10 Jahre Inferno von Düsseldorf

  • Quelle: Neue Osnabrüker Zeitung


    Das Inferno von Düsseldorf - Vor zehn Jahren brannte der Flughafen


    Von Frank Christiansen
    11.04.2006
    Eigentlich scheint der Schwelbrand in einem Blumenladen des Düsseldorfer Flughafens schon erledigt. Doch der starke Rauch ebbt nicht ab. Ein Feuerwehrmann will auf Nummer Sicher gehen. Er öffnet die Zwischendecke der Ankunftshalle, um einen Blick hinein zu werfen. Es ist der Beginn eines Infernos. Durch den Sauerstoff-Schub wird aus einem Schwelbrand eine Feuerwalze, die sich am 11. April 1996 in Sekunden durch die Halle frisst. 17 Menschen sterben, 88 werden verletzt. Die Schäden und die Kosten für den Wiederaufbau reichen an die rekordverdächtige Summe von einer Milliarde Euro heran.



    Während des Flughafenbrandes stehen zahlreiche Feuerwehrfahrzeuge vor den Parkhäusern des Airports
    Zehn Jahre später erinnert auf den ersten Blick nichts mehr an die Hölle aus Feuer und dioxinhaltigem Rauch. Das Zentrum des Düsseldorfer Flughafens ist ein 600 Millionen Euro teurer Neubau aus Stahl und Glas. Auf den zweiten Blick fallen tausende Rauchmelder, Sprinklerköpfe und triebwerkgroße Entrauchungsanlagen ins Auge, die den drittgrößten deutschen Airport inzwischen zu einem der sichersten der Welt machen.
    Es gibt keine Zwischendecken und praktisch keine brennbaren Materialien mehr. Dafür einen Gedenkraum an die Opfer. Dorthin hat der Flughafen am zehnten Jahrestag der Katastrophe die Hinterbliebenen zu einer Andacht eingeladen: Franzosen, Briten, Italiener und Deutsche. Sie waren zwischen 6 und 54 Jahre alt.


    Um 16.11 soll am kommenden Dienstag (11. April) im gesamten Flughafen der Betrieb für eine Schweigeminute ruhen. Um diese Zeit waren vor zehn Jahren alle Uhren am Airport als Folge des Feuers stehen geblieben.


    Ein Meer von Blaulichtwagen war damals zum Airport geeilt - insgesamt mehr als 1000 Rettungskräfte. Braungebrannte Urlauber irren durch das Wirrwarr, in dem die ersten Leichen in grauen Säcken abtransportiert werden. Der Brandgeruch liegt kilometerweit über der Stadt.


    Acht Menschen sterben in der Air-France-Lounge. Der einzige Überlebende aus diesem Raum rettet sich mit einem Sprung aus dem Fenster und erleidet zahlreiche Knochenbrüche. Sieben Tote werden in Aufzügen nahe der Ausgänge entdeckt. Sie hatten im dichten Rauch die rettenden Türen nicht sehen können und der Rauch hatte die Lichtschranken der Aufzugtüren blockiert. Heute würden die Aufzüge bei einem Feueralarm automatisch eine sichere, rauchfreie Etage ansteuern. Knapp 10 000 Lautsprecher würden die tausenden Besucher warnen und Lichtblitze den Fluchtweg weisen.


    600 Millionen Euro hat der Wiederaufbau gekostet. Zehn bis 15 Prozent davon verschlang der Brandschutz. Nicht nur am Flughafen, im ganzen Land Nordrhein-Westfalen wurden nach dem Großfeuer die Brandschutz-Auflagen verschärft.


    Illegal eingebaute, brennbare Dämmstoffe und unzureichend abgesicherte Schweißarbeiten hatten die schwerste Brandkatastrophe auf einem deutschen Flughafen Realität werden lassen. Gut fünf Jahre später schloss die Strafjustiz ihre Akten: Die Verantwortlichen kommen nach langem, pannenreichem Prozess mit Geldauflagen davon. Nicht die Schuld eines Einzelnen, sondern eine Kette von Versäumnissen haben zu dem Unglück geführt, betont der Richter, als er das Verfahren einstellt.


    Zivilrechtlich ist das Kapitel auch nach zehn Jahren noch nicht abgeschlossen. In 21 Zivilprozessen streiten sich vor allem Versicherungen nach wie vor um gut 100 Millionen Euro Schadenersatz.


    Die Ursache der verheerenden Brandkatastrophe von Düsseldorf 1996
    Düsseldorf (dpa/lnw)
    Das Feuer auf dem Düsseldorfer Flughafen im April 1996 war die bislang schwerste Brandkatastrophe auf einem deutschen Passagierflughafen. 17 Menschen kamen in den Flammen ums Leben, 88 wurden verletzt. Der Brand war in der Ankunftshalle des Charter-Airports ausgebrochen. Schweißarbeiten hatten das Feuer ausgelöst.


    Am Nachmittag des 11. April - auf dem Flughafen herrscht Hochbetrieb - beginnen Bauarbeiter mit Schweißarbeiten an einer Zufahrtstraße über der Ankunftshalle. Unbemerkt rutschen glühende Metallteile durch eine Dehnungsfuge in die mit dem brennbaren Dämm- Material Polystyrol gefüllte Zwischendecke. Ein Schwelbrand entsteht, dessen Ausmaß die Flughafenfeuerwehr zunächst nicht richtig erkennt. Plötzlich fegt eine riesige Feuer- und Rauchwalze durch die Halle.


    Zu diesem Zeitpunkt halten sich im Flughafenzentrum rund 2500 Menschen auf. Für viele von ihnen kommt die Fluchtaufforderung aus den Lautsprechern zu spät: 16 Menschen, darunter ein Kind, verbrennen oder ersticken sofort qualvoll, ein Flughafengast erliegt später im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Feuerwehrleute, teilweise selbst ohne ausreichende Schutzkleidung, finden die Toten in einer VIP-Lounge, auf der Toilette und in zwei Fahrstühlen - mehrere Menschen waren ahnungslos mit dem Lift vom Parkhaus direkt in das Inferno gefahren.

  • Die Flughafenverwaltung und alle, die damit zu tun haben, sind froh, das es so gekommen ist, sonst stände da immer noch der alte Flughafen. Da alles neu gemacht werden musste, wurde auch gleich erweitert und erneuert. Eigentlich ist ein komplett neuer Flughafen entstanden. Das wäre ohne den Brand nie passiert. Und Big Business geht vor ein paar Leben...

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