Sieben Meilen in etwa, dann erreichen wir eine Kreuzung (UTM 12S 060011x, 429305x), die Dubinky Well Road zweigt nach rechts ab und wir folgen dieser historischen Route auf Island in the Sky, bevor die moderne UT 313 durch den Seven Mile Canyon existierte. Auch hier geht es noch mit dem Pkw weiter. Die Blue Hills werden durchquert, die Landschaft wandelt sich. Weite Blicke nach Westen tun sich gelegentlich auf. Zur Rechten werden die gestreiften, sanften Cliffs der Rainbow Rocks sichtbar - eine andere Geschichte!


    Nochmal 7 Meilen ab der letzten Abzweigung gerechnet, dann treffen wir auf das alte Windrad von Dubinky Well, dem namensgebenden Platz. Nur eine viertel Meile dahinter (UTM 12S 059723x, 428286x) führt ein Weg nach Westen. Schlechter zwar, aber nicht schlecht! Voraus erkennt man dunkelrote Felsen, der markante Monolith am südwestlichen Ende trägt den treffenden Namen "The Tombstone". Er bildet eine von Westen weithin sichtbare Landmark, die die Orientierung in dem sich bis zum Green River erstreckenden Labyrinth aus Navajo Sandstein wesentlich erleichtert.


    Am Tombstone wird es Zeit für eine Entscheidung! Haben wir einen Pkw, bleibt dieser hier stehen, die verbleibenden 1,6 Meilen (2,6 km) werden gewandert. Haben wir ein 4WD und etwas Erfahrung, dann könne wir fahren. Direkt am Tombstone zweigt ein Trail nach Südwesten ab - nur zwei Spuren für die Räder führen durch die bewachsenen Dünen weiter. (UTM 12S 059422x, 428212x) Mehr und mehr gewinnt man einen Eindruck von der weiträumigen Landschaft, in die wir eintauchen.


    Nach vielleicht 0,3 Meilen eine Felsplatte mit Aussicht! gehts hier weiter? Ja, aussteigen und schauen, am linken rand gehts eine Stufe tiefer. Eine erste, nicht allzu schwere Abfahrt, weitere werden folgen.


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    Stellen dieser Art gibt es einige zwischen The Tombstone und Dellenbaugh Tunnel


    Insgesamt setzt sich der Trail aus sandigen Strecken und dem Fahren auf Slickrock zusammen. Die hellgrauen Navajo-Hügel bilden auch zumeist die Schrägen, über die der Trail Höhenunterschiede überwindet. nicht wirklich schwierig, aber eine Herausforderung für manchen Hobbyfahrer. Wem das zu viel wird, kann immer noch aussteigen und den Rest laufen.


    Nach zwei Drittel einer Meile (vom Tombstone gemessen) treffen wir im Wash auf eine Weggabelung. Wir halten uns rechts - links warten andere Abenteuer. Nicht allzu weit und der Wash, dem wir folgen, trifft auf ein Slickrock-Feld. Ein Graben im Slickrock schneidet sich rasch ein, nimmt bei Regen die Wassermengen auf. Der Weg scheint rechts daran entlang zu führen. Das führt in die Irre, nach links über das Slickrock-Feld gehts weiter. In einiger Entfernung treffen wir dann auch wieder auf leichter zu erkennende Spuren im Sand.


    Diese Stelle ist geologisch eine Schlüsselstelle. Der Spring Canyon Wash durchschneidet hier die harte Navajo-Decke, bildet einen gewaltigen Jump hinunter in seinen tiefen Canyon, der sich bis zur Mündung am Bowknot Bend in den Green River erstreckt. Auch das ist ein eigenständiges Abenteuer, denn der Canyon ist befahrbar!


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    Hier gräbt sich Spring Canyon Wash durch den Navajo Sandstone in die Tiefe


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    Grauweissser Navajo prägt die Landsschaft. Nicht immer ist der Trail leicht zu erkennen


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    Immer wieder geht es Slickrock-Schrägen hinunter. Kein offroad- Hardcore, aber durchaus anstrengend für den Ungeübten


    Wir schlängeln uns weiter über Slickrock und sandige Passagen, enden in nicht allzu grosser Entfernung auf einer kleinen Slickrock-Fläche. (UTM 12S 059314x, 428045x) Hier ist der 4WD-Trail zuende. Weiter gehts nun zu Fuss - wir sind auch schon fast am Ziel angelangt.


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    Vom Trailhead zum Tunnel. Es sind nur wenige Meter. Trotzdem erkennt man das Ziel zuerst nicht.


    In westlicher Richtung finden sich Cairns, denen wir folgen. Kaum 200 Meter und die Cairns leiten uns zu einem engen und etwas steilen Abstieg hinunter in den Graben eines Washs. Nichts Gefährliches oder Schweres, man muss nur schauen, wo man seinen Schritt hinsetzt. Und nun sehen wir es auch schon! Dieser Wash trifft auf eine Felswand aus Navajo Sandstone, untergräbt diese an der Schichtgrenze zum darunter liegenden Kayenta Sandstone und schafft so einen kurzen, natürlichen Tunnel!


    Hier wollen wir rein! Aber warum eigentlich, was ist so toll an dem sandigen und düsteren Gang? Offen gesagt nichts! Aber der Tunnel führt uns zu einer Überraschung. Um die geht es in Wirklichkeit! Taschenlampen braucht es im Übrigen nicht, dazu ist der Tunnel zu kurz, vielleicht 30 Meter - mehr nicht! Genau genommen ist es eine Natural Bridge.


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    Der Einstieg zum Dellenbaugh Tunnel


    Vorsichtig gehen wir durch den Tunnel, erreichen das andere Ende. Auf den ersten Blick eine Landschaft wie gewohnt - Desert Shrub und Pinions. Aber dann erkennen wir die wahre Lage - wir befinden uns auf einer Art riesigem Balkon. Umrahmt von steilen Cliffs im Rücken und vor uns der senkrechte Abfall hinunter ins grüne Paradies des Spring Canyons. Kein Weg ausser dem Tunnel fürt hiaus, das behaupten zumindestens die locals. Ok, mittels bergsteigerischer Mittel......aber das steht nicht zur Diskussion! Rechterhand kann man sich auf einem schmalen Grat nach Nordosten fortbewegen - soweit es Höhenangst und Schwindel erlauben. Irgendwann ist Schluss!


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    Blick vom "Balkon" zum grossen Jump des Spring Canyon Washes. Unter uns das grüne Paradies des Canyons, über dem "The Tombstone" als Leitmotiv thront.


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    Jenseits des Canyons finden sich interessante geologische Strukturen wie diese verbogenen Schichten und der darüber liegende Erosionshorizont


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    Auf diesem schmalen Band kann man sich über den senkrechten Cliffs vorwärtstasten


    Das Bild ist beeindruckend! Der Ort aufgrund seiner Abgeschiedenheit irgendwie magisch! Wir sind hier oben, können das grüne Paradies zu unseren Füssen unmöglich erreichen!


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    Spring Canyon nach Westen in Richtung Green River


    Nachdem wir uns satt gesehen haben, treten wir den Rückweg an. Durch den düsteren Tunnel, den steilen Aufstieg hinauf, die kurze Strecke über Slickrock bis zu unserem Zeichen der Zivilisation, unserem Fahrzeug.Der Rückweg bringt noch einige nette Aufgaben für den Kundigen off pavement, für den Novizen ist er vielleicht schweisstreibend. Aber immer ist der Tombstone zur Stelle, um die Orientierung zu erleichtern.


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    Rückweg zum Tunnel, das eine Natural Bridge ist


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    Auf dem Weg zurück zu The Tombstone erleben wir nochmals das Abenteuer des Slickrock-Fahrens. Der Tombstone grüsst über den Rand


    Der Tunnel wurde im Übrigen nach Frederick S. Dellenbaugh - einem Mitglied der zweiten Powell-Expedition 1871-72 benannt. Die Expedition kam zwar ca. 5 Meilen westlich den Green River hinunter, Dellenbaugh selbst dürfte aber die Stelle nie zu Gesicht bekommen haben.


    Karten:
    - USGS 1:100.000 Serie Moab (nur zur generellen Orientierung - Dellenbaugh Tunnel ist nicht eingezeichnet
    - darauf aufbauend: Hiker´s Map of the Spring Canyon Rimlands, ISBN 0-925685-22-4, Canyon County Publications (mit Beschreibungen. Das Beste für diese Gegend!)


    © RRS 2006

  • Tja folks,


    in der Ecke um Moab gibts jede Menge, das an den meisten Besuchern einfach vorbeigeht. top12 Vielleicht wird damit ein klein wenig klarer, warum wir auch nach so vielen Jahren immer noch neue Ziele haben.


    Was im Moment vorliegt, reicht schon wieder mindestens für 2 Aufenthalte.


    Gruss


    Rolf

  • Hallo Rolf,


    was würden wir nur ohne Dich in Moab machen ?


    Aus Verzweiflung zum x. Mal den Delicate Arch Trail ? top12


    Dank Dir haben wir immer neue Ziele.


    Vielen Dank für Deine hervorragenden Insiderberichte Round Moab.


    Gruss
    Kate

    "We must go beyond textbooks, go out into the bypaths and
    untrodden depths of the wilderness and
    travel and explore and tell the world the glories of our journey."
    (John Hope Franklin)


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