Eine Vielfliegerstory

  • Ich "bastele" gerade an einem Weihnachtsgeschenk für meine Frau. Am Ende soll ein Buch mit all den kleinen Anekdoten und Geschichten der vergangenen Jahrzehnte in den USA heraus kommen. Es wird also ein sehr persönliches Präsent geben, trotzdem möchte ich die ein oder andere Geschichte hier einfach mal platzieren um eure Reaktionen zu bekommen.


    Heute soll es eine Geschichte aus dem Jahre 1998 geben.


    Die Zahl 7
    Unsere Männertouren sind schon fast legendär. In regelmäßigen Abständen packt Berti (USA-Virus infizierter wie ich und mein Freund/Schwager) und mich der Frust und wir fangen an Pläne für einen kleinen Abstecher in die USA zu schmieden. Diese sogenannten Männertouren nahmen ihren Anfang im Jahre 1998. Damals wollte ich zu einer Fachmesse nach Prince George, British Columbia - Kanada reisen und Berti war sofort Feuer und Flamme um mitzukommen. Da wir aber keine Lust hatten nur für 2 Tage nach Kanada zu fliegen und danach wieder zurück, haben wir darüber diskutiert was man sonst noch so tun könnte. Das Ende vom Lied, wir beschlossen einen kurzen Abstecher in den Südwesten zu machen. Ist ja gleich um die Ecke.


    Auf den Gedanken eventuell in British Columbia zu bleiben, um sich dort einmal umzusehen kamen wir gar nicht. Kanada war nicht eingeplant und die Messe in Prince George nur ein Vorwand, um endlich wieder auf den nordamerikanischen Kontinent zu kommen. Dabei gibt es in Westkanada so umwerfende Nationalparks wie z.B. Banff N.P., Jasper N.P., Mt. Revelstoke N.P. und Glacier N.P., ganz zu schweigen von Vancouver Island oder dem Wells Gray Provincial Park und noch vieles mehr. Aber wir wollten in den Südwesten. Es war bereits schon wieder 4 Jahre her das ich dort mit meiner Frau war und ich wollte endlich wieder rote Steine sehen. Wobei roten Buntsandstein gibt’s am Main auch, aber ich schweife ab. Wir machten uns also auf die Suche nach Flugverbindungen und möglichen Routenplänen.


    Aus heutiger Sicht kam dabei etwas heraus, was man eigentlich niemanden empfehlen kann. Wir verbrachten mehr Zeit in der Luft als anderswo. Wenn wir einmal nicht in der Luft waren, dann waren wir entweder auf einem Flughafen und warteten auf den Anschluss oder wir saßen in einem Auto und fuhren Aussichtspunkte ab. Zeit für Wanderungen blieb da nicht übrig. Wir ließen die Landschaft hinter Autoscheiben oder Flugzeugscheiben an uns vorbeiziehen. Trotzdem waren es tolle 12 Tage die wir unterwegs waren. Wie sagt man so schön, wir waren jung und brauchten das Geld. Für uns könnte man dies umdichten in, wir waren jung und wir brauchten die Erlebnisse.


    Unsere Route sah folgendermaßen aus. Wir flogen von Frankfurt über Montreal nach Vancouver. Wir hatten in Montreal sage und schreibe 7 Stunden Aufenthalt. In Worten sieben Stunden. Was macht man 7 Stunden auf einem Flughafen. Man wartet 7 Stunden und wartet und wartet und irgendwann nach 7 Stunden ist die Warterei vorbei und man darf in den Flieger rein. Man ist selbstverständlich am Ende seiner Kräfte, man war ja bereits schon ca. 8 Stunden im Flieger gesessen. Dann durfte man ja 7 Stunden auf dem Flughafen rumlungern, um dann anschließend nochmals für 6 Stunden in einen Flieger zu hocken. Wir kamen nach dieser Warteorgie völlig “entspannt” am Flughafen in Vancouver an. Wir hatten weder ein Hotel vorgebucht, noch irgendeine Ahnung wo wir übernachten könnten. Wird sich schon finden, denn schließlich hatten wir ja ein Auto gemietet und vor Ort bei der Autovermietung wird man uns schon sagen können wo das nächste Hotel zu finden ist. Könnte man annehmen. Leider hatte die Dame am Schalter keine Ahnung wo das nächste Hotel zu finden wäre. Sie arbeitete ja nur hier. Ich glaube ja, wenn ich sie gefragt hätte in welcher Stadt wir uns befinden, sie hätte keine Ahnung gehabt. Also fuhren wir nachts um 11 Uhr aus dem Parkhaus raus, wo die Autovermietung untergebracht war und Richtung Vancouver. Nach ca. 5 min sahen wir schon die erste Werbetafel und steuerten ein Hotel an. Okay, die erste Nacht war gerettet.


    Am nächsten Tag fuhren wir nach Norden Richtung Prince George. Am dritten Tag besuchten wir die Messe. Am vierten Tag fuhren wir wieder Richtung Vancouver und am darauf folgenden Tag ging unsere Odyssee in Richtung Las Vegas weiter. Wir nahmen aber keinen Direktflug von Vancouver nach Las Vegas. Nein, unser Flug ging über Phoenix nach Las Vegas. Selbstverständlich mit ca. 2,5 Stunden Aufenthalt in Phoenix, Arizona. Was macht man 2,5 Stunden in Phoenix auf dem Flughafen. Man muss weder einreisen in die USA, denn das hatten wir bereits in Vancouver am Flughafen erledigt, noch muss man auf seinen Koffer warten. Der wird direkt durchgeschleift. Wir entschieden uns für eine Sportsbar und für ein Gläschen Bier. Danach noch ein Gläschen Bier, wir hatten ja noch Zeit. Weil wir noch ein wenig mehr Zeit hatten, entschied Berti sich noch für eine Bloody Mary. Die Bloody Mary´s waren so was wie der Renner der Bar. Sehr viele Fluggäste haben sich diesen Drink noch kurz vor ihren Starts in den Kopf geschoben. Wir waren also recht gut drauf, als wir in den Flieger nach Las Vegas stiegen. Blöd war, dass der Flug mit Turbulenzen nicht geizte. Der Landeanflug in Las Vegas selber war dann das heftigste was ich bis zum Jahre 2006 mitgemacht hatte. Da wurde er dann leider getoppt vom Landeanflug in Denver. Im Gegensatz zu Denver blieb aber das Bier in Las Vegas bei mir.


    Wir waren also in Las Vegas und machten eine 6 tätige Rundtour rund um den Grand Canyon. So ungefähr könnte man sagen. Las Vegas - Grand Canyon - Monument Valley - Bryce Canyon - Zion N.P. und zurück nach Las Vegas. Wie kommt man jetzt wieder zurück. Normalerweise fliegt man von Las Vegas über irgendein Drehkreuz im Osten nach Frankfurt oder München. Nein, aber nicht wir. Unser Rückflug ging von Vancouver Nonstop nach Frankfurt. Blöd nur, wir mussten wieder nach Vancouver. Also das gleiche Spiel wieder zurück. Flug von Las Vegas nach Vancouver mit umsteigen in Phoenix. In Vancouver nochmals eine Nacht verbringen, diesmal ohne Auto. Wir fuhren per Taxi zum Hotel, das wir ja schon von der Ankunft kannten. Dort bekamen wir das letzte Zimmer in dieser Nacht für ein wahnsinniges Geld vermietet. Am nächsten Tag fuhren wir dann mit dem Hotel Shuttle zum Flughafen. Warteten nochmals einige Stunden auf den Flieger und flogen dann Nonstop nach Frankfurt.


    Wir hatten es also geschafft, innerhalb von 12 Tagen sage und schreibe 7 Mal zu starten und 7 Mal zu landen. Die Zahl 7 verfolgte uns also in diesem Urlaub von Anfang an. Das beste daran war, diese vielen Flüge und diese Umsteigearie waren sehr viel billiger als alle anderen Direktflüge die uns so angeboten wurden. Wir haben halt dem schnöden Mammon wegen das alles mitgemacht. Irgendwie war es aber auch schon wieder interessant. Für ein paar Tage konnte wir uns wie Vielflieger fühlen. Es fehlte nur die Business Lounge.

  • ein interessanter Bericht - wie wirst DU ihn einbinden? Machst DU das selbst (wie?) oder hast DU ne gute Druckerei an der Hand, die das günstig gestaltet?
    Gruss
    Usabima

  • Tolle Story.


    Wenn ich Deine Frau wäre, würde ich mich über so ein persönliches Weihnachtsgeschenk freuen. Da es einfach schöne Erinnerungen sind und einem noch ein paar Sachen dazu einfallen.


    Da fällt mir wieder unsere Reise von 1999 ein.


    Kurzfristig einen Flug nach Detroit (ist damals von Stuttgart nach Detroit eingeweiht worden) ergattert (waren supergünstig bei LH).


    Ursprünglich hätten die 10 Tage Urlaub im Osten von USA und Canada stattfinden sollen. Aber das Wetter wollte nicht so wie wir. Niagara Fälle bei strömenden Regen zu erleben war nicht wirklich nicht in unserem Sinne.


    Also kurz entschlossen von Detroit nach Las Vegas mit dem Auto. Da haben wir auch den grössten Teil der Landschaft hinter den Fensterscheiben erlebt. Um dann in L.V. anzukommen und kein Zimmer zubekommen. Fast die ganze Nacht L.V. und Umgebung abgefahren um dann ganz erschöpft im Parkhaus vom Sahara zu landen und zu viert irgendwie Schlaf zu finden und am nächsten Tag dann in einem verrauchten Hotelzimmer totmüde ins Bett zufallen.
    Es war eine interessante Reise. Aber ich würde sie nicht mehr in dieser kurzen Zeit machen wollen. Immerhin mussten wir ja wieder nach Detroit zurück.

  • Zitat

    Original von usabima
    wie wirst DU ihn einbinden? Machst DU das selbst (wie?) oder hast DU ne gute Druckerei an der Hand, die das günstig gestaltet?


    Erstmal habe ich alles in Word geschrieben und dazugehörige Bilder eingebunden. Danach wird das alles ins PDF-Format konvertiert und einem Freund mit einer Druckerei übergeben. Der macht dann ein Buch daraus.


    Soviel zur Theorie. Allerdings ist die Word-Datei noch nicht ganz fertig. Die Texte sind zwar weitestgehend geschrieben, aber die Bilder noch nicht vollständig eingebunden. Vor allem weil die Bilder aus den 80er und 90er Dias sind und noch eingescannt werden wollen.


    Aber bis Weihnachten ist ja noch viel Zeit :-)


    so long
    alljogi

  • alljogi,


    finde ich eine gute Idee, denn Du schreibst immer recht interessant.


    Bis Weihnachten haste noch bischen Zeit, aber ich bin sicher das sich Deine Frau darüber freuen wird. Es ist etwas persönliches.


    Ich bekam so etwas in der Art von meiner Firma, nachdem ich nach 23 Jahren bei dieser Firma in den Ruhestand ging, mit vielen schriftlichen Beiträgen und Bildern während dieser Jahre - auch in einer art Buchform.
    Es war eine Überaschung und ich war so gerührt darüber, dass mir die Tränen in den Augen standen.

  • Wenn auch eine kritische Anmerkung erlaubt ist:


    So interessant diese Geschichte ist, aber sie hat offensichtlich nichts mit der
    Beschenkten zu tun und wäre daher eher für ein persönliches Buch des
    Autors geeignet.


    Ich kann mir vorstellen, dass es Deiner Frau besser gefallen würde, wenn
    sie beim Lesen eigene Erlebnisse noch mal Revue passieren lassen könnte.


    Ansonsten ist das eine klasse Idee, die ganz viel Liebe beinhaltet.

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