Zwiebeln und Rosen oder warum stinkts hier so?
Passt nicht zusammen? In Utah schon! Dann nehmen wir noch einen Kuhkopf und Polares hinzu und schon gibt es eine abwechslungsreiche Rundtour mit guten 1.200 Meter Höhenunterschied. Fernblicke inbegriffen, - 4WD - Abenteuer auch! Das wär doch was? Und die Anforderungen? Nun, mit einem SUV sollte man schon recht gut umgehen können.
Starten wir mal wieder in Moab und dann in Richtung Osten am Colorado River entlang! Wie langweilig - das hatten wir doch schon! Ja, allerdings - aber die Anfahrt ist halt nun mal so und es dauert auch nicht so lange, bis es interessanter wird. Durch den Big Bend und vorbei am Castle Valley gehts nach Nordosten hinein ins weite Richardson Amphitheatre. Halbrechts vorn grüssen die Fisher Towers, rechts vor den prächtigen LaSals Adobe- und Fisher Mesa. Eigentlich müsste es jetzt 2 Stunden vor Sonnenuntergang sein, um das beste Licht zu haben, aber dann wirds nichts mehr mit unserer Tour.
So um die 6 Meilen hinter dem Abzweig ins Castle Valley gehts über den fast immer Wasser führenden Onion Creek hinweg - kann man auch leicht übersehen - und 600 Meter weiter steht der Wegweiser zu den Fisher Towers. Was sagt uns das? Wir sind zu weit gefahren! Also zurück nach Südwesten über den Creek und dann links Ausschau halten nach einem Schild "Taylor Ranch und einem breiten, ziemlich guten Weg! Das ist es! ( ca. 12 S 0630xx, 42878xx - der Weg wurde in den letzten Jahren geringfügig verlegt) Hier beginnt die Onion Creek Road hinauf ins Fisher Valley. Die Zwiebeln hätten wir dann schon mal!
Zwei Meilen recht ebene Strecke, zur Linken die Fisher Towers und dann auf einmal müssen wir durch den Bach! Keine Brücke, nein, wirklich mit dem Auto durch den Bach! Keine Angst, der tut nichts und im Schlamm wird auch niemand versinken. Es gibt nämlich keinen, nur Sand und Steine. Ungefährlich bei normalen Bedingungen, sogar für etwas Geübte noch mit einem nicht zu tief sitzenden Pkw zu machen. Es sei denn, wir hätten gerade heftige Niederschläge gehabt oder Schneeschmelze. Aber das weiss man ja und wenn Gewitter drohen muss es ja nicht gerade diese Route sein. Die Bachdurchquerung wird nicht die letzte sein. Je nach aktuellem Wegverlauf - der kann sich gelegentlich etwas ändern - gibts das noch mehr als zehnmal auf den nächsten Meilen.
Langsam wird das hügelige Land schroffer, der Bachlauf schneidet sich tiefer ein, man kann es schon ein Tal nennen. Das Gestein ändert sich vom üblichen Gelbrot zu einem tiefen Rot bis Schokoladenbraun. Es gibt kaum glatte Flächen, aber auch keine scharfen Kanten. Eben typisch Cutler Formation, einer recht altes Gestein, das man auch u.a. am Hurrah Pass und dem Monument Basin am White Rim Trail findet. Schauen wir genau hin - die Fisher Towers sind anders rot und haben eine andere Oberfläche. Denn sie bestehen aus Organ Pipe Rock! Entlang des Onion Creek wird das Cutler immer phantastischer, monumentähnliche Figuren stehen über dem jetzt zur Schlucht werdenden Tal!
Onion Creek Road:
In den engeren Stellen scheint das Licht röter zu werden. Fisher Mesa zur Rechten und die Power Pole Mesa bzw. Top of the World (http://www.usa-stammtisch.de/wbb2/thread.php?threadid=1271
Sie wollten doch schon immer hoch hinaus?) links türmen sich über 500 Meter hoch auf. Jetzt beginnt der schmalste Teil. Hier kann man im Übrigen das engste Teilstück im Sommer gut im Bach erwandern, ein herrlicher kühler Platz, wenn es sonst brütend heiss ist. Der Fahrweg steigt an und dann doch - an einer Stelle geht es nicht ohne Brücke. In erheblicher Höhe überspannt sie den klammähnlichen Teil des Creeks. Ganz allmählich ändert sich der Canyon, die Seiten werden wieder weniger schroff, es wird auch etwas weiter.
Am oberen Ende der engen Schlucht:
Und die Gesteinsfarbe änders sich irgendwann. Nicht dass sie schöner würde, - sie wandelt sich in Grauschwarz, Grau und gelegentlich etwas Hellgrau bis weiss. Auch die Formen des Gesteins werden anders, irgendwie grober. Der Bach zur Rechten ist wieder fast auf gleicher Höhe mit dem Weg. Gelegentlich finden sich weisse Ablagerungen auf dem Boden.
Und je nach Jahreszeit und Wetterlage stinkt es! Jetzt wird der Name Onion Creek klar! Woher das kommt? Links in dem dumpfgrauen Gesteinen gibt es immer wieder kleine Einschnitte und Nischen. Und in einem davon eine Quelle, die das geruchsintensive Wasser fördert das in den Onion Creek fliesst. Ja und das Gestein? Ist eine wirkliche Besonderheit! Gibts in der ganzen grossen Region in dieser Form nur hier zu sehen, ohne in die Tiefe zu bohren. Es ist Gips und Salz! Natürlich nur unter den trockenen klimatischen Bedingungen des südlichen Utahs zumindest von einiger Dauer. Das gleiche Material, das zu der Bildung der grossen Salztälern im Umkreis (Castle -, Salt -, Spanish -, Lisbon -, Paradox - und Sindbad Valley) führte. Hochgedrückt durch überlagernde Gesteinsschichten grosser Mächtigkeit.
Der Salzriegel:
Dieser Salzriegel - am besten zu überblicken von Top of The World - führt zu einer weiteren geologischen Kuriosität. Aber dazu kommen wir noch! Erst mal müssen wir die nächsten Steigungen erklimmen, die sich auf rote, wie aus Sand bestehende Hügel hinaufwinden. Oben angekommen die Überraschung - ein weites, grünes Tal mit praktisch topfebenem Boden. Das Fisher Valley! Und drehen wir uns um - da sieht man den grauen Salzriegel canyonabwärts und es ist augenscheinlich, wie der Bach diese Ebene anknabbert und abträgt. Gut kann man sich vorstellen, wie sich hinter der aufquellenden Salzbarriere Sedimente ablagerten bis der Kessel voll war und dann der Bach oben drüber einen neuen Ausweg fand, - sich dabei erneut in die Tiefe schnitt und jetzt beginnt, das Tal wieder auszuräumen. Auch Landschaft lebt!
Das weite, grüne Tal vor den hohen LaSals hat durch seine Andersartigkeit einen besonderen Reiz. Das haben auch frühe Siedler erkannt. Hinten im Talkessel gibt es eine Ranch. dazu gehört auch der gesamte Talboden. Die Besitzer haben nichts dagegen, wenn der Weg benutzt wird, aber sie mögen auch ihre Privatsphäre. Also wegbleiben von der Ranch an sich. Aber da wollen wir auch nicht hin.
Ist die Ebene erreicht geht es eine gute Meile weiter bis ein Bach (meist trocken) von links kommt. In der Richtung liegt eine verkippte, wie halb versunkene Felsmasse. Dort werden wir mal zu einem Abstecher hinfahren. Diese Spur hat sich schon des öfteren verändert, weil sich der bach immer wieder mal den weg geholt hat. Jedenfalls kann die Spitze oder etwas rechts davon als Anhaltspunkt dienen. Nahe des Felsens müssen wir über den Bach - kann sein, es ist ein Wellrohr vergraben, kann sein, dass es wieder mal weggespült ist und wir uns (ab jetzt nur noch mit 4WD!) die steilen Bachufer runter und rauf quälen müssen. Links gehts am Felsen vorbei, erst auf recht guter Strecke, dann immer holpriger, viele Steinstufen und quer laufende Wasserrinnen. Manche davon so keilförmig, dass man mit einem langen Fahrzeug wirkliche Schwierigkeiten - vorn und hinten gleichzeitig aufsetzen - bekommen kann. Eine wilde Landschaft, ganz anders als das grüne sanfte Tal hinter uns.
Jetzt kommts drauf an wann und wo wir die Lust verlieren oder unser Können nicht mehr mit den Anforderungen Schritt hält. Aber nur Mut, es könnte schlimmer sein! Links eine Mesa, rechts mehr hügelig, aber auch schon deutliche Täler. Und vor uns? Ja, das ist es, da vorn steigt der Weg auf ziemlich gerader Linie hinauf auf die Mesa. So kommt man also auch zu Top of the World!
Hier ists noch gemütlich und einfach:
Richtig! Oder vielleicht doch nicht? Am Fuss der Steigung erste Zweifel, aussteigen zu Fuss exploren. Sieht ja schlimm aus, tiefe Längsrinnen, böse Felsbrocken, die das aus dem Weg schauen. Teilweise wohl über einen dreiviertel Meter hoch. also so einfach drüberfahren ist nicht und drumrum auch nicht ohne weiteres wegen der geringen Wegbreite. Was nun? Rampen bauen? Steine liegen genug rum - es scheint möglich! Aber diese Schlepperei in praller Sonne - ist es das wert? Also erst mal weiter exploren - weiter rauflaufen! Besser wird es nicht, aber immer länger. Und wenn wir jetzt entscheiden umzukehren, dann ist das nicht ehrenrührig! Denn dies ist Rosegarden Hill, eine der gefürchtesten 4WD-Strecken der ganzen Region. Stockvehicle haben nur mit extrem guten Fahrern samt sehr fähigen Spottern und viel Arbeit eine Chance. 2 bis 3 Stunden sind realistisch! Und um es gleich zu sagen - es lohnt sich nicht! Aber man sollte sowas mal gesehen haben! Jetzt wissen wir, wo die Rosen herkommen und können umkehren. Oder wollen wir doch....?
Also zurück ins Fisher Valley und nochmal in Richtung Ranch. Noch ein Felsklotz zu Linken, dahinter nach knapp einer Meile (ca. 12S 06556xx, 42823xx) gehts in ein kleines Tal nach links. Thompson Canyon Trail. Obwohl man den garnicht erreicht. Auch hier wird bald 4WD notwendig und wir streben durch niedrigen Buschwald aus Juniper und Pines einem kleinen Pass zu. Dort, ziemlich genau auf der "Passhöhe" eines der üblichen Gates. Die Spielregeln sind ja bekannt. Und dahinter? Mal wieder ein Cottonwood Canyon, zum Dolores River entwässernd. Keine Chance, mit einem Auto hinunterzukommen bis zum Fluss! Trotzdem gehts erst mal bergab in ein von rechts kommendes Seitental. Hideout Canyon! Wenn man den Bach gequert hat (oft trocken) , anhalten und nach rechts rauflaufen oder fahren. Da ist ein vielleicht 100 Jahre altes Holzgebäude. Teils verfallen, aber noch ansehnlich. Stellen wir uns vor, hier weit draussen alleine zu leben. Muss man schon gute Gründe dafür haben!
Der Weg steigt an, links der tiefer werdende Cottonwood Canyon, rechterhand Cowhead Hill. Aha! Stellenweise mehr das Befahren einer natürlichen Treppe als einem Weg ähnlich. Vor uns deutet sich der Dolores River Canyon an, dahinter der mächtige Uncomphage Uplift. Wir bewegen uns mehr oder weniger nach NW. Dann öffnet sich der Blick und man erkennt die wahre Grösse dies Dolores Canyons! Gewaltig! Und von hier aus unerreichbar, obwohl mehr als lohnend. Wieder mal eine andere Geschichte! An der Spitze des Cowhead Hills schwenkt der Weg - der Begriff ist gelegentlich geschmeichelt! - nach Süden. Jetzt haben wir den Dolores zur Linken und davor den wilden Thopson Canyon. Auch er zu Fuss nicht ganz einfach zu erreichen. Langsam wird die Fahrerei zur Arbeit, aber es steht noch ein Glanzpunkt aus! Oder vielleicht sogar mehr.
Wir nähern uns rechts wieder den Cliffs hinab in den Cottonwood Canyon und später dem Fisher Valley. Nur auf ca. 300 Meter höherem Niveau. Und aufgepasst! Eine Weggabelung, ca 12 S 0692xx, 428405x. Rechts! Auch wenn es schlechter ausschaut! Ganz schnell sind wir am oberen Rand eines Cliffs. Top of the World lässt ein bischen grüssen. Nun gut es ist dort besser mit der Fernsicht, aber auch das hier ist sehenswert. Besonders die nur wenige 10 cm dicke Gesteinsplatte, die wie ein Balkon von Zimmergrösse über das Cliff hinausragt. 300 Meter Luft unter der Platte. Und sage keiner, er wäre draufgejagt worden!
So, jetzt haben wir noch vielleicht 4-5 Meilen Weg in der bisherigen Qualität vor uns. Links und nochmals gute 300 Meter höher das Plateau von Polar Mesa. Hier oben gabs Bergbau und man findet auch noch heute Überreste der gleichnamigen Ansiedlung. Nicht viel, aber mit der nötigen Imagination! Wenn wir da rauf wollen - es gibt im Übrigen auch sehr schöne Ponderosa Pines - müssen wir nach den genannten 4 - 5 Meilen links auf weitaus besserer Road und steigen nach weiteren knappen 2 Meilen über eine Serpentinenstrecke auf die Mesa hinauf. Ein interessanter Platz zum Exploren. Die Aussicht ist gewaltig, allerdings wegen des Waldes nicht überall einfach. Ganz im Nordwesten gibt es Ruinen und Stellen mit einem nahezu 360° - Rundblick. Eigentlich ein Muss! An Polar Mesa gibts auch Anasazi - Ruinen in Höhlen. Finger weg, hier wurde erst vor wenigen Jahren ein Artefarkte - Räuber zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt!
Zurück zur Kreuzung! Und diesmal nach rechts. Hochwald! Nicht so spektakulär, aber eine Abwechslung. Dann nach ca 3 Meilen eine enge Linkskurve und darin nach rechts ein Weg! Wieder hinunter ins Fisher Valley. 650 Meter Höhenunterschied. Gefahren bin ich ihn nie - kann also sein, dass er privat ist! Aber schauen dürfen wir jedenfalls von hier oben!
Ja und jetzt! Kommt drauf an wie müde wir sind. Nach einer guten weiteren Meile eine grosse Kreuzung. Eine richtig gute graveled road. Das ist die Gateway Road. Nach links gehts dorthin. Sollte man bei Gelegenheit mal fahren, den Gateway hat auch seine Reize. Leider schon wieder eine neue Geschichte! Fahren wir rechts. Nach guten 5 Meilen nach rechts auf die Adobe Mesa mit gigantischem Blick übers Richardson Amphitheatre und Castle Valley mit dem Plug. Einer der unbekanntesten und besten Viewpoints überhaupt! Nochmal drei Meilen und es geht nach rechts hinunter ins Castle Valley und zurück zum Colorado River. Auch ein Salztal. Und der bemerkenswerte "Plug" in der Mitte des Tales ist ein Pfropfen Tiefengestein. Merkwürdig und fremdartig. Rechter Hand hoch über dem Valley die bekannten Felsformationen Priest and Nuns und Castle Rock.
Oder nochmal weiter, gute 8 Meilen auf schlechtem Teer bis aufs Jimmy Keen Flat und dann am Schild nach rechts auf die Sand Flat Road und durchs Mountainbiker - Paradies direkt hinunter nach Moab.
Egal was wir wählen, es war ein langer Tag. © RRS 2004